Trump und Deutschland Ein kompliziertes Verhältnis
In wenigen Tagen wird Donald Trump als 47. US-Präsident vereidigt. Dabei wurde Trump hierzulande abgeschrieben, galt als unwählbare Witzfigur. Obwohl er immer wieder seine deutschen Wurzeln betont, wurde er von der deutschen Öffentlichkeit und Politik nicht respektiert. Was kommt jetzt auf Deutschland zu?
Besuch bei George Weinberg in Berlin. Er ist der Sprecher der "Republicans Overseas" und vertritt das Trump-Lager in Deutschland.
Vor wenigen Wochen war er in Florida. Dort hat er den Sieg der Republikaner mitgefeiert, Fotos und Videos in Trumps Luxusanwesen Mar a Lago selbst aufgenommen. Trump und die Deutschen: Ein kompliziertes Verhältnis, wie dieser Ausschnitt einer Wahlrede zeigt:
"Die Deutschen haben Obama geliebt, mich nicht. Dabei habe ich deutsche Wurzeln. Sie haben mich nicht geliebt, weil ich Ihnen gesagt habe, ihr müsst zahlen."
Donald Trump (Ausschnitt Wahlkampfauftritt)
Weinberg meint: Obwohl Trump deutsche Vorfahren hat, bekomme er hier nicht die Anerkennung, die er sich wünscht. Das hat auch Weinberg vor der Wahl gespürt
"Das war für mich. Ich sage es mal, sehr anstrengend und teilweise sehr unangenehm, weil ich bin der Meinung, dass man den Donald Trump sehr ungerecht behandelt hat, auf übelste Weise zum Teil beschimpft worden."
George Weinberg, Republicans Overseas
Der US-Amerikaner arbeitet seit dem Mauerfall in Berlin als Immobilienentwickler. Den Deutschen wirft er vor, sich völlig falsch verhalten zu haben.
"Da hat die deutsche Politik auf das falsche Pferd gesetzt. Man hätte das natürlich auch sehen können, dass der Trump auch die Wahlen gewinnen kann. Und diese Beschimpfungen, man hat ihn sogar mit Hitler verglichen zum Teil. Und das hätte man besser sein lassen, weil das wird schon dort sehr stark notiert."
George Weinberg, Republicans Overseas
Mehr Respekt für einen Populisten?
Wirklich? In Washington laufen schon die Vorbereitungen für die Amtseinführung von Donald Trump am 20. Januar. Paul Coyer ist Forschungsprofessor am Institute of World Politics in Washington. Der Republikaner steht in ständigen Austausch mit Entscheidungsträgern im Umfeld von Donald Trump.
"Ich glaube nicht, dass Donald Trump ein grundsätzliches Problem mit Deutschland hat. Nein, wie Sie wissen, stammen Donald Trumps Vorfahren aus Deutschland.
Ich denke, er hat ein Problem mit der Führung Deutschlands, wie sie ihn behandelt hat. Und das wird weiterhin ein Problem sein, es sei denn, sie ändern ihren Umgang mit ihm. So einfach ist das. Wissen Sie, das amerikanische Volk hat entschieden, Trump wurde gewählt. Wenn sie ihn mit Respekt behandeln würden, wäre das ein großer Schritt in die richtige Richtung."
Prof. Paul Coyer, Institut of World Politics
Respekt für einem Populisten wie Trump? Geht das überhaupt? Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter war vor wenigen Wochen in den USA. Er traf Leute aus dem Trump-Umfeld. Auch er hat Verstimmungen mitbekommen.
"Wir haben uns viel zu lange, ich meine damit die Bundesregierung, nicht unbedingt uns zwingend als Opposition, viel zu lange darauf eingestellt, dass Biden wiedergewählt werden könnte. Wir haben uns zu wenig darauf eingestellt, was getan werden muss, wenn Trump tatsächlich gewählt wird."
Roderich Kiesewetter, CDU, Bundestagsabgeordneter
Sind da Fehler passiert auch aus Deutschland, die Trump lächerlich gemacht haben?
