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Praktikum in Malaysia "Ich lerne die Landessprache Bahasa Malayu"

Janis war mit dem Carlo-Schmid-Programm in Kuala Lumpur. Der Student hat ein Praktikum bei Transparency International bekommen. Die malaiische Halbinsel fasziniert ihn. Was er dort alles erlebt, lest ihr in seinem Bericht.

Von: Janis Daniel

Stand: 24.11.2015

Janis Daniel in Kuala Lumpur | Bild: Janis Daniel

Dass ich schlussendlich in Kuala Lumpur gelandet bin, war eher ein grosser Zufall. Mir war zwar von Anfang an bewusst, dass ich mich im Rahmen des Carlo-Schmid-Programms auf die Stellen bei Transparency International bewerben werde, da ich von der Organisationsstruktur überzeugt bin und die Thematik der Korruption mich im Laufe meines Studiums der Politikwissenschaften fasziniert hat. Allerdings hatte ich mich ursprünglich auf eine Stelle im Büro in Manila beworben. Erst nachdem ich bereits eine Zusage für das Stipendium hatte, änderte sich die Situation vor Ort und ich musste mich nach einem neuen Einsatzort umsehen. Dank der engen Zusammenarbeit mit dem DAAD und dem Sekretariat von Transparency International in Berlin fiel die Wahl anschliessend schnell auf Kuala Lumpur.

Die Arbeit hier weicht bisher sehr von meinen Erfahrungen in Deutschland ab. Das hat aber zu grossen Teilen damit zu tun, dass sich das Büro vor Ort gerade in einem Umbruchsprozess befindet und es daher etwas drunter und drüber geht.

"Alles wird ein bisschen spontaner gehandhabt und die Strukturen sind nicht so fixiert, wie man es oftmals aus Deutschland gewohnt ist. Für mich als Praktikant bietet das eine Vielzahl an Möglichkeiten, mich mit eigenen Ideen und Projekten einzubringen, was mir sehr gut gefällt."

Janis Daniel

Gemeinsam mit seinen Freunden verspeist Janis den Klassiker: Nasi Lemak, ein malaysisches Reisgericht

Ich bin erst wenige Wochen vor Ort, aber ich kann mich nicht an einen einzigen Tag erinnern, an dem ich viel Zeit zu Hause verbracht hätte. Zum einen ist in KL (wie Kuala Lumpur hier vor Ort fast ausschliesslich genannt wird) immer etwas los, zum anderen lädt das Wetter einfach zum draußen sein ein. Abgesehen davon weicht mein Alltag hier nicht besonders von dem in Deutschland oder Europa ab. Ich versuche viel Sport zu machen und vor allem jetzt zu Beginn meiner Zeit vor Ort viele Leute kennenzulernen, um mir möglichst schnell einen Freundeskreis vor Ort aufzubauen und mich zu integrieren.

"Meine ersten Gehversuche in der Landessprache Bahasa Malayu erweisen sich tagtäglich als große Hilfe, dabei neue Freunde zu finden.“ Janis Daniel

Janis Daniel vor dem Büro

Aber auch abgesehen davon habe ich bisher im Umgang mit Locals nur positive Erfahrungen gemacht. Oftmals wird mir zwar gesagt, dass es hier und da etwas gefährlich sein soll, persönlich habe ich das jedoch seit Beginn meines Aufenthalts noch nie so wahrgenommen oder negative Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht. Leider hatte ich bisher noch nicht die Möglichkeit, aus KL herauszukommen und etwas vom Rest des Landes zu sehen. Ich gehe davon aus, dass sich dort dann doch ein anderes Bild zeigen wird als in KL.
Eine große Herausforderung stellt sicherlich der Arbeitsalltag dar. Das ist aber vor allem wegen der spezifischen Situation im Büro, das sich gerade in einer Phase des Umbruchs befindet. Und auch hier sind die Bedingungen für mich zwar etwas ungewohnt, echte Probleme resultierten daraus aber bisher nicht. Eher nehme ich die Situation als äußerst interessant wahr, eben weil sie sich von dem unterscheidet, was ich bisher aus dem Arbeitsumfeld gewohnt bin.

