Franken - Kultur


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29. Africa Festival Würzburg Würzburg und das Africa Festival

Das "Africa Festival" ist untrennbar mit Würzburg verbunden. Die Domstadt steht immer für vier Tage ganz im Zeichen des Events. Dort ist auch der Trägerverein "Afro Projekt" beheimatet, der seit 27 Jahren einen der kulturellen Höhepunkte im Jahreskalender der Mainfrankenmetropole ausrichtet

Stand: 14.05.2014 | Archiv

Umzug in Würzburg anlässlich des "Africa Festivals" (Aufnahme aus dem Jahr 2000) | Bild: picture-alliance/dpa

Dass die Großveranstaltung in Würzburg stattfindet, ist kein Zufall, reichen doch die Verbindungen zwischen der Domstadt und dem schwarzen Kontinent weit zurück: In Würzburg haben das Missionsärztliche Institut und die "Deutsche Lepra- und Tuberkulose-Hilfe" (DAHW) ihren Sitz. Beide Einrichtungen engagieren sich seit Jahrzehnten erfolgreich in und für Afrika.

Trägerverein "Afro Project"

Offene Bühne des Würzburger "Africa Festivals" mit "Afro Project"-Transparent

Das "Afro Project" ist ein Verein, der afrikanische Musik und afrikanische Kultur über Ausstellungen, Workshops und Konzerte verbreiten und bekannter machen will. Viele Mitglieder des "Afro Projects" sind ehrenamtlich tätig. Der Verein sieht das "Africa Festival" seit jeher als Beitrag zur Völkerverständigung. Das "Afro Project" erhielt 2005 den Award des Africa Festivals. Stefan Oschmann ist der Motor des "Afro Projects" und Kulturmacher aus Leidenschaft. Im Hauptberuf Psychologe, organisiert er das "Africa Festival" von Beginn an zusammen mit einem Heer von engagierten freiwilligen Helfern. Bis heute mischt bei der Großveranstaltung kein kommerzieller Veranstalter mit.

Afrika-Reise und Konzertbesuch gaben den Anstoß

Stefan Oschmann vom "Afro Project"

Die Teilnahme an einer Hochzeit in Guinea, als Stefan Oschmann Tanz und Musik seiner Gastgeber direkt und intensiv miterlebte, hatte ihn so begeistert, dass er die afrikanische Kultur, insbesondere die Musik, in unverfälschter Form auch in Deutschland bekannt machen wollte. Den ausschlaggebenden Impuls gab ein Konzertbesuch in Amsterdam: Während einer Holland-Reise mit Freunden hatte er die Musikgruppe "Africa Soli" aus Guinea gesehen. Davon waren er und seine Freunde so fasziniert, dass sie überlegten, die Gruppe nach Würzburg einzuladen. Oschmanns Idee kam an: Immer mehr Würzburger ließen sich für die ungewohnten Rhythmen und Klänge begeistern.

Die Mainfrankenmetropole und das "Africa Festival"

Künstler des "Africa Festivals" vor dem Würzburger Kiliansdom

Schon lange gehört das "Africa Festival" in der Mainfrankenmetropole zu den alljährlichen kulturellen Höhepunkten. 1996 vergab die Stadt Würzburg ihre Kulturmedaille an Festivalleiter Stefan Oschmann. 2008 erhielt die Stadt Würzburg im Gegenzug den Africa Festival-Award. In diesem Jahr stand die Großveranstaltung unter dem Motto "Was Würzburg mit Afrika verbindet". 2009 gab es für Oschmann die Bayerische Staatsmedaille für Verdienste um die bayerische Gastlichkeit. Für seinen Beitrag zur Völkerverständigung wurde Stefan Oschmann auch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Einer der Leitgedanken des "Africa Festivals" lautet: Different Colours - one People.

Aufgrund des "Africa Festivals" ist die Domstadt seit über 20 Jahren Treffpunkt für viele Afrikaner, die in Deutschland leben. Beim "Africa Festival" sehen sie einmal im Jahr Landsleute und Freunde. Viele Afrikaner betonen bei ihren Besuchen, dass sie die gute Atmosphäre in Würzburg schätzen und sich hier sicher und wohl fühlen. Während des Festivals lebt Würzburg den Traum von der einen Welt. "Different Colours – one People" lautet das Schlagwort der Großveranstaltung in der Mainfrankenmetropole.

Wie eng Würzburg oder vielmehr die Würzburger mit dem "Africa Festival" verbunden sind, zeigt die große Solidarität, als 2013 hochwasserbedingt ein Großteil der Großveranstaltung entfiel. Spontan kam es in Diskotheken, auf einem Weinfest und beim Mozartfest zu Spendensammlungen und Spendenaufrufen. Insgesamt konnten so etwa 200.000 Euro aufgebracht werden. Zudem stundete die Stadtverwaltung den Veranstaltern Rechnungen und Gebühren.

Würzburg und Afrika

Als Heimatstadt zahlreicher Missionare befindet sich Würzburg seit etlichen Jahrzehnten in Kontakt mit dem afrikanischen Kontinent. Sichtbare Resultate des intensiven Austauschs sind das Missionsärztliche Institut, und die "Deutsche Lepra- und Tuberkulose-Hilfe" (DAHW), die beide in der Domstadt ihren Sitz haben. Das DAHW wurde 1957 als "Deutsches Aussätzigen-Hilfswerk" gegründet und unterstützt vor allem Lepra- und Tuberkulosekranke. Das Missionsärztliche Institut besteht bereits seit 1922. Sein Schwerpunkt ist die Tropenmedizin.

Um den engen Kontakt zu Afrika zu dokumentieren, ging Würzburg 1966 die Partnerschaft mit dem tansanischen Mwanza ein. Ausdruck der Städtepartnerschaft sind unter anderem die über 1.000 neuen Schulbänke für die afrikanische Stadt, die die Würzburger seit dem Jahr 2009 gestiftet haben. Aufgrund der Verbundenheit zu Afrika beteiligte sich Würzburg 2004 und 2011 an Städtewetten zugunsten von Karl-Heinz Böhms Äthiopienhilfe "Menschen für Menschen". Im Jahr 2006 bezog die ghanaische Fußballnationalmannschaft während der Fußballweltmeisterschaft ihr Quartier in der Domstadt. Kofi Nsiah, Generalsekretär des ghanaischen Fußballverbandes, würdigte damit die langjährige Verbundenheit von Würzburg mit dem schwarzen Kontinent.


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