Klassiker der Weltliteratur Murasaki Shikibu - "Die Geschichte vom Prinzen Genji"
Skandale und erotische Verstrickungen charakterisieren die japanische Adelsgesellschaft des 11. Jahrhunderts. Hier verführt der unwiderstehliche Prinz Genji eine Frau nach der anderen, was ihn schließlich ins Exil treibt.
"Genji Monogatari" erzählt vom Lebensweg des Helden Genji. Seine Eltern sind der regierende Kaiser und dessen Lieblingsnebenfrau. Aus politischen Gründen muss Genji seinen Adelstitel aufgeben und als Offizier im Heer dienen. Bald stirbt seine Mutter, der Kaiser heiratet eine Frau, die der Mutter ähnlich sieht. Prinz Genji verliebt sich in seine Stiefmutter. Die Stiefmutter erwidert die Zuneigung, doch ihre Liebe bleibt zunächst unerfüllt. So sucht Genji Trost bei anderen Frauen.
Lug und Trug am Hof
Die Lage ändert sich dramatisch, als Genji irgendwo nördlich von Kioto ein zehnjähriges Mädchen findet, das wie eine Reinkarnation seiner Stiefmutter ausschaut. Er lässt sie zu seinem Palast bringen, wo sie nach dem Modell seiner geliebten Stiefmutter aufgezogen werden soll. Die Stiefmutter hat inzwischen eine Gelegenheit gefunden, ihren Gatten mit Genji zu betrügen. Ein Mädchen kommt zur Welt, das später Kaiserin von Japan wird.
Don Juan auf japanisch
Kurz darauf stirbt die Ehefrau des Prinzen, Genji heiratet das heranwachsende Ebenbild seiner Geliebten - doch das hält ihn nicht von weiteren Affären ab. Dies treibt die neue Ehefrau schließlich dazu, buddhistische Nonne zu werden, den Prinzen im Gegenzug, sich voller Schwermut in andere Abenteuer zu verstricken.
Das Leben einer Hofdame
Die "Geschichte vom Prinzen Genji" gilt als erster bedeutender Roman der japanischen Literaturgeschichte. Aufgezeichnet wurde er von der Hofdame Murasaki Shikibu im frühen 11. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, der Blütezeit der Heian-Periode.
Murasaki war eine Hofdame, die sich mit ihrem Roman, in mehr als 50 Kapiteln, an andere Damen der adeligen Gesellschaft wandte. Die Autorin selbst stammte aus der einflussreichen Familie der Fujiwara, allerdings aus jenem Zweig, der eher für Literatur und das Patronat der Schönen Künste bekannt war.
Gebildet und belesen - als Frau
Entscheidend für ihr literarisches Werk war, dass Murasaki offiziell nicht im Chinesischen unterrichtet werden durfte. Für das Japan der damaligen Zeit war das eine Maßnahme, vergleichbar in unserem Kulturkreis mit dem Verbot für Mädchen im Mittelalter oder der Renaissance, Griechisch und Latein zu lernen. Murasaki konnte ihr Werk daher nur in einer Art Silbenschrift festhalten. Dem Erfolg des Werks tat das keinen Abbruch.