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Musiklehrer/-in (Lehramtsstudium) Von Bach bis Beyoncé

"Man lernt nie aus": Wie viel Wahres in diesem Sprichwort steckt, erfahren Musiklehrer Tag für Tag. Denn um ihre Schüler für den Musikunterricht zu begeistern, sind sie nicht nur Experten für Musikgeschichte und anspruchsvolle klassische Musik, sie checken auch regelmäßig die Charts und informieren sich über neue Musikstile und Songs.

Stand: 14.04.2020

Eva Riedel räumt den MP-3-Player in die Schultasche und stellt Congas, Claves und E-Bass bereit. Gerade eben hat sie mit der 6. Klasse noch Igor Strawinskys Ballett "Petruschka" analysiert, nun möchte sie mit der 8. Klasse den Popsong "Cheap Thrills" von Sia einstudieren. Die 35-Jährige unterrichtet das Fach Musik am Matthias-Grünewald-Gymnasium in Würzburg und ihr bleiben nur wenige Minuten, um den Musiksaal von einem Unterrichtsthema auf das nächste umzugestalten. Vom Unterstufenchor bis zum Abiturjahrgang: Eva Riedel unterrichtet alle Altersstufen am Gymnasium. Oft muss sie im 45-Minuten-Takt umschalten und sich auf die jeweilige Zielgruppe neu einstellen können. Neben dem üblichen Musikunterricht im Klassenverband erteilt Eva Riedel den Schülern am musischen Gymnasium auch Instrumentalunterricht in Cello und Klavier. Sie organisiert Konzerte z.B. für die Weihnachtsfeier in der Schule und steht den Eltern in ihrer Sprechstunde Rede und Antwort.

"Das tolle ist, dass ich aus der Arbeit komme und jeden Tag was anderes gemacht habe. Es ist nie jeder Tag gleich. Und ich finde, wenn dann der Unterricht so abläuft, wie man geplant und sich das  gewünscht hat, dann bekommt man unglaublich viel zurück und ist dann wieder motiviert für den nächsten Tag."

Eva Riedel, Musiklehrerin

Abitur und Eignungsprüfung

Diese Vielseitigkeit hat auch Julia Galwas für den Beruf begeistert. Die 22-Jährige studiert im 5. Semester an der Hochschule für Musik in Würzburg Lehramt Gymnasium mit Unterrichtsfach Musik. Hier lernt sie, wie sie gemeinsam mit vielen Schülern in einer Klasse Musik macht und z.B. auch Schüler aktiv in den Unterricht einbezieht, die selbst kein Instrument spielen. Wer sich für diesen Studiengang interessiert, muss das Abitur nachweisen und sich außerdem einer Eignungsprüfung unterziehen.

"Wir schauen uns den Studierenden an, was er künstlerisch auf seinen Instrumenten leistet, dann schauen wir uns an, was hat er eigentlich musiktheoretisch drauf. Kann er Noten lesen, kann er Intervalle hören, kann er Schlüssel lesen? Das sind die erforderlichen Qualifikationen, um hier an den Musikhochschulen in Bayern oder bundesweit zu studieren. Und in einem dritten Prüfungsteil - und der ist nachher auch in der Ausbildung wichtig -, schauen wir uns an, wie geht der Mensch eigentlich mit Gruppen um? Wie verhält er sich bei Aufgaben, wo er mit anderen Kommilitonen, mit Studierenden Probleme lösen, Lieder anleiten und sich bewegen muss. Und das sind im Kern später auch die drei Lehr-Lern-Inhalte, die wir an der Hochschule in den jeweiligen Studiengängen anbieten."

Prof. Dr. Bernd Clausen, Hochschule für Musik Würzburg

Musik und ein Kernfach

Wer sich für das "Doppelfach" Musik entscheidet, wird später ausschließlich Musik unterrichten. Gymnasiallehrer können sich aber auch entscheiden, noch ein zweites Unterrichtsfach zu studieren. Wer Lehramt für Realschulen studiert, muss sogar zwei Fächer wählen. Und Lehrer an Grund- und Mittelschulen unterrichten ohnehin immer auch die Kernfächer wie Deutsch und Mathematik, obwohl sie als Hauptfach "Musik" gewählt haben und werden im Studium dafür auch fit gemacht. Carolin Schmidmeier empfindet es jedoch nicht als Nachteil, nicht nur Musik zu unterrichten. Sie arbeitet an einer Grundschule in Neuburg an der Donau.

