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31. Africa Festival Würzburg Anfänge, Anwachsen und Bedeutung des Festivals

Was 1989 als von Amateuren organisierte Konzertveranstaltung begann, hat sich längst zum europaweit bekannten Mega-Event entwickelt. Das "Africa Festival" steht in jedem Jahr unter einem besonderen Motto, hat ein abgestimmtes Kulturprogramm und vergibt eine eigene Auszeichnung.

Stand: 04.06.2018 | Archiv

Impressionen vom 29. Africa Festival  | Bild: BR Mainfranken/Josef Lindner

Am Anfang des Internationalen Africa Festivals stand, wie so oft im Leben, ein ganz persönliches Bedürfnis: Stefan Oschmann, ein Psychologe aus Würzburg, wollte einfach häufiger gute afrikanische Live-Musik hören - und das möglichst ohne weit reisen zu müssen. Im Sommer 1988 fand ein kleines Konzert im Autonomen Kulturzentrum Würzburg (AKW) statt. Oschmann und sein Kreis mussten das Konzert selbst organisieren, da sich kein anderer Veranstalter dazu bereit erklärt hatte. Oschmanns Idee kam an: Immer mehr Würzburger ließen sich für die ungewohnten Rhythmen und Klänge begeistern. Der Erfolg ermutigte die Initiative, Ähnliches zu wiederholen.

Geschichte des Africa Festivals 1989 - 2019

Premiere 1989

Das erste "Africa Festival" fand 1989 im Stadtteilzentrum Grombühl mit 1.800 Besuchern und Künstlern aus 32 Nationen statt. Einer der Programmpunkte war die senegalesische Trommelgruppe "N'Gewel Saf Sap". Damit ist das Festival eines der ältesten dieser Art in Europa. Damals war das "Africa Festival" Würzburg ein Nischen-Festival. In den ersten Jahren nahmen die Organisatoren Abstand von politischen Aussagen.

"Von Anfang an wollten wir die Vielfalt der Kultur Afrikas zeigen. Wir wollten die positive Seite von Afrika zeigen, weil wir in den Zeitungen nur die negative Seite gesehen haben. Gerade die kulturelle Vielfalt, der Reichtum Afrikas, das war gerade in den ersten zehn Jahren die Idee."

Festivalleiter Stefan Oschmann

1990 entschieden sich die Veranstalter für die Talavera-Mainwiesen als Standort. In diesem Jahr fanden erstmals Konzerte im Zirkuszelt statt, das seitdem ein Markenzeichen des Festivals ist. Im Jahr 1991 war das Stadtteilzentrum Grombühl zum zweiten Mal Austragungsort für das Festival. Ab 1992 sind die Talavera-Mainwiesen die Heimat der größten Veranstaltung für afrikanische Musik und Kultur in Europa. Aus den im Jahr 1989 spontan zusammengestellten Happenings wurde mit der Zeit eine erfolgreiche Großveranstaltung mit jährlich über hunderttausend Besuchern. Mittlerweile gibt es deutschlandweit zahlreiche Nachahmer-Veranstaltungen.

Äußerungen Prominenter zum Africa Festival

"We South Africans appreciate the continuous efforts of the people of the Federal Republic of Germany to further the awareness of the versatility and depth of African culture in Germany. May this festival bring home to the hearts and minds of the people of Germany the diversity, the strength and the magic of our African culture."

(Nelson Mandela, ehemaliger südafrikanischer Staatspräsident und Freiheitskämpfer)

"Hier in Würzburg wird die große schöpferische Kraft, das große Entwicklungspotenzial Afrikas mit Händen greifbar. Hier ist die Partnerschaft mit Afrika gelebte Wirklichkeit und hier zeigt sich einmal mehr, dass die kulturelle Zusammenarbeit Wegbereiter, Schrittmacher und Vordenker der politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit ist!"

(Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier)

"Schon seit einem Vierteljahrhundert begeistert das größte Festival für afrikanische Kunst und Kultur in Europa seine Gäste. Rund zwei Millionen Menschen haben seither in Würzburg den kulturellen Reichtum unseres Nachbarkontinents hautnah erleben könne. Afrikanische Künstler wissen: Hier in Würzburg finden sie Gehör."

(Joachim Gauck, ehemaliger Bundespräsident)

"Das Africa Festival in Würzburg ist mit Fug und Recht ein Ereignis von internationaler Strahlkraft. Mich persönlich hat das Festival von Beginn an begeistert und ich freue mich auch schon sehr auf das 26. in ein paar Tagen. Ich hoffe inständig, dass wir gutes Wetter haben, so dass die Mühen aller Verantwortlichen in diesem Jahr belohnt werden. Daher würde ich mich freuen, wenn auch möglichst viele dem Spendenaufruf an den Trägerverein Afro Project e.V zur Linderung der Hochwasserschäden aus dem letzten Jahr folgen würden.“

(Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags)

"Ich spüre sehr, dass Würzburg eine sehr afrikafreundliche Stadt ist. Die Stimmung im Team ist bestens."

