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Prof. Dr. Christian Hackenberger, Biochemiker Wie kommen Medikamente im Körper sicher ans Ziel?

Erkrankungen, wie Krebs, Alzheimer und Virusinfektionen gezielter und wirksamer behandeln und dabei Patient:innen schonen – das könnte mit neuartigen Technologien gelingen, die der Chemiker Christian Hackenberger in seinem Labor am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) entwickelt.

Von: Andrea Roth

Stand: 11.11.2022

Mit seinem Team hat er hierbei neue chemische Verfahren entwickelt, um Biomoleküle wie Proteine oder Antikörper mit zusätzlichen Funktionen auszustatten, sogenannte Biopharmazeutika.

In der Behandlung von Krebs erschweren oft Nebenwirkungen die Therapien. Wie könnten Biopharmazeutika hier Abhilfe schaffen? Was wäre, wenn beispielsweise – rein bildlich gesprochen – einem Krebszellen erkennenden Antikörper ein Rucksack aufgebunden würde? Und was wenn dieser ein Zellgift enthielte, das wiederum ausschließlich an den Tumor transportiert und dort freigesetzt würde? Patient:innen könnten dadurch effektiver behandelt werden und Nebenwirkungen auf ein Minimum beschränkt werden oder ganz ausbleiben. Gemeinsam mit einem Forschungsteam an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) gründete Christian Hackenberger kürzlich das Unternehmen Tubulis, das diese neuen Biopharmazeutika auf den Markt bringen soll.

Ausgezeichnet wurde er für seinen Ansatz bereits 2020 mit dem Breakthrough of the Year-Award der Falling Walls Foundation. Christian Hackenberger verfolgt nicht nur neue Wege in der Krebstherapie, sondern entwickelt auch neue Strategien zur Bekämpfung viraler Infektionen oder der Bekämpfung von Mukoviszidose.  Diese verschiedenen Anwendungen und die dabei zu Grunde liegenden chemischen Herausforderungen für das Forschungsteam stehen im Mittelpunkt seines Vortrags.

Christian P. R. Hackenberger studierte Chemie an der Universität Freiburg und der University of Madison-Wisconsin (USA). Er promovierte an der RWTH Aachen. Nach einem Postdoc-Aufenthalt am Massachusetts Institute of Technology (MIT) gründete er 2005 als Emmy Noether-Stipendiat eine eigene Forschungsgruppe an der Freien Universität Berlin. 2012 wurde er Leibniz-Humboldt-Professor für Chemische Biologie an der Humboldt-Universität Berlin. Seit 2012 ist Prof. Dr. Christian P. R. Hackenberger Leiter der Abteilung Chemische Biologie II am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie.

Seine Gruppe entwickelt chemische Strategien zur Funktionalisierung von Proteinen und Antikörpern mithilfe hochselektiver chemischer Reaktionen. Sie wollen so proteinbasierte Therapeutika gegen Krebs, Alzheimer und Virusinfektionen herstellen. Er ist Mitbegründer des Münchener Unternehmens Tubulis, das besser verträgliche Therapeutika gegen Krebs entwickelt. Prof. Dr. Hackenberger wurde mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.


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