"Ich find's eigentlich sehr schön, weil man dadurch die Kinder ja besser kennt. Ich bin ja nicht nur der Fachlehrer mit 2 Stunden, sondern ich hab die Klasse wirklich in vielen Fächern. Und dadurch kenn ich die Kinder besser, kann auch viel besser auf sie eingehen. Ich hab sehr guten Kontakt mit den Eltern und der andere Vorteil: Ich kann meinen Unterricht viel besser rhythmisieren."

Carolin Schmidmeier, Grundschullehrerin

Bewegung in den Unterricht

Oft kann sie das Fach Musik fächerübergreifend einbauen und somit Bewegung in den Unterricht bringen. Derzeit studiert ihre 3. Klasse ein Musical für die Weihnachtsfeier ein. Die Kinder lernen dabei nicht nur verschiedene Melodien und Lieder. Sie üben auch Rollenspiel und Textverständnis wie es der Lehrplan im Fach Deutsch in dieser Klassenstufe vorsieht. Die Tiermasken und Requisiten hat Carolin Schmidmeier mit den Schülern im Kunstunterricht gebastelt. Musik ist für die Grundschullehrerin ein Fach, das Schule mit Leben füllt und Schülern wie Lehrern Freude am Lernen vermittelt. Darüber hinaus eröffnen sich noch andere reizvolle Perspektiven für die berufliche Karriere. Neben ihrer Tätigkeit in der Grundschule lehrt Carolin Schmidmeier auch an der Katholischen Universität in Eichstätt.

Die wichtigsten Fakten zum Studium

  • Berufsbezeichnung: Musiklehrer/-in (Lehramtsstudium)
  • Ausbildungsorte: Universitäten und Musikhochschulen
  • Dauer des Studiums: (Regelstudienzeit), Lehramt Gymnasium: 9 Fachsemester, Lehramt Grundschule/Mittelschule/Realschule: 7 Semester, Anschließend in allen Schularten: 2 Jahre Referendariat
  • Zugang: Allg. Hochschulreife, Bestehen einer Eignungsprüfung (bei Unterrichtsfach Musik)
  • Eignung: fachliche, künstlerische und pädagogisch-didaktische Kompetenzen; die Eignungsprüfung soll Auskunft darüber geben, ob ein erfolgreicher Abschluss des Studiums innerhalb der Regelstudienzeit zu erwarten ist.
  • Prüfung/Abschluss: 1. und 2. Staatsexamen, zusätzlich können Bachelor- und Master-Abschlüsse erworben werden. Bayern ist das einzige Bundesland, das noch ein Staatsexamen fordert. Um z.B. im Ausland oder in anderen Bundesländern arbeiten zu können, bedarf es explizit der BA- oder MA-Abschlüsse, z.B. Master of education.
  • Kosten des Studiums: Für die Studierenden fallen Semestergebühren an; beim Studium an einem fremden Ort entstehen Kosten für die Unterbringung. Gegebenenfalls haben Studierende Anspruch auf Bafög.
  • Besonderheiten: Lehramt Grundschule und Mittelschule: Musik kann auch als Didaktikfach ("Nebenfach") studiert werden. Hierfür ist keine Eignungsprüfung nötig. Wer im Lehramt Grundschule weder Unterrichtsfach ("Hauptfach") noch Didaktikfach Musik studiert, muss den Nachweis der bestandenen Basisqualifikation Musik erbringen.

Die wichtigsten Infos zum Beruf

Kommunikationsgeschick

Musiklehrerinnen und Musiklehrer müssen nicht nur ihren Schülern  Unterrichtsinhalte einfach und klar formuliert rüberbringen.  Bei Elternabenden und in den Sprechstunden stehen sie auch den Eltern für Gespräche zur Verfügung.  Bei Problemen und Konflikten müssen sie umsichtig und einfühlsam handeln.

Engagement

Musik ist ein Unterrichtsfach mit vielfältigen Erfahrungs- und Ausdrucksmöglichkeiten. Oft tragen Musiklehrer daher auch über den Unterricht hinaus zur Gestaltung des Schullebens bei. Bei Schulfesten, Weihnachtsfeiern oder Konzerten treten Schul-Chöre und -Bands auf, die sie leiten, oder die Kinder zeigen ihn ihren Klassenverbänden, was sie im Musikunterricht erarbeitet haben.


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