Wasserbauer/-in Bei Wind und Wetter
Ob es stürmt oder die Sonne scheint: Wasserbauer sind das ganze Jahr über draußen im Einsatz. Sie halten Schleusen in Stand, schützen die norddeutschen Küsten vor Überflutung und sorgen dafür, dass der Schiffsverkehr auf Flüssen und Kanälen reibungslos funktioniert.
Auf der Nordseeinsel Langeoog pfeift Carina de Vries ein frischer Wind um die Ohren. Die 22-jährige Wasserbauerin setzt Sandfangzäune in die Dünen der ostfriesischen Insel, um die Sandmassen vor Erosion zu schützen. Kein Job für "Couchpotatoes".
"Man sollte schon drauf achten, dass man gerne draußen ist, denn man ist ja fast immer nur draußen, auch wenn's regnet oder schneit. Und man sollte schon auch naturverbunden sein, also nicht den ganzen Tag vor dem Computer sitzen, sondern es auch mögen, draußen zu sein."
Carina de Vries
Die Hauptaufgabe der Wasserbauer im hohen Norden ist der Schutz der Inseln und Küsten. Vor allem im Herbst und Winter nagen Wind und Wasser an der Küste, lassen Deiche und Dünen brechen. Das ganze Jahr über reparieren die Wasserbauer Schäden an den Ufer- und Küstenschutzanlagen. Dabei kämpfen sie nicht nur gegen die Naturgewalten. Obwohl das Betreten der Dünen verboten ist, trampeln Urlauber immer wieder wilde Pfade in die Sandhügel. Aus kleinen Windrissen entstehen schnell breite Täler. Der Wind hat dann leichtes Spiel und trägt den Sand davon. Carina de Vries und Azubi Thorsten Arends (19) pflanzen Strandhafer in die kahl getretenen Schneisen, um die Düne zu sichern. Während ihrer Ausbildung haben sie gelernt, welche Pflanzen dafür am besten geeignet sind. Im Binnenland arbeiten die Wasserbauer an Flüssen und Seen, halten die Schifffahrtsstraßen und Schleusen Instand oder renaturieren Gewässer.
Je nach Einsatzort verlangt der Beruf des Wasserbauers die unterschiedlichsten Kenntnisse und Fähigkeiten: Betonschalungen für Messsäulen an Schleusen, Treppenaufgänge an Uferwegen oder Natursteinböschungen an Flussufern - all das müssen die Azubis später bauen können.
In Koblenz und im brandenburgischen Kleinmachnow befinden sich die beiden überbetrieblichen Ausbildungsstätten für Wasserbauer in Deutschland. Wer seine Lehrstelle an einem Fluss oder Kanal hat, lernt hier z.B. auch die Grundlagen im Insel- und Küstenschutz kennen und umgekehrt. Neben der handwerklichen Praxis findet auch theoretischer Berufsschulunterricht statt - blockweise verteilt auf 13 Wochen pro Lehrjahr. Nach dreijähriger Lehre erwartet die Wasserbauer dann ein Beruf voller Abwechslung, spannender Einblicke und jeder Menge Herausforderungen.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Wasserbauer/-in
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule
- Zugang: Grundsätzlich wird - wie bei allen anerkannten, nach dem Berufsbildungsgesetz oder der Handwerksordnung geregelten Ausbildungsberufen - keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung rechtlich vorgeschrieben. Die Betriebe stellen überwiegend angehende Wasserbauer/innen mit einem mittleren Bildungsabschluss ein.
- Eignung: handwerkliches Geschick, technisch-mathematisches Verständnis; Naturverbundenheit
- Weiterbildung: Meister, Schichtleiter im Schleusendienst, Techniker, Ingenieur
- Ausbildungsvergütung: Azubis erhalten eine Ausbildungsvergütung zwischen Euro 746.- im 1. Ausbildungsjahr und Euro 844.- im 3. Ausbildungsjahr. (Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, Stand Oktober 2013)
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Info
Wasserbauer arbeiten an oder sogar im Wasser. Bei Einsätzen an Schleusen oder Staudämmen arbeiten Wasserbauer auch oft in großer Höhe. Wer eine Lehre in diesem Beruf beginnen möchte, muss also gut schwimmen können und sollte schwindelfrei sein.
Technisch-Mathematisches Verständnis
Beim Bau und Unterhalt von Küstenschutzanlagen, Wasserstraßen und Uferböschungen ist nicht nur handwerkliches Geschick gefragt. Technisch-mathematisches Verständnis hilft dabei, Baustellen zu vermessen, den Materialbedarf für die Reparatur zu berechnen und Baupläne zu zeichnen.
Teamfähigkeit
Wasserbauer arbeiten immer im Team. Sie packen gemeinsam mit an, wenn Sandfangzäune gesetzt, Wasserbaustellen eingerichtet oder Schleusen enteist werden müssen. Außerdem sichern die Kollegen bei Arbeiten unter Wasser oder wenn schweres Gerät im Einsatz ist.