"Die Tweets aus dem Auswärtigen Amt, die Trump im Wahlkampf angegriffen haben, waren nicht sonderlich hilfreich."
Roderich Kiesewetter, CDU, Bundestagsabgeordneter
"Das deutsche Energiesystem ist voll funktionsfähig P.S. wir essen auch keine Katzen und Hunde..." (Auswärtiges Amt/X Post vom 11.09.2024) - eine Reaktion auf Trumps abfällige Äußerung über Migranten aus Lateinamerika im TV-Duell mit Kamala Harris:
"Sie essen die Hunde, die Leute die reinkamen, sie essen die Katzen, die essen die Haustiere."
Donald Trump bei TV Debatte
Omid Nouripour ist Vorstandsmitglied der Atlantik-Brücke - ein Verein, der Deutsche und Amerikaner zusammenbringt. Wie soll man mit Trump umgehen? Einfach alles hinnehmen?
"Das Auswärtige Amt hat eine, ich finde sehr, sehr kreative und frische Abteilung für Social Media. Und die hauen viele lustige Sachen raus.
Wenn es um Beleidigungen geht, fallen mir sehr, sehr viele Reden von Donald Trump ein, die, die wirklich unter der Gürtellinie waren und auch tatsächlich einfach Unwahrheiten beinhalteten über Deutschland."
Omid Nouripour, Bündnis 90 / Die Grünen, Bundestagsabgeordneter
Haben die Grünen zu sehr auf Biden und Harris gesetzt?
"Die Außenministerin hat proaktiv die Gespräche gesucht, hat eigene Reisen gemacht, nur um mit den Republikanern zu sprechen. Nicht, weil sie sich gewünscht hat, dass sie gewinnen, sondern weil wir wussten, das ist eine Demokratie. Kann sein, dass die einen gewinnen oder die anderen. Man muss mit beiden dann am Ende zusammenarbeiten können."
Omid Nouripour, Bündnis 90 / Die Grünen, Bundestagsabgeordneter
Doch diese Bemühungen scheinen im Umfeld von Donald Trump nicht wirklich angekommen zu sein. Professor Coyer jedenfalls hat eine andere Einschätzung.
"Die anderen Parteien in Deutschland haben nicht einmal versucht, Donald Trump zu erreichen. Und sie respektierten ihn nicht und wollten anscheinend auch keinen Austausch mit ihm oder seinem Team haben. Und so füllte die AfD dieses Vakuum. Und das war ein kluger Schachzug."
Prof. Paul Coyer, Institut of World Politics
AfD unterstützte Trumps Wahlkampf
Die AfD hat Trumps Wahlkampf offen unterstützt. In Deutschland und in den USA. Der AfD-Politiker Phillipp-Anders Rau zeigt sich stolz auf Instagram mit Donald Trump in Mar-a-Lago. Dies belegen Fotos und ein Video. Glückwünsche zur Wahl gab es auch von AfD-Chefin Alice Weidel.
In Washington rät Prof. Coyer den Deutschen Trump zu umgarnen, auch wenn es nicht einfach ist.
"Ich glaube es wäre wirklich vorteilhaft, egal wer die nächste Wahl gewinnt, wenn sie ihn schnell nach Deutschland einladen, ihm die Heimatstadt seiner Vorfahren zeigen und einen großen Empfang bereiten, mit vielen Menschen, die ihn willkommen heißen. Das wäre für die deutsche Regierung ganz einfach. Und ich garantiere Ihnen, das würde sich am Ende für die Deutschen und für die Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland sehr auszahlen"
Prof. Paul Coyer, Institut of World Politics
Die Vorfahren des künftigen Präsidenten stammen aus der Pfalz. Hier gibt es noch Trumps. Nach seinen Wahlsiegen gab es hier Trump-Schnitten. Trump selbst hat immer wieder seine Wurzeln betont.
