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Mythos Modedesign-Studium Zwischen Nähmaschine und Fashion Week

Von Modenschau zu Modenschau jetten, über einen Roten Teppich nach dem anderen schreiten und Millionen verdienen? So könnte das Leben als ModedesignerIn aussehen. Aber wer schafft es bis dahin und was ist der Preis dafür?

Von: Sonja Vodicka

Stand: 29.01.2018 | Archiv

Die Modebranche ist ein Millionengeschäft – doch leider sind diese Millionen nur einer Minderheit vorbehalten, denn das Durchschnittsgehalt eines Modedesigners in Deutschland liegt bei einem Bruttojahreslohn von knapp 40.000 Euro. Die meisten Designer können sich ihre eigene Mode nicht leisten. Trotzdem kannst du es bis ganz nach oben schaffen mit Fleiß, Talent, guten Kontakten und einer top Ausbildung.

1. Ausbildung/Studium

Atelier an der AMD Akademie Mode & Design in München.

Der Beruf des Modedesigners /der Modedesignerin kann in einer dreijährigen Ausbildung an einer Berufsfachschule erlernt werden. Die Ausbildung ist landesrechtlich geregelt und vermittelt das Gestalten und Planen von Kollektionen für Bekleidungen aller Art. Für die Ausbildung brauchst du einen mittleren Bildungsabschluss und kannst den Titel „Staatliche geprüfte Modegestalter/in“ tragen.

Modedesign gibt es auch als Bachelorstudium an Fach- und Kunsthochschulen (Modedesign B.A.), oder als Schwerpunkt an Hochschulen für Gestaltung- oder Textildesign. Die Regelstudienzeit beträgt sechs bis acht Semester. Ein direkter Berufseinstieg nach dem Studium ist möglich. Wer in die Wissenschaft möchte oder eine Führungsposition in der freien Wirtschaft anstrebt, sollte im Anschluss einen Masterstudiengang durchlaufen. Der vertieft Fachkenntnisse in den Schwerpunkten Design, Schnittentwicklung und Modemarketing und vermittelt aktuelle wirtschaftliche und technische Entwicklungen der Modebranche.

Studentinnen Mareike und Laura an der AMD in München.

Alternativ zum Modedesign-Vollzeitstudium gibt es auch duale Studienmodelle, wo sich Studium und Beruf verbinden lassen: Modemanagement, Designmanagement, BWL-Handel für die Modebranche oder BWL-Textilmanagement sind zum Beispiel Namen von dualen Mode-Studiengängen.

Derzeit gibt es in Deutschland einundzwanzig Studienangebote für Modedesign an staatlichen und privaten Hochschulen und noch einmal so viele Studiengänge in „Textildesign“ oder „Textillehre“. Private Hochschulen verlangen zum Teil hohe Studien- und Aufnahmegebühren von bis zu siebenhundert Euro. Und im Studium  fallen zum Teil erhebliche Kosten für Studienmaterialien an für Stoffe und Nähzubehör.

Was vermittelt das Studium?

Einige Studieninhalte des Modedesignstudiums

  • Skizzierungstechniken,
  • Modellentwicklung,
  • Illustration und Bildbearbeitung
  • Design- und Modetheorie,
  • Bekleidungskonstruktion,
  • Produktmarketing,
  • CAD und digitales Modezeichnen,
  • Farblehre,
  • Materialkunde,
  • Projektmanagement,
  • Entwurfsmethodik,
  • Präsentationen und Erstellen von Kollektionen.

Das Studium ist praxisorientiert und spielt sich meist in der Werkstatt der Hochschule ab - schneidern, zeichnen und entwerfen. Am Ende des Studiums steht die praktische Bachelorarbeit in Form einer Kollektion, die vor einem Prüfungsteam präsentiert werden muss und zum Titel Bachelor of Arts führt.