(Anthony Baffoe, ehemaliger Manager der ghanaischen Fußballnationalmannschaft)

"Es ist großartig, dass Würzburg seit 30 Jahren die vielschichtige Verbundenheit zum zweitgrößten Kontinenten der Erde zelebriert. Das Africa Festival und die bislang über 2,3 Millionen Besucher aus der ganzen Welt haben Würzburg als eine - nicht nur kulturell - aufgeschlossene Stadt mitgeprägt. Dr. Oschmann und seinem Team kann man für die Bereicherung und bundesweite Pionierarbeit nur danken und anhaltende Tatkraft, Inspiration und Groove wünschen."

(Christian Schuchardt, Oberbürgermeister von Würzburg)

"Die besondere Bereitschaft der Würzburgerinnen und Würzburger, dem Unbekannten aufgeschlossen und neugierig zu begegnen, machen unsere Stadt zum passenden Ort für die Begegnung mit dem kulturellen Reichtum und den großen Herausforderungen des afrikanischen Kontinents zu Beginn des 21. Jahrhunderts."

(Georg Rosenthal, ehemaliger Oberbürgermeister von Würzburg)

Bestandteile der Großveranstaltung

Break-Dance-Einlage auf der Offenen Bühne

Neben dem Zirkuszelt als Konzerthalle für die abendlichen Musikveranstaltungen gehören heute die Offene Bühne mit drei Konzerten am Nachmittag, der Bazar mit afrikanischen Handwerkserzeugnissen, Gewürzen und Speisen sowie das Nomadendorf zu den festen Bestandteilen des "Africa Festivals".

Auch das Wissenschaftszelt der Universität Würzburg und das Kinozelt des Fernsehsenders "Arte" sind mittlerweile wichtige Elemente der Großveranstaltung. Darüber hinaus sind seit mehreren Jahren südafrikanische und fränkische Winzer mit einem eigenen Zelt bei dem Festival vertreten.

Emanzipation des Festivals

Im Laufe der Jahre wandelte sich das "Africa Festival" von einer reinen Musikveranstaltung und Präsentationsbühne für afrikanisches Kunsthandwerk zu einer feststehenden Größe. Im Rahmen des Events gibt es eine Reihe von Informationsveranstaltungen und Vorstellungen von Förderprojekten. So finden bereits seit 1991 parallel zum "Africa Festival" Ausstellungen zu afrikanischer Kultur, Kunst, Geschichte und Zeitgeschichte statt. 2001 begannen die Veranstalter damit, jedes "Africa Festival" unter ein bestimmtes Motto zu stellen.

"Im Laufe der Entwicklung war es dann so, dass wir uns auch mit schwierigen Themen auseinandergesetzt haben, wie etwa das Thema Aids in Südafrika oder Albinos in Ostafrika, wo heute noch Menschen getötet werden, weil sie Albinos sind, weil man hofft, dass ihre Knochen eine besondere Magie haben. Wir wollen beide Seiten Afrikas zeigen, sodass das Bild komplett ist."

Festivalleiter Stefan Oschmann

Event mit eigener Auszeichnung

Das "Africa Festival" Würzburg hat sich zum Ziel gesetzt, afrikanischen Musikern und Stimmen ein Forum zu bieten. Seit 2001 werden jedes Jahr Musiker und Künstler, die sich durch ihr besonderes Talent hervortun, mit dem "Africa Festival Award" ausgezeichnet. Darüber hinaus wird der Award an Institutionen oder Personen verliehen, die sich in besonderer Weise für Afrika engagieren. 2005 wurde die Veranstaltungsreihe in "International Afro Roots Festival" umbenannt. Von da an bezieht sie alle Musikstile, die ihre Wurzeln in Afrika haben, mit ein. So präsentierten die Festival-Macher auch Musikrichtungen aus Südamerika, der Karibik und Nordamerika, die sich aus afrikanischer Musik weiterentwickelt haben, wie etwa Blues, Reggae, Calypso oder Samba.

Stiftung Africa Festival

Das Africa Festival in Würzburg musste im Laufe seiner Geschichte schon mit Starkregen und Hochwasser kämpfen und hat mittlerweile vorgesorgt: Im Oktober 2014 wurde die Treuhandstiftung ʺStiftung Africa Festival Würzburgʺ gegründet, mit dem Ziel, Europas größtes Festival für afrikanische Musik und Kultur mit einer Million Euro abzusichern. "Diese Summe brauchen wir ungefähr für ein Africa Festival. Damit wären wir abgesichert", so Oschmann. Die Stiftung wurde als gemeinnützig anerkannt, denn sie sichert nicht nur die Großveranstaltung ab, sondern unterstützt aus ihren Kapitalerträgen mittelfristig soziale, kulturelle und karitative Projekte auf dem afrikanischen Kontinent.


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