Fotograf/-in Kunst und Handwerk
Fotografen beherrschen Kunst und Handwerk gleichermaßen: Sie halten mit der Kamera individuelle Eindrücke fest. Anschließend bearbeiten sie ihre Ergebnisse im Fotolabor und verstärkt auch am Bildschirm.
"Lächeln, Lächeln, die Beine mehr überkreuzen!" Leonie Lorenz hat ihre Kamera im Anschlag, mitten auf einer Allee in Fürth - und gibt Anweisungen. Eine Kundin wünscht sich schöne Aufnahmen für ihren Freund - sie muss jetzt ein paar Mal die Allee rauf- und runterlaufen - und Leonie fotografiert. Leonie ist im 2. Lehrjahr und Azubi. Als angehende Portraitfotografin fotografiert sie Menschen: draußen, im Fotostudio, oft für Pass- und Bewerbungsbilder. Sie darf schon sehr eigenständig arbeiten. Bei größeren Aufträgen assistiert sie ihren Kolleginnen - bei Hochzeiten zum Beispiel oder bei Aufnahmen in Kindergärten und Schulen.
Feintuning am PC
Nach dem Termin geht es an den PC: Leonie vergrößert, retuschiert, koloriert nach. Dann erst kann die Kundin ihre Bilder abholen. Als angehende Fotografin braucht Leonie ein Gefühl für Form, Farbe und Komposition. Teamarbeit ist wichtig, auch Belastbarkeit, denn es wird schnell mal stressig. Wichtig aber auch: immer kundenorientiert zu denken. Leonie ist für ihren Beruf viel unterwegs. Fotografen haben oft unregelmäßige Arbeitszeiten, auch abends, am Wochenende, an Feiertagen. Arbeit bei Wind und Wetter gehört zum Job dazu. Die Bezahlung ist mager: In der Ausbildung verdienen Fotografen meist zwischen 200 und 300 Euro.
Handwerk, Kunst und Technik
Trotzdem ist der Beruf sehr begehrt: Auf eine freie Stelle als Azubi gehen oft Dutzende, manchmal hunderte Bewerbungen ein. Empfehlenswert: ein Praktikum im Wunschbetrieb zu absolvieren das steigert die Chancen bei einer Bewerbung. Wer Fotograf werden möchte, wählt einen Beruf, der Handwerk, Kunst und Technik verbindet. Gute Schulnoten in Physik, Kunst und Mathe sind wichtig. 2009 wurde der Ausbildungsplan neu geordnet: Inhalte wie Beleuchtung, Bildrechte und Bildbearbeitung haben mehr Raum bekommen.
Info
Der Beruf des Fotografen wird mit vier verschiedenen Schwerpunkten angeboten:
- Porträtfotografie
- Produktfotografie
- Industrie- und Architekturfotografie
- Wissenschaftsfotografie
Perfekte Fotos für den Katalog
Vinzent Wager ist 17 und Azubi in einem Versandhaus. Er lernt Produktfotografie - Mode, Schmuck, Schuhe. Bei den Werbefotos für Katalog und Internet muss alles perfekt sein - deswegen ist viel Vorbereitung nötig. Wenn ein neues Schlafzimmer fotografiert wird, muss alles am Set bis ins letzte Detail stimmen. Vincent darf das Bild einrichten, das Licht vorbereiten, die Großbildkamera einstellen - und natürlich fotografieren. Mit seinem Ausbilder prüft er dann die Aufnahmen.
"Es gibt manchmal Tage, da ist man im Stress. Da ist es gut, wenn ein Fotograf die ganze Situation plant. Es gibt aber auch Tage, da heißt es: Hey, Vincent, stell doch mal die Kamera ein, versuch doch mal, das Bild selbstständig zu fotografieren."
Vincent Wagner, 17, 2. Lehrjahr
Durch die zunehmende Digitalisierung benötigen Fotografen viel technisches Verständnis, die Bildbearbeitung findet fast nur noch am PC statt. Negative entwickeln in der Dunkelkammer - das ist Schnee von gestern. Außerdem kommen laufend neue Kameras und Objektive auf den Markt, darüber müssen sich Fotografen ständig auf dem Laufenden halten. Das Fotografenhandwerk ist ein zulassungsfreies Handwerk, in dem man sich übrigens auch ohne Meisterprüfung selbstständig machen kann. Viele Azubis sammeln nach der Lehre aber erstmal Berufserfahrung, zum Beispiel als Assistent oder gehen ins Ausland. Die meisten Fotografen arbeiten nicht angestellt, sondern freiberuflich. Wer sich spezialisiert, hat bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, zum Beispiel als Standfotograf bei TV-Produktionen.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Fotograf/-in
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: Duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule.
- Ausbildungsorte: Fotostudios (z.B. Portrait- oder Werbestudios), Fotolabore, Zeitungsverlage, Werbeagenturen.
- Prüfung: Handwerkskammer
- Zugang: Keine formalen Voraussetzungen. Die Hälfte der Azubis hat Abitur/Fachhochschulreife.
- Eignung: Kreativität, Sorgfalt, Flexibilität, Spaß am Umgang mit Menschen, Leidenschaft für Fotografie.
- Perspektiven: Man kann sich mit einem eigenen Studio selbstständig machen. Eine Weiterbildung zum Techniker oder Meister ist möglich, auch ein Studium. Die meisten Fotografen arbeiten später freiberuflich.
- Alternativen: Nach der Ausbildung spezialisieren sich Fotografen häufig, zum Beispiel auf Porträt- oder Produktfotografie. Staatlich geprüfter Fotodesigner/Staatlich geprüfte Fotodesignerin, Staatlich geprüfter Grafikdesigner/Staatlich geprüfte Grafikdesignerin, Mediengestalter/Mediengestalterin - Bild und Ton
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Geld
Reich wird man als Azubi nicht. Fotografen werden im Vergleich mit anderen Azubis in der Lehre eher schlecht bezahlt.
Team
Fotografen arbeiten meist im Team. Gerade die Azubis assistieren erstmal bei größeren Aufträgen, stellen Licht und Kamera ein, halten den Reflektor.
Kreativität
Der Beruf verbindet Handwerk, Technik und kreatives Arbeiten. Wer einen guten Blick hat für Licht und Bildkomposition, kann viele eigene Ideen verwirklichen.
Info
Ein Fotograf muss auf Menschen zugehen können. Gerade Portraitfotografen müssen es schaffen, dass ihr "Modell" vor der Kamera natürlich rüberkommt. Und natürlich muss ein Fotograf auch mit Auftraggebern verhandeln können.