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Sattler/-in Fahrzeugsattlerei Nicht nur für Autofreaks

Sattler der Fachrichtung Fahrzeugsattlerei fertigen Innenausstattungen, Verdecke und Planen für Fahrzeuge aller Art. Dafür schneiden sie eine Vielzahl von Werkstoffen zu und bearbeiten sie. Fahrzeugsattler führen auch Reparaturarbeiten aus.

Stand: 13.04.2020

Der alte Autositzbezug ist abgenutzt, das Polster durchgesessen. Andreas Fischer zieht den Stoff ab und schneidet ihn in einzelne Teile. Die dienen ihm als Schablone für den neuen Bezug. Dieser entsteht Stück für Stück aus Autopolsterstoff. Auf das Rückenteil hat Andreas mit Lineal ein Rautenmuster gezeichnet. Das steppt er nun mit der Nähmaschine ab. Schließlich soll der Bezug nicht nur gut passen, sondern auch schön aussehen.

Auf den Millimeter genau

Ein neuer Bezug für einen Autositz

Der 17-Jährige hat vor einem halben Jahr seine Ausbildung begonnen. Obwohl er kein großer Autofan ist, hat er nach einem dreitägigen Praktikum gewusst: Dieser Beruf liegt ihm. Fahrzeugsattler-Azubis müssen handwerklich geschickt sein, Fingerspitzengefühl haben und einen Sinn für Gestaltung. In den meisten Betrieben dürfen sie schon relativ früh selbstständig arbeiten. Andreas sägt mit der Schaumstoffsäge das Rückenpolster für den Sitz zu. Darauf klebt er zur Stabilisierung ein Stück Sackleinen. "Kaschieren" heißt das in der Fachsprache. Danach bezieht der Azubi das Sitzgestell mit Hilfe einer Kollegin. Sie ziehen den Stoff Stück für Stück in die gewünschte Richtung. Das erfordert viel Übung und Geduld. Gerade am Anfang dauert es etwas, bis die Naht genau dort liegt, wo sie hingehört und der Bezug keine Falten mehr wirft.

"Am Anfang war das Nähen schon ein bisschen ungewohnt für mich, aber mittlerweile gehört es zum Alltag. Die ersten Nähte sehen auch ein bisschen verwackelt aus, doch mit der Zeit wird's besser, da sehen sie gleichmäßig aus."

Andreas Fischer, 1. Lehrjahr (17 Jahre)

Kundenwünsche umsetzen

Sitzheizung wird nachgerüstet

Fahrzeugsattler beziehen auch Armaturenbretter, verlegen Teppiche und rüsten Sitzheizungen nach. Dafür müssen sie mit Werkzeugen umgehen und auch mal zupacken können. Manchmal erwartet ein Kunde einen Gestaltungsvorschlag. Fahrzeugsattler müssen also auch kreativ sein und ein gutes Vorstellungsvermögen besitzen. Reparaturarbeiten gehören ebenfalls zu ihren Aufgaben. Salome Marschall reinigt die Sitze eines Oldtimers. Leder wird mit der Zeit trocken und rissig, der Kunde möchte es deshalb aufbereiten lassen. Salome ist im ersten Lehrjahr. Die 23-Jährige hat bereits eine Ausbildung als Steuerfachangestellte abgeschlossen, aber ihre Leidenschaft für Oldtimer hat sie nach Großbottwar bei Heilbronn geführt, wo sie im Familienbetrieb Stanka lernt.

"Anders als im Büro, hab ich hier im Handwerk immer ein Werkstück vor mir liegen. Da sehe ich dann genau: Was hab ich gemacht, wie hab ich's gemacht - und das gefällt mir."

Salome Marschall, 1. Lehrjahr (23 Jahre)

Charme vergangener Tage erhalten

Alte Ledersitze werden aufbereitet

Nachdem sie die Sitze entfettet und abgeschliffen hat, folgt der nächste Schritt: Ganz dünn trägt Salome die Farbe auf, die genau auf das Leder abgestimmt wurde. Zum Schluss entfernt sie überschüssige Farbe mit einem Spachtel. Nun muss der Sitz trockenen. Später wird Salome einen Schutzfilm und anschließend Fett auftragen. Am Ende wird das Leder wieder glänzen - und trotzdem den Charme vergangener Tage behalten.

Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung

  • Offizielle Berufsbezeichnung: Sattler/-in
  • Ausbildungsdauer: 3 Jahre
  • Ausbildungsform: Duale Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule. Die Azubis aus Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland besuchen das Bundesfachzentrum in Mainburg (Bayern). Dort haben sie jeweils zwei bis drei Wochen Blockunterricht.
  • Zugang: Grundsätzlich ist keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung vorgeschrieben. Die Betriebe stellen überwiegend Bewerber mit Hauptschulabschluss ein.
  • Eignung: Sattler bearbeiten unterschiedliche Materialien und sollten deshalb handwerkliches Geschick mitbringen. Auch wichtig: sorgfältiges Arbeiten, ein gutes (räumliches) Vorstellungsvermögen und Sinn für Gestaltung. Sattler sollten sich außerdem gut ausdrücken können, denn Kundenberatung gehört in diesem Beruf dazu.
  • Wichtige Schulfächer: Wer in den Fächern Textiles Gestalten/Werken/Technik und Mathematik fit ist, bringt gute Voraussetzungen mit für eine erfolgreiche Ausbildung zum/zur Sattler/-in.
  • Perspektiven: Nach ihrer Ausbildung können Sattler/-innen die Meisterprüfung ablegen, studieren und/oder sich mit einem eigenen Betrieb selbstständig machen.Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur

Die wichtigsten Infos zum Beruf

Verdienstmöglichkeiten

Angehende Sattler/-innen verdienen zwischen 500 und 650 Euro brutto im Monat

Genauigkeit

Wer diesen Beruf ergreifen möchte, muss präzise arbeiten können. Das Material muss exakt zugeschnitten werden und darf beim Aufziehen keine Falten werfen. Auch bei den Nähten ist Millimeterarbeit gefragt.

Info

Das Sattlerhandwerk ist in drei Fachrichtungen aufgeteilt: Reitsportsattlerei, Feintäschnerei und Fahrzeugsattlerei. Schon vor Beginn der Lehre müssen sich die Auszubildenden für eine Richtung entscheiden.

Kraft

Schwere Lederrollen tragen, Sitze aus dem Auto heben, Bezüge aufziehen: Sattler brauchen Kraft.


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