Vorrausetzung für ein Modedesign Studium: Die perfekte Mappe

Ohne geht gar nichts, deshalb sei kreativ! Anforderungen für den Studiengang Mode-Design (B.A.): Eine einfache Bewerbung mit Lebenslauf und Anschreiben reicht nicht – eine Kreativmappe muss her! Wie sieht eine perfekte Mappe aus?

1) Be Unique!
Deine Arbeiten sollten zeigen, dass du neue und einzigartige Ideen hast, für die du brennst. Diese können dann auch gleich deine eigene Haltung und deine Sicht auf die Modebranche beinhalten. Das zeigt schließlich auch, wer du wirklich bist.

2) Weniger ist mehr
Collagen, Moodboards, Zeichnungen, Skizzen! – 10 bis maximal 15 Entwürfe sind optimal, um dein Repertoire zu erkennen. Denn hier steht Qualität ganz klar vor Quantität. Die Arbeiten müssen auch nicht zusammenhängend sein, sondern können sich mit verschiedenen Themen befassen. So sehen Dozenten, dass du schon viele verschiedene Formen des kreativen Arbeitens kennst.

3) Mal’ was anderes
Zeichne oder male mit Aquarell, Kohle, Tusche & Co – beherrsche verschiedene Stile.

4) Der Prozess
Zeige den ganzen Entstehungsprozess deiner Mappe. So lassen sich Konzeption und Hingabe erkennen – und geben dem Betrachter elementare Aufschlüsse zum finalen Entwurf.

5) Lass’ dich inspirieren
… von allem und jedem. Inspiration findet sich quasi überall: ob Kino, Theater, Musik, Literatur. Wenn du aus verschiedenen Kulturbereichen deine persönliche Inspiration ziehen kannst, wird dir diese nie ausgehen.

6) Ordnung muss sein!
Die einzelnen Blätter sollten immer ein einheitliches Format haben. Wenn Zeichnungen oder Bilder kleinere Formate haben, kannst du diese einfach auf ein größeres Papier – im passenden Format – kleben.

7) Neues Kapitel
In der Mappe sollten sich vor allem eigene Arbeiten, die du außerhalb der Schule angefertigt hast, finden. Denn so sehen Dozenten, womit du dich privat auseinandersetzt.

8) Aller Anfang ist schwer
Hast du bereits einen herausragenden Modeentwurf gezeichnet? Lege ihn in die Mappe, wenn du wirklich davon überzeugt bist. Keine Panik! Das was du jetzt noch nicht beherrscht, lernst du im Studium.

2. Berufs-Alltag eines Modedesigners

Während im Studium Kreativität gefragt ist und verrückte Ideen ausgebrütet werden sollen, sehen Berufspraxis und Arbeitsalltag meist anders aus.

Im Frühjahr und Herbst, bei Labels wie Zara oder H&M sogar alle sechs Wochen, werden topaktuelle Trends in permanent wechselnden Kollektionen präsentiert. Für Trend-Informationen sorgen Zeitschriften, Internet und Messebesuche.

Eine Modedesign-Studentin arbeitet in einem Atelier der Kunsthochschule Berlin-Weißensee an einem Entwurf.

Zur Inspiration gehen Designer auf sogenannte Storecheckreisen in die Modemetropolen (Paris, London, Mailand, New York, Barcelona, Amsterdam etc.) und kaufen dort in entsprechenden Boutiquen und großen Läden Muster ein. Diese werden dann umgestaltet und neu kombiniert und in eigenen Farbthemen präsentiert.  Dazu erstellt der Designer ein "moodboards", sprich Kartonbögen auf denen Farbthemen, Stoffe, Designs, Prints und Stickereien einer Kollektion gesammelt werden und als Entwurfs-Skizze dem Team aus Verkäufern, Einkäufern, Marketingfachleuten und Technikern vorgestellt werden. Aus der Vielzahl von Entwürfen werden dann diejenigen ausgewählt, die für die Kollektion als Muster aufgemacht bzw. gefertigt werden. Zusätzlich zeichnen Designer ihre Entwurfsideen.

