Soziales Engagement Ein Platz zum Wohlfühlen
Viele Flüchtlinge leben in Kasernen, Turnhallen oder verlassenen Industriebauten, die eilig zu Wohnungen umfunktioniert worden sind. Privatsphäre haben sie dort kaum. 18 Studierende des Fachbereichs Architektur der TU Kaiserslautern wollten das ändern. Sie bauten zusammen mit 25 Flüchtlingen und lokalen Baufirmen ein Gemeinschaftshaus. Die Studierneden wurden dafür ausgezeichnet, durch ihr sozialen Engagements wurden sie Studierende des Jahres 2016, verliehen vom Deutschen Hochschulverband.
Flüchtlinge sind nach ihrer Ankunft in Deutschland durch bürokratische Abläufe zu einer langen Zeit des Nichtstuns und der Orientierungslosigkeit verdonnert. In der Landeserstaufnahmeeinrichtung auf dem Gelände der ehemaligen amerikanischen Kaserne Spinelli Barracks in Mannheim sind sie mit dem Nötigsten gut versorgt, die unmittelbare Umgebung ist jedoch recht trostlos und bietet kaum Räume mit Wohlfühlfaktor.
Lamin Bakare, der zu dieser Zeit seit knapp einem Jahr in der Unterkunft lebte, erzählt:
In dieser Situation setzt das Projekt an: 18 Studierende des Fachbereichs Architektur der TU Kaiserslautern bauten zusammen mit 25 Flüchtlingen und lokalen Baufirmen ein Gemeinschaftshaus.
Mit dem Bau bekamen die Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtung die Gelegenheit, ihr Umfeld aktiv mitzugestalten und sich einen Ort für die gemeinsame oder individuelle Nutzung zu schaffen. Die Flüchtlinge, auf der einen Seite, verbesserten ihre Deutschkenntnisse, lernten Gegebenheiten und Arbeitsanspruch in Deutschland kennen und eigneten sich neue handwerkliche Fähigkeiten an. Die Architekturstudenten, auf der anderen Seite, nutzten die Möglichkeit, einen tatkräftigen und positiven Beitrag im Rahmen der Flüchtlingskrise zu erbringen.
Das gemeinsame Projekt verbindet
Zunächst wurden gemeinsam mit Flüchtlingen Raumprogramm und Rahmenbedingungen erarbeitet. Daraufhin entwickelten die Studenten in Einzelarbeit Entwürfe, aus denen fünf zur vertieften Bearbeitung in Gruppen ausgewählt wurden. Eine Jury aus Vertretern der Bauherrschaft und der betreuenden Fachgebiete bestimmte daraus den Entwurf, der verwirklicht werden sollte.
Im restlichen Sommersemester wurden von der gesamten Gruppe Genehmigungs- und Ausführungsplanung, Tragwerkswerksplanung, Visualisierungen, Massen-, Termin- und Kostenplanung erarbeitet. Nur durch das besondere Engagement der Dezernate 4 und 5 der Stadt Mannheim, insbesondere des Baukompetenzzentrums, konnten die notwendigen baurechtlichen Genehmigungen und öffentlichen Auftragsvergaben in kürzester Zeit durchgeführt und die Finanzierung des Projekts sichergestellt werden. So konnten auch die Bauarbeiten bereits Mitte August beginnen. Jedoch wäre ohne die großzügige Unterstützung von Tatjana Dürr, Architektin und Referentin für Baukultur der Stadt Mannheim, die Umsetzung des Projekts in finanzieller Hinsicht ebenfalls nicht möglich gewesen.
Während die Architekturstudentinnen und -studenten zusammen mit den Freiwilligen aus den Reihen der Flüchtlinge den Holzbau für das etwa 500 Quadratmeter große Gebäudeensemble unter Leitung der Arbeitsgemeinschaft Krötsch Graf Kretzer Architekten und Ingenieure erstellten, wurden die Erd- und Dachabdichtungsarbeiten durch lokale Baufirmen erstellt.
Anfangs waren die kulturellen Unterschiede noch stark zu spüren:
Kebiru Danlad Momoh, Flüchtling und erfahrener Maurer, war erstaunt:
Ein ausgezeichnetes Ergebnis
Der bewusst einfache, gleichzeitig wunderbar raffinierte Holzbau wurde von den ersten Entwürfen bis zur feierlichen Übergabe des fertiggestellten Gebäudes in nur acht Monaten umgesetzt. Das Vorhaben hat die DHV/DSW-Jury überzeugt. Sie kürte das Kaiserslauterer Team aus insgesamt 89 eingegangenen Nominierungen zu den „Studierenden des Jahres“. Außerdem wurde das Projekt für den Deutschen Engagementpreis 2017, sowie für den DAM-Preis für Architektur in Deutschland 2018 nominiert.
Für viele der Bewohner war es ein unvergessliches Erlebnis.