Werkstoffprüfer/-in Wärmebehandlungstechnik Heiße Öfen, kühle Köpfe
Werkstoffprüfer der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik heizen Metall so richtig ein. Sie verändern durch Wärme die Eigenschaften von metallischen Bauteilen, untersuchen Proben und finden jeden Fehler. Heiße Öfen, glühendes Metall, teure Mikroskope - das ist ihre Welt.
Die Flammen züngeln. Langsam, ganz langsam schieben sich die Schrauben auf dem Fließband hinein in die Hitze. Bastian Prietzel beobachtet das aufmerksam. Er macht eine Ausbildung zum Werkstoffprüfer der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik. Die stellt Schrauben her in allen möglichen Formen, Größen und Längen. 14 Millionen am Tag. Eben hat Bastian die Werte an der Härteanlage eingestellt, jetzt kontrolliert er, ob alles so läuft, wie es soll. Beim Einstellen der Anlage muss er ganz genau arbeiten - sonst haben die Schrauben am Ende falsche Eigenschaften. Die Schrauben werden für einige Stunden auf 900 Grad erhitzt und dann in Öl abgeschreckt. Durch diese "Wärmebehandlung" verändert sich ihre Mikrostruktur - sie werden härter und widerstandsfähiger.
"Bei der Arbeit an der Härteanlage achte ich ganz genau darauf, welche Parameter ich einstelle. Programmiere ich die falsche Rezeptur, werden die Schrauben falsch wärmebehandelt und haben am Ende andere Eigenschaften als gewünscht."
Bastian Prietzel (23), 2. Lehrjahr
Alles über Metall
Wie das genau geht mit der Wärmebehandlung, das lernt Bastian an der Berufsschule im oberfränkischen Selb. Alle Azubis aus Bayern und einigen anderen Bundesländern kommen hier her - mehr als zehn Wochen im Jahr. Mit dabei ist auch Victoria Muth - wie Bastian ist sie im zweiten von dreieinhalb Lehrjahren. An der Berufsschule erfahren die beiden alles über die Herstellung und den Aufbau von metallischen Werkstoffen und wie deren Eigenschaften durch Wärme verändert werden können. Das üben die Azubis an kleinen Öfen im Labor. Sie lernen, Metall-Proben für Untersuchungen vorzubereiten und deren Härte, Struktur und chemische Zusammensetzung mit verschiedenen Prüfgeräten zu bestimmen.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Werkstoffprüfer der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik sind gefragt in Betrieben des Maschinenbaus, bei Fahrzeugherstellern und Schiffbauern. Sie arbeiten in Materialforschungs-Einrichtungen, kümmern sich wie Mario Neuwerth als Betriebsleiter einer Härterei um die Wärmebehandlung ganz unterschiedlicher Bauteile verschiedener Kunden oder arbeiten in Stahlwerken - so wie Alexander Möller. Seine Firma, die Lech-Stahlwerke, schmilzt Schrott ein und gießt daraus Stahl für die Automobil- und Bauindustrie. Alexander nimmt Proben, simuliert im Labor, wie der Stahl im Wärmeofen und beim Schmieden reagiert, und entdeckt mit Ultraschall und unter dem Rasterelektronenmikroskop noch die kleinsten Fehler.
"Ich trage große Verantwortung für die Bauteile, die wir härten. Die gehören unseren Kunden. Wenn wir nicht alles richtig machen, kann so ein Teil Schaden nehmen – und unsere Öfen auch."
Mario Neuwerth, Betriebsleiter
Der Karriere einheizen
Wer gerne werkelt, Ahnung von Technik hat und Mathe, Physik und Chemie mag - für den könnte der Werkstoffprüfer der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik etwas sein. Der führt im Labor Routine-Untersuchungen durch, muss aber auch immer wieder besondere Herausforderungen bestehen. Er bürgt für die Qualität der von ihm getesteten Bauteile und hat mit der Ausbildung viele Möglichkeiten. Werkstoffprüfer der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik heizen so richtig ein - dem Metall und ihrer Karriere.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Werkstoffprüfer/-in Wärmebehandlungstechnik
- Ausbildungsdauer: dreieinhalb Jahre
- Ausbildungsform: duale Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule - für Azubis aus Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen an der Staatlichen Berufsschule im oberfränkischen Selb
- Prüfung: Industrie- und Handelskammer
- Ausbildungsorte: Härtereien, Betriebe des Maschinen- und Anlagenbaus, des Fahrzeug-, Schiff-, Luft- und Raumfahrzeugbaus, Werkstoffprüfanstalten, Materialforschungseinrichtungen
- Zugang: ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben, die meisten Werkstoffprüfer haben den mittleren Bildungsabschluss, ein Drittel die Hochschulreife
- Eignung: Bewerber sollten gute Noten in Mathe, Physik und Chemie mitbringen; im Laboralltag sind technisches Grundwissen und ein geschicktes Händchen gefragt; Werkstoffprüfer müssen immer ganz genau arbeiten - sie garantieren, dass die Produkte den Anforderungen entsprechen
- Perspektiven: Spezialisierung auf bestimmte Tätigkeiten (Laboranalyse, Metalloberflächenbehandlung, Qualitätssicherung und -management); Weiterbildung zum Techniker/zur Technikerin Fachrichtung Werkstofftechnik oder Physiktechnik; Prüfung zum Industriemeister/zur Industriemeisterin Fachrichtung Metall; Studium, z.B. der Werkstoffwissenschaft, Werkstofftechnik, Materialwissenschaft oder des Physikingenieurwesens
- Alternativen: Werkstoffprüfer/-in in einer der anderen Fachrichtungen (Metalltechnik, Kunststofftechnik, Systemtechnik); Technische/r Assistent/-in für Metallografie und Werkstoffkunde; Edelmetallprüfer/-in; Stoffprüfer/-in Chemie; Baustoffprüfer/-in
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Genauigkeit
Werkstoffprüfer der Fachrichtung Wärmebehandlungstechnik müssen sehr genau arbeiten. Schon kleine Abweichungen von den Vorgaben führen bei der Wärmebehandlung von Metallteilen zu falschen Ergebnissen.
Gefahr
Werkstoffprüfer bedienen glühend heiße Öfen, das Metall ist oft an die 1.000 Grad heiß. Manchmal tragen sie Schutzkleidung - ihr Job ist nicht ganz ungefährlich.
Mathe
Werkstoffprüfer brauchen gute Kenntnisse in Mathe, Chemie und Physik. Sie müssen verstehen, wie Metalle chemisch aufgebaut sind und wie man ihre Struktur durch die Behandlung mit Wärme verändern kann.
Geld
Werkstoffprüfer verdienen während der Ausbildung gut - im Vergleich mit anderen Berufen liegen sie im oberen Drittel.