ARD alpha - Faszination Psychologie

Denken und Problemlösen Intelligenztests

Stand: 02.11.2016 | Archiv

Mann liest ein Buch über Intelligenztests | Bild: picture-alliance/dpa

Der Begriff der Intelligenz ist - angefacht durch Fernsehquizsendungen und Zeitschriften - in aller Munde. Doch was ist Intelligenz eigentlich und wie misst man sie? Spöttische Zungen sagen: "Intelligenz ist das, was der Intelligenztest misst". Damit haben sie gar nicht so Unrecht, denn der Begriff der Intelligenz ist ein Konventionsbegriff, der gesellschaftliche Akzeptanz benötigt und damit auch gesellschaftlichen Veränderungen unterliegt.

Intelligenzmodelle von Thurstone und Gardner

Vergleichen wir das Intelligenzmodell von Thurstone (1887-1955) aus dem Jahre 1938 mit demjenigen von Gardner, knapp fünfzig Jahre später, dann sehen wir sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede.

Unterschiede bei Thurston und Gardner
Thurstone (1938)Gardner (1983) 
Gedächtnismusikalische Fähigkeiten
Wahrnehmungsgeschwindigkeitkörperliche Fähigkeiten
interpersonale Fähigkeiten
intrapersonale Fähigkeiten
Gemeinsamkeiten bei Thurston und Gardner
Thurstone (1938)Gardner (1983) 
räumliches Vorstellungsvermögenräumliches Wahrnehmungsvermögen
logisches Denken
rechnerisches Denken
logisch-mathematische Fähigkeiten
verbales Verständnis
Wortflüssigkeit
linguistische Fähigkeiten

Beide gehen von sieben Primärfaktoren der Intelligenz aus und stimmen hinsichtlich des räumlichen Vorstellungsvermögens, der logisch-mathematischen Fähigkeiten sowie der linguistischen Fähigkeiten miteinander überein. War jedoch bei Thurstone noch die Gedächtnisleistung sowie die Wahrnehmungsgeschwindigkeit ein Intelligenzfaktor, so wurden diese bei Gardner durch musikalische, körperliche, inter- und intrapersonale Fähigkeiten ersetzt.

Verfahren zur Intelligenzmessung

Kein anderes Testverfahren kann in der Psychologie auf eine vergleichbar lange Geschichte zurückblicken wie die Intelligenztests. Seit 1905  erstmals durch die beiden Franzosen Alfred Binet (1857-1911) und Théodore Simon (1873-1961) Intelligenztests bei Schulkindern eingesetzt wurden, konnte das Verfahren kontinuierlich verbessert werden. Heute gibt es eine ganze Anzahl objektiver Testverfahren zur Intelligenzmessung.

Für Erwachsene steht unter anderem der Intelligenz-Struktur-Test (IST 2000), der Grundintelligenztest (CFT 20) und der Hamburg-Wechsler-Intelligenztest (HAWIE-R) zur Verfügung. Entsprechende Verfahren wurden auch zur Intelligenzmessung bei Kindern entwickelt, so z.B. der Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder (HAWIK).

All diese Testverfahren sind anhand umfangreicher und repräsentativer Stichproben normiert. Die mittlere Intelligenz ist auf einen Wert von 100 festgelegt und die Standardabweichung (Streuung) auf +/- 15. Das bedeutet, dass 68,3 Prozent der Bevölkerung einen Intelligenzquotienten im Bereich zwischen 85 und 115 haben. Der individuelle Intelligenzquotient wird anhand der folgenden Formel berechnet:

Formel zur Berechnung des Intelligenzquotienten

IQ = 100 + 15 • (x-M)/s

x = Testwert der getesteten Person
M = mittlerer Testwert der Normstichprobe
s = Standardabweichung der Normstichprobe
100 = Mittelwert des Intelligenzquotienten
15 = Standardabweichung des Intelligenzquotienten

Die persönliche Intelligenz wird in unserer immer komplexer werdenden Welt von zunehmender Bedeutung sein. Allerdings sind wir dem nicht einfach ausgeliefert, denn unsere intellektuellen Fähigkeiten lassen sich bis zu einem gewissen Grad durch Training verbessern. Also: Denken wir öfters mal selbst, anstatt uns einfach immer nur von Informationen berieseln zu lassen!