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Praktikum mit SCHULWÄRTS! in China Ein Paar auf Entdeckertour in Hunan

Die Lehramts-Studenten Christiane Pohl und ihr Freund Marcel Scheiter haben dreieinhalb Monate an einer chinesischen Schule in Zhuzhou, China unterrichtet. Organisiert durch das SCHULWÄRTS! -Projekt, konnten sie ihren Auslandsaufenthalt gemeinsam absolvieren.

Von: Christiane Pohl

Stand: 13.08.2018

Chritiane Pohl mit ihrem Freund Marcel Scheiter in Zhuzhou | Bild: Christiane Pohl

Christtiane Pohl mit Marcel Scheiter in Zhuzhou

Nach der Abgabe meiner Masterarbeit hatte ich bis zum Start meines Referendariats noch einige Monate frei. Diese Zeit wollte ich nutzen, um ein ausländisches Schulsystem kennenzulernen und neuen Input für meine Arbeit als Lehrerin in Deutschland zu erhalten. Doch eigentlich nicht ohne meinen Freund Marcel. Also haben wir uns gemeinsam beim SCHULWÄRTS!- Projekt des Goethe-Instituts beworben. Und es hat tatsächlich geklappt: Wir haben sehr schnell eine Rückmeldung bekommen, dass eine Stadt für uns gesucht wird, in der eine Kooperation mit zwei Schulen besteht. Ein paar Monate später ging es für uns auf nach China: Zhuzhou. Zhuzhou hat knapp fünf Millionen Einwohner und liegt in der chinesischen Provinz Hunan. In China ist Hunan für zwei Dinge berühmt: Für das extrem scharfe Essen und es ist der Geburtsort von Mao Zedong, dem Gründer der Kommunistischen Partei. In Changsha, der Hauptstadt der Provinz Hunan, wurde deshalb im Jahr 2009 eine 32 Meter hohe Büste des jungen Mao aus Granit errichtet.

Aders als in Deutschland steht in China nicht das Individuum im Vordergrund

Straße in Zhuzhou

Die größten Unterschiede zu Deutschland sind, die extreme Größe des Landes und die vielen Menschen. Ist in Deutschland das Individuum alleine in jedem Aspekt dominant, steht in China das Gemeinwohl im Vordergrund. Das zeigt sich in verschiedenen Alltagssituationen: Obwohl die U-Bahnen immer viel zu voll sind, drängeln oder beschweren sich die Chinesen kaum. Auch die Schulklassen sind mit fünfzig Schülern pro Klasse viel größer als in Deutschland.  Dennoch sind die Schüler sehr motiviert und verfolgen den Unterricht meist konzentriert. Besonders vor der „Gaokao“, der chinesischen Abiturprüfung, wird den Schülern viel abverlangt und sie stehen unter einem extremen Leistungsdruck. Ein Erlebnis werde ich nie vergessen: Die Schüler einer meiner Klassen, die kurz vor der Gaokao standen, waren vom vielen Lernen total überarbeitet. Nachdem ich ihnen gut zugeredet und ein paar aufmunternde Worte für ihre Prüfungsphase gefunden hatte, applaudierte die ganze Klasse. Die Reaktion der Klasse rührte mich sehr und verdeutlichte mir nochmal den großen Erfolgszwang unter den die Schüler in China gesetzt werden.

Mein Arbeitsalltag an der chinesischen Schule

Christiane in ihrer chinesischen Klasse in Zhuzhou

Während meines Praktikum hatte ich den Auftrag, Englisch zu unterrichten: In Gruppenarbeiten sollten meine Schüler zum Beispiel verschiedene Aspekte  von  Schuluniformen, Mobbing und Leistungsdruck ausarbeiten. Ich habe die deutsche Themen-Woche mitgestaltet und hospitierte bei den chinesischen Fremdsprachenlehrern. Die anderen Lehrer und besonders meine Betreuerin waren sehr hilfsbereit und aufgeschlossen. Wir haben oft gemeinsam in der Mensa zu Mittag gegessen oder sind in der Mittagspause zur Kopfmassage gegangen.

