Report München


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Der Marathonmann Markus Söder im Landtagswahlkampf

Im Oktober tritt Markus Söder erneut als Spitzenkandidat der CSU in den bayerischen Landtagswahlen an. Schon jetzt absolviert er ein gewaltiges Wahlkampfprogramm. Die Erringung der absoluten Mehrheit ist offiziell kein Thema mehr. Söders Ziel ist die Fortsetzung der "Bayern-Koalition" mit den Freien Wählern und eine scharfe Abgrenzung von den Grünen. Ein Erfolgsrezept?

Von: Hans Hinterberger

Stand: 16.05.2023

Ist das herrlich! Anfang Mai, Patronatstag der Bayerischen Gebirgsschützen am Tegernsee.

"Schöner geht es nicht!"

Markus Söder, CSU, Bayerischer Ministerpräsident

Genau! Der bayerische Ministerpräsident ist gerne gekommen. Und nutzt die Gelegenheit, um die eine oder andere Botschaft unterzubringen….

"Man hat mir vorgeschlagen, ich solle auch Schützen gendern! Nicht Schützenbrüder und Schwestern, sondern SchützenbrüderInnen!"

Markus Söder, CSU, Bayerischer Ministerpräsident

Seitenhiebe gegen Gendern, Veganer, Wokeness

Seitenhiebe gegen Gendern, Veganer, Wokeness - das darf derzeit bei keinem Anlass fehlen. Dort die Grünen und die Berliner Ampel, hier das geerdete Bayern unter Söders Führung.

Einen Tag zuvor. Einstimmig ruft die CSU ihren Vorsitzenden zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Oktober aus. Und der setzt auf Angriff. Unter anderem beim Länderfinanzausgleich kündigt Söder sogar eine Klage an.

"Bayerisches Geld ist besser daheim aufgehoben als in Bremen oder anderswo!"

Markus Söder, CSU, Bayerischer Ministerpräsident

In Tutzing am Starnberger See, in der Akademie für Politische Bildung beobachtet Ursula Münch die Politik im Freistaat. Seien es die Klageankündigen, sei es der Kampf gegen angebliche grüne Bevormundung. Man müsse verstehen: Söder ist jetzt im Wahlkampfmodus.

"Das kommt bei den Leuten gut an, und es hat den Vorteil man kann es ganz knackig und kurz auf den Punkt bringen, und das ist das, worum es geht."

Prof. Ursula Münch, Akademie für Politische Bildung

Ziel absolute Mehrheit?

Durchschnittlich drei öffentliche Termine pro Tag! Das ist Markus Söders Pensum bis zur Wahl im Oktober. Heute erwartet ihn Kirchenreinbach, eine Autostunde östlich von Nürnberg. Im Festzelt hat es der CSU-Ortsvorsitzende jetzt eilig, noch alles zu dekorieren. Nur was eigentlich das Wahlziel ist, vielleicht gar wieder eine absolute Mehrheit, da will er sich noch nicht äußern.

"Will keine Zahlen nennen. Das gehört jetzt nicht hier her."

Klaus Georg Strobel, CSU, Ortsverband Etzelwang

Auch der Ehrengast hält das so. Nur die Latte nicht unnötig hoch hängen. Stattdessen eine Charmeoffensive an den ländlichen Raum.

"Die ganze Woche nur Politiker und Journalisten um mich rum. Zumindest einen Abend möchte ich heute bei normalen Leuten sein!"

Markus Söder, CSU, Parteivorsitzender

Auf dem Land werden in Bayern Wahlen gewonnen. Das war schon immer so.

Nur ist die CSU dort nicht mehr allein. Auch der Freie Wähler Chef Hubert Aiwanger war beim Patronatstag! Mit ihm als Koalitionspartner muss Söder nicht nur die Macht in Bayern teilen. Laut einer aktuellen Infatest Dimap-Umfrage für den Bayerischen Rundfunk ist Aiwanger nach Söder der beliebteste Spitzenkandidat in Bayern.

"Da hat man natürlich dann auch die Konkurrenz zu den Freien Wählern, die das in den letzten paar Jahren eigentlich noch fast besser bespielt haben, dieses näher an den Leuten dran sein. Da hat die CSU durchaus auch ein bisschen Nachholbedarf gehabt."

