ARD alpha - Phase 3


2

Phase 3 Robert Darroll

Der Brite Robert Darroll wurde 1946 geboren. Er studierte an der Michaelis School of Fine Art in Kapstadt und kam 1971 mit einem DAAD-Stipendium nach Hamburg, wo er beim Bauhaus-Vertreter Kurt Kranz studierte.

Stand: 19.08.2011 | Archiv

Robert Darroll Themenbild | Bild: Robert Darroll

Seit 2002 ist er als Professor für Medienkunst in Japan tätig. Im Folgenden beschreibt er sein Leben:

"1946 war die Zeit der qualmenden Kriegsruinen. Neandertaler handhabten Atombomben. Zahnärzte bohrten ohne Narkose. Es war eine beschissene Zeit, um auf die Welt zu kommen. Das Zeitalter der Nierentische lauerte schon über dem Horizont. Einsteins sich ausdehnendes, krümmendes Weltall drang bis zu uns vor. Ich wuchs in Afrika auf. In unserem Garten gab es giftige Schlangen, keine Feen. Schafft Kunst es, all diesen Absurditäten einen Sinn zu geben?

Robert Darroll | Bild: Robert Darroll

1968 war die Zeit der qualmenden Ruinen des Konservativismus. Nach Abschluss meines Studiums 1971 ging ich nach Deutschland, wo immer noch jeder versuchte zu zeigen, dass die Deutschen wirklich nette Leute sind, trotz - na, Sie wissen schon. Ich studierte bei einem bedeutenden alten Mann, Kurt Kranz, einem Bauhaus-Schüler. Ich merkte nicht sofort, dass Bauhaus ein ausgedörrter Körper war; Wie bei Fischinger war die Zeit des Erhabenen vorbei. Ich war noch nicht bereit für die Unerbittlichkeit eines Derrida oder das mythologische Vakuum eines Lyotard.

1983 zog es mich nach Osten, wo ich mich mit Laotse und seinesgleichen beschäftigte. Bei jeder Lektüre von Laotse gibt es eine Million unterschiedlicher Deutungen. Laotse ist in seiner unbeschreiblichen Weisheit postmodern.

1984 stellte ich, beseelt von meinem gerade erworbenen Glauben, fest, dass auch ich etwas Bescheidenes zu sagen hätte, drei Animationen zusammen: die Koreanische Trilogie.

Alle Möglichkeiten der Medienkunst erforschen

1990 war das sich ausdehnende Universum nahezu vollständig digitalisiert. Ich begab mich auf den Weg zu einer Technik, die nahezu vollständig von Software und Internet, von Datenbanken, von Schichtcollage-Techniken, dem Filtern ausgewählten Materials und 3D-Computeranimation diktiert wurde.

Gottgleich erschuf ich eine interaktive 3D-Computeranimation am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, aber ich brauchte drei Jahre dafür. Gott hat mehr CPUs.

2001, wieder mal Europas überdrüssig, nahm ich eine Einladung der Kunsthochschule Tokio, dort Medienkunst zu unterrichten, an. Derzeit versuche ich also, verblüffte Studenten dafür zu begeistern, sich auf das große Abenteuer einzulassen, alle Möglichkeiten der Medienkunst, sowohl ästhetisch wie auch technisch, zu erforschen. 

2009 bin ich immer noch auf der Suche nach einem Loch in ein anderes Universum, in dem Medienkunst nicht existiert.


2