Franken - Kultur


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Sozialgeschichte Aufbruchstimmung im 19. Jahrhundert

Die industrielle Revolution, zwei Weltkriege und das Wirtschaftswunder haben auch in Unterfranken ihre Spuren hinterlassen. Insgesamt ist die Bevölkerung seit 1818 um 160 Prozent gewachsen – auf aktuell 1,31 Millionen.

Stand: 19.03.2014 | Archiv

In Egerländer Tracht gekleidete Frauen | Bild: picture-alliance/dpa

Damit belegt der Regierungsbezirk in der bayernweiten Einwohnerstatistik Platz 4, das ist die goldene Mitte. Experten sagen allerdings voraus, dass die Bevölkerung bis 2031 um sechs Prozent zurückgehen soll.

Boom-Stadt Schweinfurt

1818 lebten im Untermainkreis rund 500.000 Menschen. Die Industrialisierung lockte viele Arbeitnehmer nach Nordbayern und hier vor allem in die Städte. Den größten Einwohnerzuwachs konnte Schweinfurt verbuchen. 1865 rauchten hier 26 Fabriken, den 9.500 Einwohnern stand mit Eisenbahn, Gaswerk und Wasserleitungen eine moderne Infrastruktur zur Verfügung.

Besondere Rolle Aschaffenburgs

Das Pompejanum in Aschaffenburg.

Eine besondere Rolle fiel Aschaffenburg zu. Die  Residenzstadt des gleichnamigen Fürstentums (1803-1810) und spätere Hauptstadt des Großherzogtums Frankfurt (1810-1813) drohte plötzlich in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Deshalb war man in München extrem bemüht, Aschaffenburg ins Staatsgebiet zu integrieren. Ein wichtiges Zeichen setzte Ludwig I. mit seinem Besuch im Jahr 1826. Der König förderte kommunale Projekte wie den Bau des Krankenhauses und die Einrichtung einer Gewerbeschule, 1848 wurde außerdem das "Pompejanum" fertiggestellt – es lag Ludwig I. besonders am Herzen. 1895 wohnten in Aschaffenburg mehr als 15.000 Menschen, fast dreimal so viele wie 1805.

Auch Würzburg wächst

Würzburg öffnete sich ab 1867 nach allen Seiten: Historische Mauern und Tore wurden niedergerissen, es entstanden neue Straßen, Häuser und Stadtteile. Aus der mittelalterlichen Bischofsstadt wurde ein wichtiges Zentrum. 1892 wurde das Justizgebäude an der Ottostraße eingeweiht, 1894 die Löwenbrücke, 1896 die Neue Universität am Sanderring. Bis 1900 wuchs die Bevölkerung auf gut 75.000 Einwohner.

Vertriebene und Flüchtlinge

Heimat verbindet: Zum Sudetendeutschen Tag reisen die Teilnehmer überwiegend in Tracht an.

Der Zweite Weltkrieg traf vor allem die Zentren mitten ins Herz. So wurde die Innenstadt Würzburgs am 16. März 1945 zu 90 Prozent zerstört. Viele flohen vor dem Bombenhagel aufs Land, doch diese Bewegung währte nur kurz. Nach Ende des Krieges stieg die Bevölkerungszahl sprunghaft an, weil Vertriebene und Flüchtlinge Schutz und eine neue Heimat suchten. Insgesamt musste Bayern 1,92 Millionen Menschen aufnehmen, etwa die Hälfte davon waren Sudetendeutsche. Wegen der großen Schäden in den Städten wurden nach Unterfranken nur 174.000 Vertriebene geschickt und überwiegend auf Gemeinden mit bis zu 2.000 Einwohnern verteilt.

Bevölkerungszahl wird zurückgehen

Seit Mitte der 1970er Jahre liegt die Geburtenrate niedriger als die Sterberate, das natürliche Bevölkerungswachstum nimmt ab. Durch Zuwanderung wuchs die Bevölkerung dennoch, insbesondere nach dem Fall der Mauer. Seit 2003 jedoch sinkt die Einwohnerzahl in Unterfranken. Während sich in den Regionen Aschaffenburg und Würzburg bis 2031 die Bevölkerung konstant halten dürfte, müssen Landkreise wie Rhön-Grabfeld und die Haßberge mit einem Rückgang von bis zu zehn Prozent rechnen.


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