Prof. Ursula Münch Politikwissenschaftlerin

Rückblick in die Corona-Jahre. Söder gibt sich - anders als Aiwanger - streng. "Team Vorsicht", Distanz, Lockdowns.

"Ab 00.00 Uhr beginnend wird es in Bayern grundlegende Ausgangsbeschränkungen geben."

Markus Söder, CSU, Bayerischer Ministerpräsident, März 2020

Beim traditionellen Maibockanstich im Münchner Hofbräuhaus hat der Kabarettist Django Asül deutlich an diesen Söder erinnert.

"Während der furchtbaren Lockdowns habt ihr Menschlichkeit bewiesen. Wenn alte Menschen draußen auf der Parkbank gesessen sind, habt ihr großzügig auf den Einsatz von Wasserwerfen verzichtet. Wir alle dachten Freiheit ist selbstverständlich. Die bayerische Staatsregierung hat auf pragmatische Weise bewiesen, dass dem nicht so ist."

Django Asül, Bayerischer Kabarettist

Umso größer ist der Appell an bayerische Lebensfreude jetzt in Kirchenreinbach.

"Und drum bin ich gerne da vor den Festwochen, die jetzt stattfinden, um ein Signal zu setzen. Feiert und freut Euch!"

Markus Söder, CSU, Bayerischer Ministerpräsident

Absage an Schwarz-Grün

Und umso klarer die Botschaft, dass sein der neuer politische Lieblingsgegner die Lebensfreude bedroht.

"Wir können es nicht zulassen, dass ganze Bevölkerungsschichten absteigen und verarmen nur wegen den spinnigen Plänen einiger weniger Grüner!"

Markus Söder, CSU, Bayerischer Ministerpräsident

Auch hier gab es schon mal einen anderen Söder. Einen, der Bäume umarmt und über Frauenquoten spricht. 2018 gab es sogar Sondierungen zu einer schwarz-grünen Landesregierung in Bayern.

"Wir haben manche Gemeinsamkeit festgestellt. Wir haben manches zukunftsweisende auch festgestellt."

Markus Söder, CSU Parteivorsitzender Oktober 2018

Doch vom ergrünten Söder ist wenig geblieben.

"Ja, der ist weg! Der ist auch weg, weil die Basis, die CSU Basis, das gar nicht gutgeheißen hat. Also das war vielen zu viel, ja grün, grün verwandelte CSU. Da gab es Gegenwind."

Prof. Ursula Münch, Akademie für Politische Bildung

Laut dem aktuellen repäsentativen Bayern Trend von Infratest dimap für den Bayerischen Rundfunk würde nur knapp ein Viertel der Bayern eine Schwarz-Grüne Staatsregierung gut finden. 2018 war es noch die Hälfte.

Kein Schwarz-Grün, das hat Söder so auch den Menschen in Kirchenreinbach garantiert.

Nie wieder Griff nach Kanzlerschaft?

Und noch etwas hat er versprochen, eine Woche zuvor am CSU Parteitag:

"Hier gehöre ich her. Einmal Berlin reicht."

Markus Söder, CSU, Bayerischer Ministerpräsident

Also nie wieder ein Griff nach der Kanzlerschaft?

"Mit dem Wahlabend, und je nachdem, wie das Ergebnis für die CSU ausfällt, kann dann alles auch wieder anders sein. Und dann kann es natürlich sein - und ich halte es auch für relativ wahrscheinlich - wenn das Wahlergebnis für die CSU nennenswert über 40 Prozent ist, dass dann Söder es mit großer Fassung tragen wird, wenn er wieder in den Bereich der möglichen Kanzlerkandidaten aufgenommen wird."

Prof. Ursula Münch, Akademie für Politische Bildung

Der Wahlkampf in Bayern wird Wirbel machen und könnte auch darüber entscheiden, mit wieviel Söder es der Rest Deutschlands künftig noch zu tun haben wird.

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Hubert, Freitag, 26.Mai 2023, 11:08 Uhr

2. Der schlechteste bayerische Ministerpräsident aller Zeiten

Dieser prinzipienlose Wendehals und populistische Dampfpflauderer ist das schlimmste, was Deutschland passieren könnte.

Grummelchen, Dienstag, 16.Mai 2023, 22:16 Uhr

1. Wahlkampf des BR für die CSU

Ist diese Schützenhilfe vom BR überhaupt zulässig?