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YouTuber für Bildung Mit langsamen Schritten zu schnellem Wissen

Von wegen nur Schminktipps: Auf YouTube verbreiten einige Kanäle auch spannend und unterhaltsam verpackte Wissenschaft und Bildung. Die gerade beim Fast Forward Science Wettbewerb ausgezeichneten YouTuber eint ein gewisser Idealismus – die Produktion könnte unterschiedlicher nicht sein.

Von: Gunnar Mergner

Stand: 19.12.2019

Softboxen. Von diesen Studioleuchten hat Finn Dohrn inzwischen eine ganze Kollektion daheim. Ein kleiner Wald von Stativen mit weißflächigen Köpfen steht bereit, ein kleines Eck seiner Privatwohnung profimäßig auszuleuchten. Aufnahmegerät und eine Kamera auf Stativ – fertig ist das Privat-Studio. Genutzt wird es für zehn, fünfzehn Sekunden Aufsager, die Finn in jedes seiner neueren Wissens-Videos integriert. Ein ganz schöner Aufwand für ein bisschen YouTube-Video. Fast 50 davon hat Finn inzwischen für seinen YouTube-Kanal Bytethinks produziert. Videos, in denen er mathematisch den Knoten in Kopfhörerkabeln nachspürt oder der Physik hinter dem Bottle Flip.

Bildungs-YouTuber wie Finn sind ehrenwerte Exoten auf der Plattform.

Styling, Comedy, Pranks, Videospiele – die Stars auf YouTube sind in der Regel mit oberflächlicheren Dingen befasst. Aber: Auch Bildung kann erfolgreich sein auf YouTube, die Videos von Finn und Kollegen werden millionenfach angeklickt. Die Herangehensweisen und Möglichkeiten sind dabei ganz unterschiedlich. „Phil’s Physics“ zum Beispiel wird auch in einem Studio aufgezeichnet – in einem „echten“ allerdings, mit Hilfe einer Produktionsfirma. „Dr. Whatson“ alias Cedric steht zwar in seinen Videos vor seiner eigenen Regalwand, hat aber durch sein Filmstudium einen ganz anderen Hintergrund, als Hobby-Autodidakten wie Finn, der eigentlich als Datenarchitekt  am Hamburger Flughafen arbeitet.

"Man kann zwar auf Youtube relativ einfach Geld verdiene, indem man die Werbung einschaltet oder sich auf Product Placements einlässt, aber das ist nicht, was ich machen möchte. Ich möchte mich nicht von YouTube oder einer Firma abhängig machen, sondern ich möchte das weiterhin als Freizeit oder als Hobby machen, wo ich selber was lerne und wo meine Zuschauer was lernen."

Finn Dohm

"Fast Forward Science Wettbewerb“

Einmal im Jahr prämieren die Initiative „Wissenschaft im Dialog“ und der Stifterverband der Deutschen Wissenschaft die besten Einreichungen beim „Fast Forward Science Wettbewerb“. Finn alias BYTETHINKS gehört zu den Dauersiegern. Genauso wie Stefan Müller. Müller ist Mathe-, Physik- und Informatik-Lehrer an einem Gymnasium in Kaiserslautern. Und hobbymäßiger Brickfilmer – das heißt er dreht Trickfilme mit Lego. Und das zu wissenschaftlichen Themen. Zum Prinzip Teilchenbeschleuniger, zur Energie-Erzeugung oder zur Geschichte der Kryptographie, Lego-Cäsar inklusive. Seine Filme entstehen meist im Winter auf dem heimischen Dachboden.

"Da muss man sich wirklich merken, welches Männchen jetzt mit welchem Fuß nach vorne muss. Ich hatte auch schon Videos wo sie tanzen. Also, einer singt, mit Mundbewegung, dann fünf rappen außen rum mit Armbewegung, das alles noch in Diskolicht, also alle drei, vier Bilder musste auch die Farbe des Lichts geändert werden, also, da hab ich auch Strichliste geführt, das ging gar nicht anders."

Stefan Müller

Was Stefan Müller und Finn Dohrn trotz der unterschiedlichen Videos gemeinsam haben: die langsame Produktionsweise. Wo der eine stundenlang zeichnet, muss der andere für seinen Stopptrick Tausende von Bildern fotografieren. Trotz ehrenamtlicher Bildungsarbeit sind die beiden nach wie vor Feuer und Flamme. Weil sie via YouTube mit ihren Ideen und ihrer Kreativität Menschen weit über die heimischen Kleinstädte hinaus erreichen und zum Lachen und Nachdenken bringen können.

Hier geht es zu den Gewinnervideos:


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