Pferdewirt/-in (Pferdehaltung und Service) Wenn das Hobby zur Arbeit wird
Sie füttern, misten den Stall aus, bringen frische Einstreu und sorgen für Bewegung. Das Wohl des Pferdes steht bei den Pferdewirten an erster Stelle. Ihre Ausbildung macht sie zu Fachleuten, die Pferdebesitzer bei Kauf und Haltung beraten.
Azubi Roxana (18) wohnt direkt auf dem Hof, da ist es nicht weit bis zur Arbeit. Um Viertel vor sieben beginnt sie zu füttern. Obwohl Roxana schon Erfahrung in einem Reitstall gesammelt hatte, war es nicht leicht die Ausbildungsstelle zu bekommen. Schließlich schaffte sie es mit einem Praktikum.
"Da hat man mich schon getestet. Wie ich reite, vom Springen bis zur Dressur. Vom Arbeiten her natürlich, wie schnell ich war, wie lernfähig…und wie ich mit den anderen auskomme."
Roxana Cabanski, Auszubildende 2. Lehrjahr
Jedes Tier ist anders
Ihre Chefin Gerlinde Mayr muss sich auf ihre Azubis verlassen können. 70 Pferde sind bei ihr untergestellt, sie alle müssen rundum versorgt werden. Und jedes Tier hat seine Launen und Eigenheiten.
"Ich muss einfach wissen: den kann ich in eine Pferdebox hineinschicken, ohne dass ich Angst haben muss, dass er nicht mehr heraus kommt!"
Gerlinde Mayr, Pferdewirtschaftsmeisterin
Mehrmals im Jahr besucht Roxana den Blockunterricht in der Berufsschule in München-Riem. Auf dem Stundenplan: die Sicherheit. Wie sitzt der Sattel richtig, welche Ausrüstung von den Handschuhen bis zum Helm braucht man, die Verhaltensregeln beim Ausritt und in der Halle - die Liste von Lehrerin Juliane Marx ist lang.
"Wir haben immer mehr mit Menschen zu tun, die den natürlichen Umgang mit Pferden nicht kennen. Die wissen wenig von der natürlichen Verhaltensweise und dem Gefahrenpotential. Da ist dieser Kundenumgang gefragt."
Juliane Marx, Berufsschullehrerin
Am Anfang an der Leine
Neben der Stallarbeit gibt Roxana auch Reitunterricht. Der beginnt schon beim Putzen und Striegeln. Beim Satteln und Aufzäumen brauchen die Anfänger noch tatkräftige Hilfe. In den ersten Stunden führt Roxana das Pony an der Logierleine. Gegen fünf ist Roxanas Arbeitstag zu Ende. Manchmal dauert es auch länger, denn ob Krankheiten, Unfälle oder Geburten - Pferdewirte müssen jederzeit für ihre Tiere sorgen.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Pferdewirt/-in - Pferdehaltung und Service
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: die duale Ausbildung findet im Betrieb und in der Berufsschule statt. Der Pferdewirt - Pferdehaltung und Service ist ein Beruf der Landwirtschaft
- Zugang: Es wird keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung rechtlich vorgeschrieben. Laut Statistik haben die meisten Azubis einen mittleren Schulabschluss, etwa ein Drittel beginnt die Ausbildung mit dem Hauptschulabschluss.
- Prüfung: die Zwischenprüfung am Ende des zweiten Ausbildungsjahres besteht aus einem praktischen, schriftlichen und mündlichen Teil. Das Gleiche gilt für die Abschlussprüfung. Es geht um Kundenberatung und Kundenausbildung, um das fachgerechte Bewegen von Pferden, deren richtige Haltung und Versorgung sowie um die Betriebsorganisation eines Pferdestalls.
- Ausbildungsorte: Reitvereine, Reitschulen, Gestüte
- Eignung: Angehende Pferdewirte müssen sich bereits vor der Ausbildung mit der Stallarbeit auskennen und sicher reiten können. Für den Umgang mit ihren Reitschülern und ihren Kunden, den Pferdebesitzern, brauchen sie Geduld und Kommunikationsfähigkeit. Wie im Umgang mit Tieren üblich, kann jederzeit etwas Unvorhergesehenes passieren. Ob Krankheit, Unfall oder Geburt - Pferdewirte müssen sich jederzeit um die Tiere kümmern.
- Weiterbildung: Pferdewirtschaftsmeister/-in, Techniker/-in Agrartechnik, Betriebswirt/-in für Agrarbetrieb, Studium
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Kraft
Pferdewirte müssen täglich füttern, ausmisten und neu einstreuen. Bei 70 Boxen ist das schwere Arbeit. Dazu kommen die üblichen Tätigkeiten in der Landwirtschaft: Zäune ziehen, Schnee schaufeln, den Hof sauber halten.
Gefahr
Reitunfälle sind keine Seltenheit und auch im Stall müssen sich Pferdewirte vor beißenden und tretenden Pferden hüten. Das Temperament und die Kraft der Pferde birgt ein hohes Gefahrenpotential.
Wetter
Egal ob brennende Hitze oder meterhoher Schnee - die Pferde müssen bewegt und der Hof bestellt werden. Pferdewirte arbeiten zu jeder Jahreszeit im Freien und müssen die Tiere dem Wetter entsprechend versorgen.