Im alltäglichen Leben gibt es natürlich viele kleine und größere Unterschiede zwischen Deutschland und Malaysia. Das Fußballspiel, an dem ich letztens mitgespielt habe, zum Beispiel:

Die Kristallmoschee in Kuala Terengganu an der Nordostküste Malaysias

Weil ich es aus Deutschland so kenne, dass in vielen Freizeit-Ligen die ein oder andere spezielle Regel gilt, frage ich vor Beginn des Spiels nach. Mir wird allerdings versichert, dass alles genauso sei wie in einem „richtigen“ Fussballspiel auch. Dass es doch den ein oder anderen Unterschied gibt, wird mir das erste Mal zu Beginn der zweiten Halbzeit bewusst. Es sind ungefähr drei Minuten in der zweiten Hälfte gespielt und ich verfolge das Spielgeschehen gerade von der Bank, als das Spiel unterbrochen wird, ohne das der Grund für mich ersichtlich ist. Manche Spieler lassen sich auf den Rasen fallen, andere unterhalten sich mit dem Schiedsrichter, wieder andere gehen entspannt an der Seitenlinie etwas trinken. Als einer meiner Teamkollegen meine Verwirrung bemerkt, lacht er und fragt mich, was ich höre. Und tatsächlich: Wenn man genau hinhört, ist in der Ferne der Muezzin vom Minarett der nächstgelegenen Moschee zu hören, der zum Gebet ruft.

"Malaysia ist ein muslimisches Land und aus Respekt vor der Religion werden zahlreiche Aktivitäten zur Zeit des Gebets unterbrochen."

Janis Daniel

Nach ca. fünf Minuten geht dann alles ganz normal weiter. Naja, ganz normal nun auch wieder nicht... Als ich zum Ende der 2. Halbzeit (es steht 3:0 für uns) anfange, mit den anderen abzuklatschen und meinen Teamkameraden zum Sieg gratuliere, ernte ich erst verwirrte Blick, die bald in Lachen übergehen. Dann wird mir erklärt, dass in der Freizeitliga nicht zwei, sondern drei „Halbzeiten“ gespielt werden. Diese dauern dann jeweils dreißig Minuten, so dass man am Ende auch auf neunzig Minuten kommt. Bei dreiunddreißig Grad im Schatten hätte ich schwören können, dass die neunzig Minuten bereits um sind! Die Hitze macht anscheinend auch meinen Mitspielern zu schaffen und so steht es nach der 3. Halbzeit 3:3...

Springbrunnenspiel vor den Petronas Towers

Ein großer Wunsch von mir ist es, dass ich mich am Ende meines Aufenthalts in der Landessprache verständigen kann. Man kommt allerdings auch mit Englisch (gerade in Kuala Lumpur) sehr gut zurecht. Grundsätzlich ist es mein Ziel, viele interessante Menschen kennenzulernen und darauf aufbauend Erfahrungen zu sammeln, die mir neue Perspektiven aufzeigen und meinen Horizont erweitern.

Länderinfo: Malaysia

  • Malaysia befindet sich in den Tropen und es herrscht überall immerfeuchtes Regenwaldklima. Die Temperaturen bewegen sich dabei über das ganze Jahr verteilt immer zwischen ungefähr 20 und 30 Grad.
  • Die malaiische Halbinsel ist eine parlamentarische Wahlmonarchie und besteht aus West- und Ostmalaysia und Borneo, dem nördlichen Teil der Insel.
  • Seit ein paar Jahren ist die malaysische Hochschullandschaft im Wandel: Seitdem private Hochschulen erlaubt sind, schießen diese wie Pilze aus dem Boden.
  • In Malaysia gibt es derzeit zwanzig staatliche Universitäten. Großbritannien hat das Studiensystem von Malaysia stark geprägt: Es gibt die Undergraduate und Postgraduate Studies. Das akademische Jahr ist in zwei Semester aufgeteilt.
  • Geringe Studiengebühren und Lebenshaltungskosten sind für internationale Studierende, aber auch für Praktikanten, große Pluspunkte.

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