Fachkraft für Wasserwirtschaft Vermittler zwischen Technik, Verwaltung und Natur
Nachhaltig und umweltgerecht soll heute Wasserwirtschaft funktionieren. Deshalb kommen zu den ursprünglichen Aufgaben wie Wasserversorgung und Wasserentsorgung und dem Hochwasserschutz weitere Tätigkeiten dazu, wie zum Beispiel die Gewässerrenaturierung.
Die 21-jährige Kathrin Seidler tut gerne etwas für die Menschen und die Natur. Und so fährt sie mit ihren Kollegen vom Wasserwirtschaftsamt in Ingolstadt hinaus an die Ussel, um an ihrem aktuellen Projekt zu arbeiten. Mühlen und kleine Wasserkraftwerke gibt es dort kaum mehr, aber ein rund ein Meter hoher Wasserfall dieser ehemaligen Nutzung ist noch übriggeblieben. Und diese steile Kante verhindert bis heute, dass die dort lebenden Fische zum Laichen nicht flussaufwärts wandern können.
Alle Messpunkte müssen stimmen
Kathrin Seidler soll diesen Abschnitt nun umbauen und für die Fische wieder durchgängig machen. Kathrin und ihre Kollegen haben ein teures Messgerät dabei, mit dem sie den Fluss und sein Profil vermessen. Kathrin arbeitet sehr gewissenhaft und genau, denn alle Messpunkte müssen stimmen.
"Hier im Außendienst sieht man ganz schön, für was man eigentlich diesen Beruf lernt und wieso man so einen Beruf unbedingt braucht: für die Sicherheit, für die Menschen, für die Tiere, für die Umwelt."
Kathrin Seidler (21), Auszubildende im 2. Ausbildungsjahr
Datenübertragung im Büro
Im Büro im Wasserwirtschaftsamt überträgt sie dann die Daten in ihren Computer, zeichnet mit speziellen Programmen neun neue Rampen ein. Per Mausklick setzt sie Steine in den gezeichneten Fluss und vergisst auch die Durchlässe für die Fische nicht. Nun haben die Fische von Rampe zu Rampe nur noch einen Höhenunterschied von gut zehn Zentimetern zu überwinden. Das schaffen sie. Kathrin weiß: jede Baustelle verschandelt zunächst einmal die eingewachsene Landschaft, aber sie kann sich gut vorstellen, dass der Fluss danach auch wieder schön aussieht. Und schließlich hat sie den Lebensraum der Fische und die Wasserqualität verbessert.
"Die Fachkraft für Wasserwirtschaft als vielseitiger Beruf beschäftigt sich mit der Wasserversorgung, mit der Entsorgung. Sie müssen Trinkwasserschutzgebiete ausweisen, sie müssen Kanalnetze berechnen können."
Andreas Babin, Berufsschullehrer
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Fachkraft für Wasserwirtschaft
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsorte: Im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule
- Zugang: Rechtlich ist kein keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben, empfohlen wird aber mindestens der Hauptschulabschluss nach der 10. Klasse
- Eignung: Teamfähigkeit, mathematisches Verständnis, Geschick und Genauigkeit, dazu Vorkenntnisse in Informatik
- Perspektiven: Tätigkeiten bei staatlichen Wasserwirtschaftsverwaltungen sind die häufigsten Beschäftigungsfelder. Auch einzelne Ingenieurbüros beschäftigen die Fachkräfte.
- Weiterbildung: Mit Abschluss der Berufsausbildung und ausreichender Berufserfahrung kann eine staatliche Technikerschule besucht werden, bei Eignung ist auch ein Ingenieurstudium (FH) möglich
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Team
Die Fachkraft arbeitet im Verantwortungsbereich von Ingenieuren und Verwaltungsfachleuten, unterstützt Flussmeister und Techniker. Dabei ist die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen im Büro genauso wichtig wie im Außendienst.
Mathematisches/naturwissenschaftliches Verständnis
Um beispielsweise Baumaßnahmen planen und berechnen zu können, sammelt die Fachkraft vor Ort zahlreiche Daten mit unterschiedlichsten Messgeräten. Die Daten müssen stimmen und anschließend exakt weiterverarbeitet werden. Dafür setzt die Fachkraft auch mathematische Formeln ein.
Gefahr
Die Arbeit direkt im Uferbereich großer Flüsse kann gefährlich sein. Deshalb verlangen diese Einsätze (zum Beispiel bei Messungen) konzentriertes Handeln und Schutz durch Sicherheitskleidung.