Für die Kollektionsmuster müssen technische Zeichnungen sogenannte "flat sketches" angefertigt werden. Heutzutage wird das mit Hilfe von Grafikprogrammen wie z.B. Corel Draw oder Illustrator gemacht. Die technischen Skizzen enthalten alle für die Musterproduktion wichtigen Details wie Stepplinien, Verschlüsse, Taschenformen, Stickereien, Prints, möglichst in den richtigen Proportionen und ggf. auch mit Maßangaben für die Erstellung von Maßtabellen und Schnitten. Diese Unterlagen werden dem Techniker oder Schnittmacher übergeben, der sich um das follow-up kümmert.

Häufig werden Musterkollektionen in Fernost, der Türkei oder Italien produziert. Mit viel Glück, darf der Designer auf Kollektionsreise gehen, je nach Budget des Unternehmens. Die meisten Designer stecken jedoch von morgens bis abends im Büro oder der Agentur fest und setzen Entwürfe um.

Kaum steht eine Kollektion, beginnt die Vermarktung auf Messen, in Showrooms und via Internet. Abhängig von den Verkaufszahlen steigen Gehalt und Erfolgsbeteiligung, sonst wackelt der Job schnell.

Modedesignerin Lilly Ingenhoven mit ihrem Team in ihrer Boutique.

Hat der Designer Kompetenz und kommerzielle Kreativität bewiesen, wiederholt sich der Ablauf mit der Gestaltung bei der nächsten Kollektion.

Die Monatsgehälter von Modedesignern variieren zwischen knapp 2000 € bei Einsteigern, bis hin zu knapp 5000 € für erfahrene Modedesigner. Neben der Selbständigkeit stehen Modedesignern in der Bekleidungsindustrie vielfältige  Jobmöglichkeiten zur Auswahl: im klassischen Design- und Entwurf, in der Designassistenz, in der Schnittkonstruktion, Schnittgestaltung oder Bekleidungstechnik, bei Modelabels oder großen Bekleidungsfirmen. Aber auch im Film und Theater, im Produktmanagement, in den Medien und der Werbung. Darüber hinaus ist ein/e Modedesigner/in aufgrund der oftmals breit aufgestellten Studieninhalte auch im Bereich von Styling, Kostümdesign sowie in Mode- und Kulturredaktionen einsetzbar.

"Viele unserer Absolventen arbeiten bei großen Modefirmen im Design, aber auch als Modejournalisten, in der PR, im Marketing einer Modefirma oder gründen ihren eigenen Modeblog."

(Prof. Ulrike Nägele, Dekanin Modedesign der AMD)

3. Vor-und Nachteile des „Traumjobs Modedesigner“

Das sind die Vorteile im "Traumberuf" Modedesigner:

  • Wer gern auf Reisen geht, wird es lieben...
  • Wer Spaß an Mode und Bekleidung hat und immer neue Ideen produzieren kann und will, geht in dem Beruf auf
  • Wer mit Herzblut zeichnet - ob manuell oder per Maus - findet in der Mode Selbstverwirklichung
  • Wer die Abwechslung liebt, ist hier richtig

Aber es gibt auch Nachteile im Beruf des Modedesigners:

  • Man muss extrem belastbar sein, denn einen 9-to-5-Job findet man selten.
  • Die kreativen Anforderungen sind sehr hoch und müssen am Fließband abrufbar sein.
  • Da der Zeitrahmen der Projekte meist sehr eng ist, muss man Stress gut aushalten können.
  • Die Konkurrenz ist extrem groß, der Konkurrenzkampf hart.
  • Modedesigner müssen einem starken Erfolgsdruck standhalten können, also unter teilweise extremen Bedingungen kreativ sein.

4. Links

Hier eine unverbindliche Auswahl an Modedesign-Studiengängen:

Akademie Mode & Design (Private Hochschule mit Standorten in München, Hamburg, Berlin, Düsseldorf)

Grande École für angewandte Kunst und Design in Paris


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