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Bayreuther Festspiele Seit 1931 Wagner als Radio-Klassiker

Ihren internationalen Ruf haben die Bayreuther Festspiele auch dem Rundfunk zu verdanken. Seit mehr als 80 Jahren wird Bayreuth weltweit im Rundfunk übertragen. Am 18. August 1931, als das Radio eigentlich noch in den Kinderschuhen steckte, gelang der geniale technische Schritt, und Hörer in über 200 Ländern konnten Tristan und Isolde live am Äther verfolgen.

Stand: 03.07.2012 | Archiv

Hörer am Radiogerät in den Zwanziger Jahre | Bild: BR, Historisches Archiv

Es war die erste weltweite Hörfunkübertragung überhaupt. Für die noch junge Radiotechnik war das ein Pionierschritt mit für damalige Verhältnisse enormen Aufwand. Erst acht Jahre zuvor, im Oktober 1923, fand die erste öffentliche deutsche Rundfunksendung aus dem Berliner Foxhaus statt. Man hatte noch keinerlei Klangerfahrung mit dem Bayreuther Gebäude. Vier Mikrofone wurden damals auf der Bühne und im Orchester installiert - bei heutigen Aufführungen sind es über 40.

Eine riesige Verstärkeranlage musste in den beengten Räumen untergebracht werden. Von dieser aus verlegte die deutsche Reichspost zwei Kilometer Freileitung zum nächsten Verstärkeramt. Per Kabel und per Funk gingen die Übertragungen zu fast allen europäischen Rundfunkstationen sowie zu Stationen in Nordamerika und Afrika. Und so wurde Tristan und Isolde unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler erstmal live auf drei Kontinenten gehört. Die technische Qualität der Übertragung war damals natürlich bescheiden: Mono mit viel Rauschen im Hintergrund.

Neben der Faszination für dieses technische Wunderwerk gab es auch künstlerische Bedenken an der Live-Übertragung einer Oper. Die Zeitschrift "Funk" schrieb damals: "Man darf über die Freude an dem künstlerischen Gewinn für den Rundfunk nicht vergessen, dass diese Form der rein klanglichen Wiedergabe eines Bühnenwerkes den Grundgesetzen Wagnerscher Theorie der untrennbaren Einheit von Sprache, Musik und Darstellung widerspricht."

Für die Geschichte des Hörfunks war diese Übertragung wohl ebenso bedeutend, wie 1952 die erste weltweite Übertragung einer Fernsehsendung, als Elisabeth II. in London gekrönt wurde. 30.000 Mark musste die Deutsche Rundfunkgesellschaft an die Bayreuther Festspiele bezahlen. Die Investition hatte sich gelohnt, der Erfolg war gewaltig. Schon in den Abendstunden des 18. August 1931 lagen telegrafische und telefonische Meldungen über den weltweiten Empfang vor. Die Deutsche Zeitung Berlin schrieb am darauf folgenden Tag von einer klaren und "akustisch einwandfreien" Übertragung. Erhalten sind von dieser ersten weltweiten Übertragung nur drei kurze Ausschnitte, die das dänische Radio mitgeschnitten hatte - in Deutschland war das Aufzeichnen damals nicht erlaubt.

Sechskanaltechnik in Dolby Digital

2006 wurden die Live-Übertragungen erstmals in Dolby Digital Mehrkanaltechnik gesendet. Damit wurde über sechs Kanäle die berühmte Raumakustik in Bayreuth bei der Übertragung entsprechend räumlich mit abgebildet, eine Stereoanlage mit Dolby Digital zu Hause vorausgesetzt.


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