Nachtleben in Zhuzhou

Wie ich von meinem Chinaaufenthalt profitiert habe? Es ist eine unglaubliche Erfahrung, das Bildungssystem eines anderen Landes kennenzulernen, besonders wenn sich die Kultur des Gastlandes so sehr von der deutschen Kultur unterscheidet. Gerade mit dem Stipendienprogramm  SCHULWÄRTS! des Goethe-Instituts habe ich eine fundierte Vorbereitung für den Alltag im Gastland bekommen: durch Workshops und Seminare vor dem Start des Auslandaufenthalts sowie durch finanzielle Unterstützung und Ansprechpartner des Goethe-Instituts weltweit.

Über Das Projekt SCHULWÄRTS!

Das Goethe-Institut hat 2015 ein zentrales, stipendienbasiertes Programm zur Vermittlung von kurzzeitigen Schulpraktika für Lehramtsstudierende und junge Lehrkräfte an vom Goethe-Institut betreuten Schulen im Ausland mit dem Fokus auf Studierende der MINT-Fächer aufgelegt. Das Ziel des Praktikums besteht darin, die Förderung der durch das Goethe-Institut betreuten Schulen im Ausland nachhaltiger zu gestalten und die Internationalisierung der deutschen Lehrerausbildung zu unterstützen. Gefördert wird SCHULWÄRTS! durch das Auswärtige Amt sowie die Praktikumsaufenthalte in China, Nordafrika, im Nahen Osten und in der Türkei durch die Stiftung Mercator. 

Ein Mädchen hält den Schulwärts!-Flyer in die Kamera | Bild: Goethe-Institut / Benni Janzen zum Artikel International Praktika machen Kooperation mit SCHULWÄRTS!

Campus Magazin, das einzige trimediale Hochschulmagazin in Deutschland, kooperiert mit dem Projekt SCHULWÄRTS! des Goethe-Instituts für angehende sowie junge Lehrerinnen und Lehrer. [mehr]

Bisher ermöglichte SCHULWÄRTS! 162 Stipendiatinnen und Stipendiaten Schulpraktika in 27 Ländern. Sie bekamen die Möglichkeit, internationale Erfahrungen zu sammeln und ihre interkulturellen Kompetenzen zu stärken. Dabei gewannen sie einen ersten Einblick in andere Bildungssysteme – mit anderen Lernkulturen und Lehrformen – und hatten die Möglichkeit, an internationalen Bildungsprojekten mitzuwirken.

Die SCHULWÄRTS!-Stipendiatinnen und Stipendiaten vermittelten den Deutschlernenden und Lehrkräften vor Ort ein aktuelles Deutschlandbild und erhielten die Chance, den Unterricht eigenverantwortlich mitzugestalten und außercurriculare Projekte und Veranstaltungen durchzuführen.

Länderinfo: China

  • In der Volksrepublik China leben circa 1,4 Milliarden Menschen. Hier werden neben dem Hochchinesischen ("Putonghua") auch Dialekte des Chinesischen und verschiedene Minderheitensprachen wie Mongolisch, Tibetisch, Uigurisch, Turksprachen und Koreanisch gesprochen.
  • Nach Russland, Kanada und den USA ist China flächenmäßig das viertgrößte Land der Welt.
  • Im Norden grenzt China an die Kirgisische Republik, an Kasachstan, die Mongolei und die Russische Föderation, im Osten an das Gelbe Meer und das Ostchinesische Meer sowie an Nord-Korea, im Süden an Vietnam, Laos, Myanmar, Indien, Bhutan und Nepal und im Westen an Tadschikistan, Afghanistan und Pakistan.
  • An den meisten staatlichen Hochschulen wird momentan ausschließlich in chinesischer Sprache gelehrt. Für Studierende, die ein Auslandssemester in China absolvieren möchten, gibt es an einigen chinesischen Hochschulen jedoch zum Teil ein speziell für sie erstelltes englischsprachiges Studienangebot.
  • Das akademische Jahr in China ist in zwei Semester unterteilt, die von Mitte Februar / Anfang März bis Juli und von September bis Mitte Januar / Anfang Februar dauern.

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