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Wohnungsmarkt für Studenten Mieten für Studierende werden immer teurer

Ein bezahlbares Zimmer oder eine günstige Wohnung finden – für Studierende wird das immer schwieriger. Laut aktuellem Studentenwohnreport steigen die Mieten in deutschen Unistädten immer weiter an. Wo gibt's noch preiswerten Wohnraum – und wo ist das Wohnen besonders teuer?

Von: Nina Beier

Stand: 04.11.2019

Abi geschafft, Studienplatz bekommen – auf geht’s ins Unileben! Doch so einfach gestaltet sich der Studienbeginn meist nicht. Zunächst heißt es: Ein Zimmer oder eine Wohnung finden. Das wird jedoch von Jahr zu Jahr immer komplizierter. 

Laut dem aktuellen Studentenwohnreport des Finanzdienstleisters MLP und des Instituts der deutschen Wirtschaft spannt sich die Lage im studentischen Wohnungsmarkt immer weiter an: In den 30 betrachteten Hochschulstandorten sind die Mieten so hoch wie noch nie. 

Große Unterschiede je nach Stadt​

Mietpreise im Jahr 2019 für eine studentische Musterwohnung (30 Quadratmeter, 1.5 km von der Uni entfernt, Baujahr 1995)

Die Forscher verglichen die verschiedenen Unistädte mithilfe einer studentischen Musterwohnung. Das bedeutet, dass diese in allen Städten als identisch anzusehen ist – also im Schnitt gleiche Ausstattung, 1.5 km Entfernung von der Uni, Baujahr 1995 und 30 Quadratmeter groß. Die berechneten Mietpreise unterscheiden sich somit nur durch den jeweiligen Standort. Die zugrundeliegenden Daten wurden von den Internetportalen ImmobilienScout24 und wg-suche.de bereitgestellt.

 Zwischen der teuersten Stadt München (717 Euro) und der günstigsten Stadt Magdeburg (251 Euro) liegen dabei ganze 466 Euro für die monatliche Warmmiete der Musterwohnung. In knapp der Hälfte der Städte kostet die Miete zwischen 400 und 459 Euro. Trotz preislicher Unterschiede zwischen verschiedenen Städten: überall sind die Mietpreise deutlich höher als noch vor knapp 10 Jahren.  

Wohnpreise steigen, Einkommen stagnieren

Mittlere jährliche Mietpreissteigerung seit 2010

Die Wohnmieten sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen: Betrachtet man die durchschnittlichen Mieten seit 2010, sind diese pro Jahr am meisten in Berlin, Stuttgart und in München gestiegen. Nur in vier Städten gab es jährliche Preissteigerungen von weniger als 3 Prozent: Jena, Magdeburg, Greifswald und Bochum. Auffällig ist außerdem, dass Mieten im vergangenen Jahr stärker angestiegen sind als im Mittel der letzten Jahre. 

Gleichzeitig verdienen aber die meisten Studierenden nicht mehr als früher. Im Schnitt hat ein Student seit 1997 rund 900 Euro im Monat an Einkommen zur Verfügung. Nur einkommensstarke Studierende verdienen inzwischen mehr als früher und können so steigende Mietpreise kompensieren. Für Leute mit einem geringen Einkommen wird der Wohnungsmarkt immer schwieriger. Auch das erhöhte BAföG kann keinen Ausgleich schaffen: In mehr als 2/3 der Unistädte könnte man sich damit die Musterwohnung nicht leisten.

Mehr Studierende leben in WGs oder bei ihren Eltern

Wie Studierende wohnen: 2003 und 2018 im Vergleich

Dass sich der Wohnungsmarkt weiter anspannt, merkt man auch daran, wie Studierende heutzutage wohnen. Während 2003 noch rund 36 Prozent der Studierenden in einer eigenen Wohnung wohnten, waren es im vergangenen Jahr nur noch 27 Prozent. Stattdessen gibt es mehr Studierende, die in einer Wohngemeinschaft oder bei den Eltern wohnen.

Mietpreise und was Studierende darüber denken / Was Studierende über die Mietpreise denken

 

Lösungsansätze

Wie lässt sich die angespannte Wohnlage für Studierende verbessern?

Aus dem aktuellen Wohnreport geht hervor, dass es in deutschen Unistädten an Wohnraum mangelt. Mehr Wohnungen, insbesondere kleinere, müssten gebaut werden, um den studentischen Wohnungsmarkt zu entlasten, empfehlen die Verfasser der Studie. Es ließe sich beispielsweise deutlich günstiger bauen, wenn die Bauanforderungen an Studentenwohnungen weniger streng wären.

Die Studie zeigt auch, dass es große regionale Unterschiede bei Mietpreisen gibt. Insbesondere in strukturschwachen Regionen, zum Beispiel in Ostdeutschland, wohnen Studierende noch recht günstig. Dort gibt es auch genügend Wohnungen. Indem man die Hochschulen in diesen Regionen stärke, könnten diese Orte für Studierende deutlich attraktiver werden. Das wiederrum würde die Wohnsituation in teuren Metropolen wie München lockern. 

Auch an die Politik haben die Autoren der Studie eine Forderung: Den BAföG-Zuschlag ortsabhängig zu machen. Denn Studierende sollten ihre Studienwahl nicht davon abhängig machen müssen, wo sie sich das Leben leisten können. 

Weiterführende Links:

 

 

 


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