Franken - Buchtipps


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Ewald Arenz Der Duft von Schokolade

Die regionalZeit stellt einen historischen Roman vom fränkischen Autor Ewald Arenz vor: "Der Duft von Schokolade" - ein Roman über Lebensfreude, Machtspiele und Stillstand.

Von: Evi Lell

Stand: 06.03.2008

Buchcover Der Duft von Schokolade, Ewald Arenz | Bild: ars vivendi

August Liebeskind, die Hauptfigur in Ewald Arenz "Der Duft von Schokolade" ist ein Geruchsmensch. Wenn die anderen sich in Bildern erinnerten, dachte er an die Düfte. Und er ist ein junger Mann, der nach dem Militärdienst die ganze Leere und Schwere des Daseins fühlt.

"Die Freiheit, das große Meer Zeit zwischen heute und Oktober, war auf einmal nur noch ein Karpfenteich, auf dem man mit dem Fischerkahn große Fahrt spielte. Noch schlimmer: Der Kahn trieb nur und er saß darin und ließ sich treiben."

Textzitat: Der Duft von Schokolade

Und in diesem Gefühl der Orientierungslosigkeit lernt er Elena Palffy kennen. Ein kühle, selbstbewusste Frau, die Hochrad fährt, und vormittags Mazagran - Kaffee mit Cognac - trinkt. Mit Düften will er sie erobern und schickt ihr Schachteln mit Himbeerbrause auf Grasbett, Eicheln und eine Zuckermandel, Salbeiblätter und ein Marillenkonfekt. Es beginnt eine ungleiche Liebschaft, bei der Liebeskind mehr liebt als Elena Palffy, die immer kühl und unnahbar faszinierend bleibt. Eine emanzipierte Frau aus der Zeit der Jahrhundertwende, die Autor Ewald Arenz auch aus historischen Gründen einführt: "Es hat mich auch deshalb interessiert, weil um 1880/1890 die Soufragetten zum Beispiel zu Bombenattentaten gegriffen haben, um ihre Rechte durchzusetzen. Das ist nicht nur Spiel und Spaß gewesen, sondern die haben getötet und Abgeordnete umgebracht", erzählt Autor Arenz.

Cadolzburger Schokoladenfabrik als Vorlage

Ein weiteres Kapitel aus der Geschichte Wiens, der Brand des Ringtheaters, markiert eine Wende im Buch. Liebeskind glaubt, seine Geliebte sei bei dem Brand ums Leben gekommen. Um diesen Schmerz zu verarbeiten, zieht er sich in eine alte Zuckerküche zurück und bannt den Duft einer Liebesnacht in eine Praliné. Diese anregende Kreation macht ihn über Nacht berühmt. Der Roman spielt in Wien und Berlin, doch in der Zuckerküche ist auch ein Stück Franken zu finden. "Was sehr interessant war, war ein Privatbesuch der Schokoladenfabrik in Cadolzburg. Eine halbe Nacht lang wurde ich durch die Fabrik geführt und bekam Maschinen gezeigt. Die haben dort noch eine alte echte Zuckerküche, die dann für die Zuckerküche im Roman Pate stand", so Autor Arenz.

Info und Bewertung

Wertung: 4 Frankenrechen von 5 | Bild: BR

Ewald Arenz: Der Duft von Schokolade, Cadolzburg 2007, Ars Vivendi, 270 Seiten, 17,90 Euro, ISBN 978-3-89716-813-8

Ewald Arenz hat mit "Der Duft von Schokolade" ein intelligentes Buch über das historische Wien, Düfte und Schokolade geschrieben. Anders als es der Titel suggeriert, geht aber es aber um mehr: um Orientierungslosigkeit, Lebensfülle- und freude und um Machtspiele zwischen zwei Liebenden. Nicht zuletzt ist es auch ein Buch über eine Frau, die in der Gesellschaft zur Zeit der Jahrhundertwende keinen Platz findet und auf ihre Art damit umgeht.


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