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PD. Dr. Matthias Uhl, Wirtschaftsethiker Wie beeinflusst die Interaktion mit Maschinen unser Moralverhalten?

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz und autonomer Systeme in zahlreichen Lebensbereichen wirft weitreichende gesellschaftliche Fragen auf. Der Wirtschaftsethiker Dr. Matthias Uhl zeigt auf, dass Technik ethisch nicht neutral ist, sondern unser Moralverhalten beeinflusst.

Von: Anadrea Roth

Stand: 18.05.2020

Die Reflexion über die ethischen Auswirkungen von Mensch-Maschine-Interaktion basiert jedoch meist nur auf philosophischer Intuition. Konkretes Erfahrungswissen darüber wie das Zusammenspiel mit Maschinen menschliches Moralverhalten prägt, existiert kaum. Für das gesellschaftliche Wohl ist ein empirisches Verständnis dieses Einflusses aber entscheidend. So erlauben sozialwissenschaftliche Verhaltensexperimente Rückschlüsse auf eine ethisch informierte Gestaltung technischer Systeme. Beispielsweise könnte die Schaffung von Transparenz bezüglich der Funktionsweise autonomer Systeme oder die Einbindung menschenähnlicher Elemente moralisches Verhalten gezielt fördern. Um sozialen Nutzen zu stiften, darf die Ethik der Digitalisierung keine reine Lehnstuhlethik bleiben. 

Dr. Matthias Uhl leitet seit 2017 die Nachwuchsforschungsgruppe „Ethik der Digitalisierung“ an der Technischen Universität München. Davor war er dort wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftsethik. Sein Schwerpunkt liegt in der Anwendung experimenteller sozialwissenschaftlicher Forschungsmethoden auf technik- und wirtschaftsethische Fragestellungen. Im Rahmen der Forschungsgruppe beschäftigt sich Matthias Uhl insbesondere mit den ethischen Implikationen von Mensch-Maschine-Interaktion und moralischen Intuitionen hinsichtlich des Einsatzes von Algorithmen. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Mainz und Volkswirtschaftslehre an der Universität Mainz. Danach forschte er am Max-Planck-Institut für Ökonomik und promovierte 2011 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena über die Bedeutung intrapersonellen Konflikts für die Wirtschaftswissenschaften. Er habilitierte sich 2019 mit einer Arbeit über experimentelle Wirtschafsethik an der TU München für das Fachgebiet Philosophie.


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