"Zumindest haben wir eins gemeinsam, vielleicht. Ich habe auch deutsches im Blut."
Donald Trump mit Angela Merkel, G7 in Hamburg
Eine verpasste Chance? Frankreichs Präsident Emanuel Macron zeigt, wie man Trump umschmeichelt. Bei der Eröffnung von Notre Dame im Dezember. Und Deutschland?
"Im Moment ist Deutschland vergleichsweise isoliert. Wir sehen, wie es Macron gelungen ist, Trump einzuladen und Selenskyi. Aber auch die Symbolik, die Trump vermittelt hat, dass er im tiefblauen Anzug und mit einer goldgelben Krawatte die Farben der Ukraine symbolisiert, im Gespräch mit Selenskyj, zeigt, er ist aufnahmebereit für eine engere Kooperation."
Roderich Kiesewetter, CDU, Bundestagsabgeordneter
Georg Weinberg hat uns zum Checkpoint Charly gebracht. Hier standen sich mitten in Berlin amerikanische und russische Panzer gegenüber. Die Freundschaft wird halten, glaubt er. Man könne mit Trump diskutieren. Aber man dürfe ihn nicht beleidigen. Der deutschen Politik gibt er noch einen Rat aus seiner Schulzeit:
"Auf dem Schulhof besser schlägt man sich nicht mit den starken Jungs, sonst holt man sich eine blutige Nase. Man soll sich besser mit ihm verständigen, sonst kann einiges schief gehen."
George Weinberg, Republicans Overseas
Ob es den Deutschen passt oder nicht: Sie müssen sich mit dem bald mächtigsten Mann der Welt arrangieren.
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Die Redaktion, Donnerstag, 09.Januar 2025, 11:23 Uhr
3. Bericht bei report
Die Aussagen von Herrn Weinberg geben nicht Meinung der Redaktion wider. Der Film versteht sich als Debattenbeitrag und soll zu Diskussionen über das deutsch-amerikanische Verhältnis anregen.
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Ilhan Usta, Mittwoch, 08.Januar 2025, 15:01 Uhr
2. Ein kompliziertes Verhaeltnis mit D.Trump
Der Beitrag zu dem komplizierten Verhaeltnis zu D.Trump :
Ist ein bisschen bekannt gewesen.
Ich bin von dem Bericht ein bisschen enttaeuscht(....)als wuerde sich die ARD zu ewigen Dank ,gegenueber den
Vereinigten Staaten fuehlen(....)hier waere Selbstvertrauen angebracht gewesen.
Die amerikanische Poltik wird nicht nur auf die
Wortwahl achten ,sondern welche Haltung man
an den Tag legt.
Wieso kamen andere Parteivertreter nicht ueber
neue amerikanische Regierung zu Wort?
Schoene Sendung
Antworten
Wachowski, Mittwoch, 08.Januar 2025, 10:35 Uhr
1. Trump und Brav sein
Erstaunliche Bravheit der Redaktion. "Wer sich auf dem Schulhof mit den Großen anlegt..." Ich gehörte zu denen, die sich nicht anlegten. Aber wo es ging, machte ich nicht mit. Was sollen künftige Generationen nach dieser üblen Periode von den Widerständlern halten, die plötzlich vor asozialen Gesinnungen zu Gefolgsleuten werden? Die Geschichte geht gleichgültig über beide weg. Es bleibt das Problem: Gewissen. Anstand und Verstand sind Dinge, die einer Politik der Volksfeste nicht gar so viel bedeuten. Und der republikanische Demokrat Macchiavelli hielt es nach Eintritt der Republik dann doch lieber mit Spießer (Definition bitte bei H.Ahrendt nachlesen) und Diktatoren der Mafien.
Antwort von Ilhan Usta, Mittwoch, 08.Januar, 15:05 Uhr
Hallo Herr Wachowski,
Sie haben vollkommen recht, mit ihrer Feststellung.
Ich habe auch nach diesem Bericht ,den Eindruck
gehabt.
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