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Studium Generale Universalwissen in zehn Monaten

Erst Mathematik, dann Jura, hinterher ein bisschen Biochemie. Beim Studium Generale in Tübingen haben Teilnehmer ein knappes Jahr lang Zeit, verschiedene Studienfächer auszuprobieren. In echten Seminaren - mit echten Dozenten.

Von: Stefan Geier

Stand: 29.05.2019

Das Leibniz Kolleg der Universität Tübingen bietet für rund 50 Abiturienten eine einmalige Chance. Sie können parallel in unterschiedliche Fachrichtungen reinschnuppern. In drei Trimestern können sie aus zahlreichen Kursen auswählen, von Sprachen über Mathematik und Biochemie bis hin zu Pädagogik, Jura und Medizin. Und so erfahren, wo ihre ganz persönlichen Talente und Vorlieben fürs Studium schlummern.

Gemeinschaft spielt eine wichtige Rolle

"Zu uns kommen viele Abiturienten und Abiturientinnen, die in der Schule erfahren haben, dass sie nicht alles machen konnten, was sie machen wollten."

Michael Behal, ehemaliger Leiter des Leibniz Kolleg in Tübingen

Während der Zeit des Kollegs wohnen die Studenten in WGs. Alle in einem Haus, alle nahe zusammen. Das  Gemeinschaftsleben spielt am Kolleg eine zentrale Rolle.

Das ist wichtig, schließlich sind die meisten Studenten das erste Mal von zu Hause fort, teilen sich zwölf Quadratmeter mit jemand anderem, sie müssen selber kochen, das Haus gemeinsam verwalten, Kurse besuchen und Vorträge halten – das sind viele Herausforderungen, die die meisten hier aber als Bereicherung empfinden.

"Es sind vor allem die Menschen, mit denen man Sachen erlebt hat, was bleibt und mit denen man Gespräche geführt hat, was einen prägt und was einen inspiriert."

Studentin Mirjam Schäfer

"Warum hier? Weil ich noch keine richtige Vorstellung habe, was ich mal mit meinem Leben machen möchte und das hier scheint mir eine tolle Gelegenheit, mal Einblick in verschiedene Fächer zu bekommen und  einen klaren Kopf zu bekommen und auch überhaupt zu wissen, worauf man sich bei verschiedenen Fächern einlässt."

Student Emil Kissel

Wermutstropfen für einige sind die Kosten: Ein Jahr am Leibniz-Kolleg kostet etwa 4.900 Euro inklusive Unterkunft und Nebenkosten. Das ist viel Geld. Verglichen mit einem verlorenen Jahr an der Uni, in dem man vielleicht das falsche Fach studiert, bekommen die Kosten allerdings wieder eine andere Relation.

Die Bewerbung

Wer selbst bald im Tübinger Leibniz Kolleg einziehen möchte, muss einen mehrstufigen Bewerbungstest durchlaufen. Zunächst muss jeder Bewerber Abiturzeugnis, Lebenslauf, Selbstbeschreibung und Motivationsschreiben einsenden. Der Notenschnitt spielt keine Rolle - wohl aber die Meinung der bisherigen Bewohner. Denn die Bewerbungsgespräche führen sowohl die Leiter des Kollegs, als auch eine Kommission aus aktuellen Teilnehmern. Der Aufenthalt dauert jedes Jahr von Oktober bis Juli, die Kosten betragen 4.900 Euro. Die Bewerbung ist noch bis Ende Juli 2015 möglich - die Anschrift und weitere Informationen findet ihr hier.

Natürlich bietet nicht nur das Leibniz Kolleg in Tübingen ein Orientierungsstudium an - viele Unis haben inzwischen ähnliche Programme.

Drei Alternativen zu Tübingen

Salem-Kolleg

Für alle, die hoch hinaus wollen, und über das nötige Kleingeld verfügen. Für 24.000 Euro lernt im Salem Kolleg eine überschaubare Gruppe Grundlagen für verschiedene Studienfächer. Von Natur- über Gesellschafts- bis Geisteswissenschaften werden unterschiedlichste Bereiche bedient. Dauer: 11 Monate. Bewerbungen sind fortlaufend möglich.

MINT-grün

MINT-grün ist das Studium Generale der TU Berlin. Es ist nicht nur kostenlos, es kann sich auch jeder, der Abitur hat, einschreiben. Es ist also keine Bewerbung nötig. Die Teilnehmer besuchen reguläre Vorlesungen in den MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Außerdem bekommen sie in speziellen Kursen eine Einführung ins Studium. Die Leistungen lassen sich in einem späteren Studium anrechnen.

Kultur und Gesellschaft

Vorrangig um Geisteswissenschaften geht es dagegen im Orientierungsstudium der Privatuniversität Witten-Herdecke. Praktiker aus Kultur, Politik und Wirtschaft vermitteln einen Einblick in die jeweiligen Fachbereiche. Das Spektrum ist breit, von Kunst bis Soziologie bekommen die Teilnehmer vieles angeboten. Das Programm kostet 200 Euro pro Monat und beginnt jedes Jahr im Oktober.

Eine Übersicht über die verschiedenen Angebote an deutschen Universitäten findet ihr hier.

Wer sich speziell für Angebote technischer Universitäten interessiert, sollte hier reinschauen.


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