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Religion oder Esoterik Was glauben Studierende?

Christliche Studierende glauben nur zu einem guten Drittel an Gott. Viele sind aus den Kirchen ausgetreten, oder völlig ohne Religion aufgewachsen. Sind die Studierenden deshalb gottlos, oder glauben sie nur anders? Campus Magazin trifft Studierende, die sich mit Religion auseinandersetzen.

Von: Christian Wurzer

Stand: 12.05.2019

Was glauben Studierende? | Bild: BR

Die große Mehrheit der Studierenden glaubt zwar an etwas, aber das hat in den meisten Fällen nur noch wenig mit dem zu tun, was die Kirchen und die großen Glaubensgemeinschaften als religiöse Heilsangebote bereit halten. Sie bedient sich aus verschiedenen Religionen und Glaubensvorstellungen unterschiedlicher Kulturen und baut sich ihren eigenen Glauben zusammen.

Christlich geprägte Studierende glauben weniger an Gott

Max Mages gehört zu den 38 Prozent, die an den christlichen Gott glauben. Er studiert katholische Theologie. Früher hatte er eine Freundin und ist bis heute Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr. Dennoch hat er immer gespürt, dass er Gott näher sein will, als andere. Nach dem Abitur begann er das Studium der Katholischen Theologie. Nach zwei Semestern, hat er sich entschieden Priester zu werden. Heute lebt er im Priesterseminar der Erzdiözese München und Freising und bereitet sich neben seinem Studium auf den Priesterberuf vor.

Der Glaube gibt Max Antworten auf Lebensfragen wie: Woher komme ich, wer bin ich und wo gehe ich hin? Was verleiht meinem Leben Sinn?

"Also grundsätzlich, um gut durch das Studium zu kommen, glaube ich, braucht man nicht unbedingt eine Religion. Sie kann eine große Hilfe sein, besonders in schweren Zeiten, oder in den Prüfungsphasen. Studierenden würde ich schlichtweg raten, wie es auch Papst Benedikt XVI. schon getan hat, einfach mal so zu leben als gäbe es Gott. Und dann zu schauen, was passiert."

Max Mages, Theologiestudent

Max Mages ist Teil einer Minderheit in Deutschland, nicht weil er Priester werden will, sondern weil er damit zu den Menschen zählt, die man als hochreligiös einstufen kann.

Was bedeutet religiös, hochreligiös und nicht religiös?

Diese Begriffe wurden 2008 von den Wissenschaftlern, die den Religionsmonitor 2008, eine umfassende Untersuchung zum Stellenwert von Religion in der Gesellschaft erarbeiteten, neu definiert.

Seit 2008 wird der Religionsmonitor regelmäßig erweitert.

Im Religionsmonitor-Projekt werden immer wieder neue Indizes zur Religiosität in Deutschland und in der Welt untersucht und publiziert.

Das neue Kriterium: "Religiös sensibel" statt "kirchlich aktiv"

Nina Heider glaubt an die Natur und deren Kräfte und Beziehungen.

Die Wissenschaftler waren vor das Problem gestellt, den Begriff Religiosität anders zu umreissen. Einerseits treten viele Menschen aus den herkömmlichen Religionsgemeinschaften, wie den Kirchen, aus. Andererseits entstehen viele bunte religiöse Gemeinschaften und Freikirchen neu, Meditationszirkel und fernöstliche Glaubenspraktiken erfahren weltweit eine Renaissance. Religiös wird seither nicht mehr nur der bezeichnet, der Mitglied in einer Kirche ist, sondern jeder, der in einer Weise religiösen Praktiken und Denkwelten gegenüber offen ist. Man spricht daher von einer "religiösen Sensibilität". Religiosität als solche, wurde so wieder messbarer.

Viele Studierende bauen sich ihre eigene Religion

Nina Heider glaubt nicht an Gott. Mit Religion kann sie nicht viel anfangen und auch nicht mit den Kirchen. Sie glaubt eher an die Natur und deren Kräfte. Damit gehört sie zu der Gruppe, die man zwar als religiös sensibel einstufen kann, aber keiner Glaubensgemeinschaft zuordnet.

Nina kann mit Religion und Kirche nichts anfangen. Wenn sie Schwieriges verarbeiten muss, setzt sie sich aufs Pferd und reitet durch die Natur.

"Ich glaube, Studierende brauchen keine Religion um durch das Studium zu kommen, weil man sich von Freunden tragen und mittragen lässt. Ich glaube, dass man eine Gruppe hat, mit der man sich versteht, mit der man gut zusammen lernen kann, in der man sich gegenseitig hilft, das brauchen wir und keine Religion."

Nina Heider, Studentin Design und Mediengestaltung

Die Menschen wurden im Religionsmonitor 2008 gefragt, ob sie das Gefühl hatten, dass Gott, oder etwas Göttliches in ihr Leben eingreift. Meist verbanden die Befragten ihre Antwort mit Dingen, die ihnen nicht erklärlich waren. Dennoch scheuten sie sich, das einfach "Schicksal" zu nennen.

Was glauben Studierende? Die Umfrage von Campus Magazin

Angebote der großen Glaubensgemeinschaften in Deutschland für Studierende

Für Studierende können die Hochschulgemeinden der unterschiedlichen Glaubensrichtungen eine erste Anlaufstelle sein, wenn es darum geht, neu am Studienort Fuss zur fassen, oder auch bei Problemen. Hier finden Studierende Gleichgesinnte für Aktivitäten in der Freizeit, aber auch Menschen, die zuhören, wenn es um persönliche Probleme geht. 

Hochschulgemeinden vor Ort, ein Link zu den Katholischen Hochschulgemeinden in Deutschland, der Schweiz und Österreichs. Dazu kommen Hochschulgemeinden mit ökumenischer Ausrichtung.

Verzeichnis der Orts ESGn, Verzeichniss aller Evangelischen Studentengemeinden in Deutschland auf einer Karte mit Links zur jeweilgen Homepage der Gemeinde vor Ort.

Der Rat Muslimischer Studierender & Akademiker ist die Dachorganisation muslimischer Studierender und Akademiker sowie muslimischer Hochschulvereinigungen an deutschen Universitäten und Fachhochschulen. Achtung! Über die RAMSA-Ramadankalender findet Ihr die Homepages der Muslimischen Hochschulgemeinden in Deutschland.

Der Bundesverband jüdischer Studierender in Deutschland e.V. ist die bundesweite Vereinigung aller jüdischen Studierenden und Jugendlichen im Alter von 18 bis 35 Jahren.


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