Franken - Kultur


5

Homosexuelle in Uganda Bei Berührung Gefängnis

Homosexuelle Handlungen sind in Uganda verboten. Ein Gesetzesvorschlag könnte die Lage für Schwule und Lesben sogar noch verschärfen. Er sieht unter anderem die Einführung der Todesstrafe vor.

Von: Christian Schiele

Stand: 28.09.2013 | Archiv

Lesbisches Paar in einem Bett in Uganda | Bild: picture-alliance/dpa

Gleichgeschlechtlicher Sex ist in Uganda verboten und kann heute schon mit mehrjährigen Haftstrafen geahndet werden. So steht es im Strafgesetzbuch. Außerdem sieht das Gesetz lebenslange Haft für Menschen vor, die jemanden kennen, der homosexuell ist – es aber nicht melden. Der Begriff "Homosexualität" taucht in den Gesetzen zwar nicht auf. Dort ist bislang nur die Rede von "Personen wider die Natur". "Faktisch beruft sich die Polizei aber darauf, wenn es um die Verfolgung Homosexueller in Uganda geht", sagt Franziska Ulm-Düsterhöft, Referentin für Afrika bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. 

Gesetzentwurf könnte Homosexualität weiter kriminalisieren

Ein Amnesty-Poster gegen den Anti-Homosexuellen-Gesetzentwurf

Ein Gesetzentwurf könnte die Verfolgung Homosexueller allerdings rechtlich zementieren und die Strafen für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender in Uganda noch weiter verschärfen. 2009 wurde er erstmals ins Parlament eingebracht. Darin ist nun explizit die Rede von "Homosexuellen". Nachdem Deutschland und andere Länder seinerzeit angedroht hatten, Hilfsgelder zu streichen, wurde der Entwurf wieder fallengelassen. Zwei Jahre später – mittlerweile trat ein neues Parlament zusammen – wurde er aber erneut eingebracht. Bis heute liegt er zur Debatte vor, auch wenn er derzeit nach Angaben von Amnesty International offiziell von der Agenda gestrichen ist. "Das Parlament könnte sich aber jederzeit wieder damit befassen und den Gesetzesentwurf verabschieden", sagt Ulm-Düsterhöft.

Todesstrafe für Wiederholungstäter

Käme es soweit, stünden Homosexuellen düstere Zeiten bevor. Denn dann könnte bereits das Berühren einer Person mit der Absicht, gleichgeschlechtlichen Sex zu haben, mit einer lebenslangen Haft geahndet werden. Auch Besitzer von Häusern und Wohnungen, in denen es zu gleichgeschlechtlichem Sex kommt, müssten dann ins Gefängnis. Bei sogenannter schwerwiegender Homosexualität könnte die Justiz sogar die Todesstrafe verhängen. "Mit dem Tod würden homosexuelle Wiederholungstäter und Menschen bestraft werden, die gleichgeschlechtlichen Sex mit Minderjährigen haben", erläutert Ulm-Düsterhöft.

Bevölkerung mehrheitlich gegen Homosexualität

In Uganda lebe derzeit kaum jemand offen homosexuell, so Ulm-Düsterhöft. Ein Grund hierfür sei, dass etliche Religionsgemeinschaften dazu aufrufen, Homosexuelle zu ächten und zu töten. Außerdem lehnen Schätzungen zufolge 98 Prozent der ugandischen Bevölkerung Homosexualität ab. Diese wird als etwas Westliches angesehen, als sündhafter Einfluss aus dem Ausland. "Dabei wurde in Afrika schon vor der Kolonialzeit gleichgeschlechtlicher Sex praktiziert", sagt Afrikaexpertin Ulm-Düsterhöft. In etlichen Ethnien sei beispielsweise die Ehe zwischen zwei Frauen toleriert worden. Die heutige Gesetzgebung, die Homosexualität ablehnt, sei hingegen ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit und habe mit afrikanischen Werten nicht viel zu tun. Deshalb sei es absurd, wenn Homosexualität von afrikanischen Politikern als Import aus dem Westen gebrandmarkt werde.

Feindseligkeit auch in anderen Teilen Afrikas

Auch in anderen afrikanischen Ländern nimmt die Feindseligkeit gegenüber Homosexuellen zu. Inzwischen würden in 38 der 48 afrikanischen Staaten südlich der Sahara gleichgeschlechtliche Beziehungen verfolgt, so Amnesty International. Im Süd-Sudan und Burundi seien kürzlich neue Gesetze zur Bestrafung von Homosexuellen beschlossen worden. In Liberia und Nigeria würden solche Gesetze im Parlament derzeit diskutiert. "Homophobie hat ein gefährliches Ausmaß angenommen", heißt es in dem Amnesty-Bericht mit dem Titel "Wenn Liebe zum Verbrechen wird".


5