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Ein Amerikaner im Vatikan Wofür steht Papst Leo?

Zum ersten Mal in der Geschichte ist ein Amerikaner das Oberhaupt von rund 1,4 Milliarden katholischen Christen. Wer ist dieser Mann und womit muss er rechnen? Kaum ins Amt gewählt, wird ihm vorgeworfen, er habe als Bischof in Peru in Zusammenhang mit einem Missbrauchsskandal nicht konsequent genug gehandelt.

Von: Beate Greindl, Rüdiger Kronthaler

Stand: 20.05.2025

Der neue Papst Leo XIV. steht bei seiner Amtseinführung auf dem Petersplatz. | Bild: dpa-Bildfunk/Michael Kappeler

Die Welt hat wieder einen Papst. Amtseinführung von Leo dem Vierzehnten am vergangenen Sonntag. Hunderttausende sind gekommen. Auch mächtige Staatsmänner.

"In unserer Zeit erleben wir noch immer zu viel Zwietracht."

Papst Leo der Vierzehnte

Gestern in Rom: Privataudienz - Leo der Vierzehnte und der US Vize Präsident Vance treffen sich. Sie besprechen, ob es im Vatikan Friedensgespräche geben könne, mit dem Ziel, den Krieg zwischen Rußland und der Ukraine zu beenden. Auch ARD Korrespondent Tilmann Kleinjung, der den Papst seit der Wahl beobachtet hat, ist überrascht:

"Zwischen der Politik der Trumpregierung und dem, was Leo denkt, liegen Welten. Trotzdem ist das Ziel Frieden in der Ukraine. Es wäre eine Sensation wenn Verhandlungen im Vatikan stattfinden würden."

Tilman Kleinjung, ARD Korrespondent Rom

Dabei gab es bisher zwischen Leo und der US-Regierung große Spannungen. Bereits als Kardinal legte sich Leo mit der Trump-Administration an. Anlass war ein Interview von Vance zum Thema Nächstenliebe.

"Ich denke, das ist ein sehr christliches Konzept: Du liebst deine Familie, dann liebst du deinen Nachbarn. Dann liebst du deine Gemeinde und die Mitbürger deines Landes. Und erst dann kommt der Rest der Welt."

J.D. Vance, Vizepräsident USA (Quelle: FoxNews 29.01.2025)

Wenig später widerspricht ihm der damalige Kardinal Prevost auf X: Vance liegt falsch: Jesus will von uns keine Abstufungen von Nächstenliebe.

Ein Augustiner Konvent, in der Nähe von München. Der neue Papst ist ein Mitbruder. Einige der Mönche haben ihn persönlich kennen gelernt.

"Wir haben immer nur Robert oder Bob gesagt. Es ist sehr bescheidenen Typ, sehr einfach, der auch im T-Shirt in Berlin rumgelaufen ist, aber auch intelligent, er wird Druck aushalten."

Pater Felix

Zurück in Rom. Bereits wenige Stunden nach der Wahl des neuen Papstes erhebt eine US-Amerikanische Initiative von Missbrauchsopfern schwere Vorwürfe. Es geht um Leos Zeit als Bischof in Peru.

"Es war ein wirklich schwieriger Moment für uns, weil wir am 25. März eine Beschwerde gegen Kardinal Prevost eingereicht haben, der jetzt Papst Leo XIV. ist, im Zusammenhang mit den Vorwürfen seines falschen Umgangs mit Missbrauch."

Sarah Pearson

Die Vorwürfe machen weltweit Schlagzeilen. In Berlin treffen wir den Sprecher der Mißbrauchsorganisation 'Eckiger Tisch' Matthias Katsch. Er war in Rom. Er kennt den Fall und versteht das Verhalten der betroffenen Frauen.

"Sie sind da auch so ein Spielball geworden einer Auseinandersetzung, die sie nicht überblicken können. Es ist verständlich, dass sich die Opfer jetzt zurückziehen."

Matthias Katsch, Geschäftsführer 'Eckiger Tisch'

Wie schätzt er das Verhalten des Papstes ein?

"Dass ich mal den Papst verteidigen muss. Von seiner Seite - nach allem, was wir wissen - hat er alles richtig gemacht. Aus Sicht der Betroffenen - absolut unbefriedigend, weil aus Rom eine Verfahrensverzögerung, eine Einstellung kam und erst jetzt unter dem öffentlichen, den Berichten, die Verfahren wohl wieder aufgenommen werden."

Matthias Katsch, Geschäftsführer 'Eckiger Tisch' 

Persönliche Vorwürfe, hohe Politik und die Erwartungen von 1,4 Milliarden katholischen Christen erfüllen. Was bedeutet das?

"Das ist glaube ich ein furchtbarer Job. Das ist die letzte steile Hierarchie dieser Welt und von daher spürt er natürlich diesen Druck."

Tilmann Kleinjung, ARD Korrespondent Rom

Und der wird bleiben - vielleicht bis zu seinem Lebensende.

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