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Tutorial Wohnungssuche

Der normale Student steht in der Regel am Ende der Immobilienverwertungskette. Aber es gibt ein paar Tricks und Kniffe, wie er dennoch an ein Dach überm Kopf, ja vielleicht sogar seine Traumwohnung kommen kann. Unser Campus Magazin Coach verrät wie.

Von: Sabine Pusch und Christoph Wittmann

Stand: 19.10.2019

NEUE Reihe „Campus Coach“ - Erfolg für Studium & Karriere

Folge 1: Die Wohnungssuche

Makler Richard Nitzsche gibt Tipps rund um das Thema „Wie finde ich als Student eine bezahlbare Wohnung?“

Unsere neue Reihe "Campus Coach“ hilft Studenten bei der Vorbereitung ihrer Lebens- und Karriereplanung. Zum Service-Angebot gehört ein Online-Angebot rund um Coaching, Karriere und Bewerbung mit Tipps von Experten, dazu Videos rund um die Themenwelt Lernen und Job.

Warum ist es als Student so schwer eine Wohnung zu finden?

Der Vermieter wünscht sich meist jemanden, bei dem er finanziell nicht jeden Monat zittern muss – kriegt der Mieter die Kohle zusammen oder nicht? Und Vermieter stehen auf Mieter, die längerfristig wohnen bleiben. In beiden Kategorien gilt ein Student nicht gerade als Liebling der Vermieter. Das ist die bittere Wahrheit.

Was ist der erste Schritt?

Der allererste Schritt ist, sich zu überlegen, brauche ich wirklich unbedingt jetzt eine neue Wohnung? So eine Wohnungssuche raubt neben dem Studium schon sehr viel Energie. Und dann geht’s darum, Kriterien zu finden, die meine Suche strukturieren, also in die Selbstanalyse zu gehen: Also wie lebe ich, was kann ich mir leisten, wo soll die Wohnung sein, wie schaut meine Traumwohnung aus, was ist mir daran wichtig, kurz: wo sind meine Bedürfnisse, wo meine Engpässe?

Engpässe

Ja, so nenne ich die zwei, drei wichtigsten Kriterien. Also wenn ich z.B. ein Haustier habe, dann wird das wohl einer meiner Engpässe sein. Für jemand anderen ist es besonders wichtig, dass er einen Balkon hat, oder ein Tageslicht-Bad, oder maximal fünf Minuten zu einem Fitnessstudio. Brauche ich Ruhe, habe ich ein Auto? Bei den meisten Studenten ist der engste Engpass der Preis. 

Wo und wie suche ich denn?

Mein erster Tipp: Da, wo die anderen Studenten wohnen. All die Kommilitonen um mich herum leben scheinbar auch nicht unter der Brücke, d.h. es gibt da Vermieter, die Studenten nehmen und vielleicht sogar gute Erfahrungen damit gemacht haben. Und Vermieter sind meistens keine Einzeltäter, sie vermieten in der Regel ganze Häuser. Also auf jeden Fall das private Netzwerk anzapfen und sich umhören, wer wen kennt, der was gehört hat usw.. Ansonsten sollte man als Student alle Kanäle anzapfen, die es gibt, vom Internet bis zum Regionalblättchen. Das ist anstrengend, aber man kann leider nicht sehr wählerisch sein.

Worauf muss ich achten, wenn ich per Internet Kontakt aufnehme?

Da lauern einige Fettnäpfchen, das sollte man nicht unterschätzen: Wenn man zum Beispiel reinschreibt: „Ich brauche die Wohnung, Ausrufezeichen, Smiley, Herzchen, dann wird das schwierig mit einem Besichtigungstermin. Total abschreckend wirken kryptische Absenderdaten, so was wie killerbabe1987@... oder wohnungssuche23@...! 

Der Text selbst sollte nicht länger als drei, vier Zeilen sein und was über den Beruf, das Einkommen des Mieters und sein gewünschtes Bezugsdatum aussagen. Bei den Formulierungen sollte man auch auf aggressive Appelle á la „Rufen sie schnellstmöglich zurück“ oder Superlative wie „Das ist die exorbitant allerhippeste Wohnung...“ vezichten. Ach ja, Betteln oder Bestechungsversuche kommen in der Regel auch nicht so gut an.

Und am Telefon?

Gilt Ähnliches. Wichtig ist herauszufinden, was kann ich besser: Bin ich super am Telefon. Oder liegen meine Stärken eher im Verfassen eines seriösen, sympathischen Anschreibens per Email.

Was soll ich zu einem Besichtigungstermin mitbringen?

Grundregel vor dem Termin: Machen Sie dem Vermieter oder Makler so wenig Arbeit wie möglich, d.h. eine Bewerbermappe schon vorbereitet dabei zu haben, kann nicht schaden: Darin sind die Kopie des Personalausweises, en Einkommensnachweis bzw. eine Bürgschaft der Eltern, die aktuelle Schufa-Auskunft und die Mieterselbstauskunft. Und dann kommt es auch auf Ihr Auftreten und Aussehen an.

Ist das wirklich so wichtig?

Ein Privatvermieter entscheidet in der Regel nach 20 Sekunden, ob Sie der oder die Auserwählte sind. Danach verifiziert er nur noch, ob Ihr Verhalten zu seinem Bauchgefühl passt. D.h. der vielbeschworene erste Eindruck ist einfach total wichtig! Also achten Sie auf Schuhe und Hände. Man sollte sein äußeres Erscheinungsbild auf keinen Fall übertreiben, aber trotzdem gepflegt und seriös auftreten. Auch wie Sie sich in der Wohnung verhalten. Am Ende entscheiden Kleinigkeiten! Es soll nach wie vor altmodischeWohnungsbesitzer geben, die das Kaugummi-Kauen des Bewerbers unmöglich finden. Und dann war alles vergebene Liebesmüh.

Richard Nitzsche, Immobilienmakler

Buchtipp: Richard Nitzsche, Der Mietercoach 


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