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"Denk ich an Deutschland..." Reise in die Gefühlswelt deutscher Studenten

"Denk ich an Deutschland…" ist ein dokumentarisches Experiment. Von März 2017 bis zu Wahl im Herbst 2017 reisten wir jeden Monat quer durch die Republik und ließen Menschen auf dem "Stuhl" Platz nehmen. Für das Campus Magazin waren wir in den Uni-Städten Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe und München.

Von: Barbara Weber

Stand: 13.06.2021

Niklas, BWL-Student | Bild: BR

Bis in den letzten Winkel des Landes sind wir gereist.

"Denk ich an Deutschland", als dokumentarisches Experiment auch "Stuhl" genannt. Auf ihm lassen wir Menschen quer durch die Republik zu Wort kommen, ohne sie und ihre Meinung zu werten. Die Gespräche reichen weit über tagespolitische Themen hinaus. Stadt, Land, Jung, Alt, Reich, Arm. Alle kommen zu Wort und sind nach ihrer Meinung gefragt.

Was bewegt die Menschen in diesem Land? Was schätzen sie und was sehen sie kritisch an Deutschland? Welche Probleme haben sie persönlich und welche Probleme hat das Land nach ihrer Sicht? Wie steht Deutschland da in der Welt und wie stehen die Deutschen zu ihrer Nationalität? All diese Fragen stellen wir Menschen auf der Straße, an der Uni, im Park - nach dem Zufallsprinzip. Es geht nicht darum, wen Menschen wählen wollen und welche Politik oder welchen Politiker sie gut finden. Wir denken stattdessen mit ihnen nach, was dieses Land braucht in einer Zeit, in der weltweit Demokratien in der Krise stecken.

Für das Campus Magazin sind wir in die Uni-Städte Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe und München gefahren, um mit Studenten ins Gespräch gekommen. Auch hier gibt uns kaum jemand einen Korb. Im Gegenteil: meist entwickeln sich tiefgründige Gespräche mit den angehenden Akademikern, die auch mal eine Stunde dauern können. Die zentralen Fragen: Wie politisch seid ihr? Welche Chancen habt ihr? Wie frei seid ihr? Und wie geht es weiter für euch?

Wie politisch seid ihr?

"Das Wahlrecht hat wahrscheinlich in der jungen Generation nicht mehr den Stellenwert. Die Jungen wissen gar nicht, wie die Leute früher dafür gekämpft haben, das Recht zu bekommen, wählen zu dürfen. Und ich glaube in so einer Welt kann ich schon verstehen, dass viele denken: Wählen brauche ich nicht, weil es läuft ja schon so, seit ich auf der Welt bin. Es wird nicht an mir scheitern...Also ich muss sagen, uns geht es eigentlich relativ gut. Ich hätte wahrscheinlich mehr zu kritisieren, wenn ich mir mehr Gedanke machen würde, wenn ich nicht in meiner Seifenblase leben würde, aber das tue ich im Moment noch."

Fabiano, Italienisch- und Philosophie-Student

"Ich befasse mich nicht genug mit Politik, aber ich denke, das kommt jetzt mit dem Studium, dass man denkt o.k. jetzt fange ich an, mich damit zu befassen."

Romina, Englisch- und Französisch-Studentin

"Das Unpolitische ist, glaube ich, ein Problem, aber das hängt mit mangelnder politischer Bildung zusammen, weil politische Bildung gegen solche Phänomene gegensteuern könnte. Wenn man sich die USA anschaut: Wenn diejenigen, die Clinton gewählt hätten, auch wenn sie mit Clinton nicht zufrieden waren, doch zur Wahl gegangen wären, wäre es vielleicht anders ausgegangen. Beim Brexit genau das gleiche. Das ist verschlafen und sowas kann nur passieren, wenn man mangelhaft politisch gebildet ist. Wenn man einordnen kann, was das für wegweisende Entscheidungen sind, dann steht man an der Urne. Das ist eine Selbstverständlichkeit."

Julian, Geschichte- und Literatur-Student


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