Teure Lebensmittel Der G7-Gipfel, Putins Krieg und Afrikas Not
Selten zuvor war die Lage der Welt so bedrohlich: In der Ukraine tobt der Krieg, während die Lebensmittelversorgung auf der ganzen Welt immer schwieriger wird. Vor allem in Afrika ist die Lage alarmierend.
Einkaufen in Garmisch-Partenkirchen am Fuße des G7 Gipfels. Steigende Lebensmittelpreise drücken auf die Stimmung.
Passanten
Älterer Herr: "Und wenn‘s nur die Butter ist, die sonst ’ne Mark 50 oder 1,49, die kostet jetzt auf einmal 3,29."
Junge Frau: "… und weil ja nicht so wirklich ein Ende in Sicht ist, ist das Ganze jetzt auch ein bisschen kritisch."
Lebensbedrohlicher Preisanstieg
Steigende Preise, für viele in Deutschland ärgerlich, in manchen Teilen der Welt schon jetzt lebensbedrohlich.
Im Norden Kenias: Wir besuchen das Flüchtlingslager Kakuma – eines der größten der Welt. 250.000 Menschen leben im Camp – auch Yema Marie floh mit ihrer 17-köpfigen Großfamilie aus dem Kongo. Doch jetzt hat das Welternährungsprogramm die Essensrationen halbiert. Sie kann nur noch einmal am Tag kochen:
Pro Person nur noch zwei Kilo Maismehl, 1,5 Kilo Bohnen und eine Flasche Pflanzenöl im Monat – eine Folge der steigenden Preise durch den russischen Angriffskrieg.
"Im Moment klagen alle über zu wenig Essen. Alle jammern."
Yema Marie
UN-Ernährungshilfe musste Essensrationen halbieren
Das Riesencamp Kakuma - Geflüchtete aus dem Südsudan, Somalia, Uganda, Burundi und dem Kongo – sie alle suchen Zuflucht im Lager. Und fürchten nun den Hunger. Die Bedingungen sind ohnehin hart: Nur die Hälfte der Menschen hat Strom, der Boden staubtrocken, im Sommer hat es über 40 Grad, vier Monate ohne Regen machen jeden Gemüseanbau unmöglich. Wasser gibt es nur 2 Stunden pro Tag.
Viele Menschen im Camp sind verzweifelt – Geld für zusätzliches Essen haben sie nicht. Einziger Lichtblick für die Familie von Yema Marie: Ihre beiden Söhne bauen mit anderen jungen Geflüchteten eine kleine Fischzucht im Camp auf. Mit Hilfe des Jesuitenflüchtlingsdienstes haben sie vor einem halben Jahr in einem Teich 1500 Larven großgezogen. Bald wollen sie mit den Fischen ihre Familien ernähren und kostengünstig im Camp verkaufen.
"Wir Flüchtlinge können das Lager grundsätzlich nicht verlassen, also sind hier viele Menschen auf engem Raum. Nur wenige können etwas anbauen, um eigenes Essen zu haben."
Glory Lukambo
Die UN-Ernährungshilfe sah sich gezwungen, Essensrationen zu halbieren wegen der gestiegenen Einkaufspreise auf dem Weltmarkt - und weil offenbar einzelne UN-Mitgliedsstaaten weniger Geld geben. Dabei könnte auch aufgrund der Dürre in Ostafrika die Zahl der Hungernden von derzeit 14 auf 20 Millionen ansteigen.
Ukrainisches Getreide droht zu verrotten
Hier in Kakuma herrscht Hungersnot - auch wegen eines Krieges in tausenden Kilometern Entfernung. Die russische Invasion in der Ukraine bringt die Welternährung in Gefahr: Blockierte Häfen, ukrainisches Getreide droht in Lagern zu verrotten, erreicht den Weltmarkt nicht.

"Wir haben immer noch weit über 20 Mio.Tonnen Getreide in der Ukraine lagern, wir haben zum Teil zerstörte Getreidesilos und Lagerhäuser und das in einer Situation, in der die neue Ernte in ein paar Tagen mit ungefähr 30 Mio. Tonnen kommt. Und wenn es uns nicht gelingt auf der einen Seite das Getreide zu exportieren und auf der anderen Seite, die neue Ernte einzulagern, riskieren wir, dass eine Jahresproduktion auf den Feldern verrottet."
Martin Frick, Direktor des Welternährungsprogramms Deutschland, Österreich, Liechtenstein
Die drohende Lebensmittelknappheit – Thema auch in Elmau bei der Abschlussansprache.
"Wir wollen deshalb auch handeln und haben deshalb ein globales Bündnis für Ernährungssicherheit geschmiedet. Es gibt jetzt finanzielle Zusagen von 4,5 Mrd. Dollar, auch Deutschland beteiligt sich daran substanziell."
Olaf Scholz, SPD, Bundeskanzler
Und was sagen Hilfsorganisationen zu diesem Paket?
"Das ist weder ein Paket noch ein Paketchen. Wir haben 4,5 Mrd. Dollar und wir hätten weitere 28 Mrd. Dollar gebraucht, um den Nothilfeaufruf der UN zu finanzieren. Das heißt, das ist eigentlich ein Versagen."
Charlotte Becker, Oxfam Deutschland
Die G7 und die Nahrungsmittelknappheit. Die Beschlüsse von Elmau – sie können nur ein Anfang gewesen sein.