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Mythos Sportwissenschaft Kann man Klimmzüge studieren?

Am wissenschaftlichen Anspruch dieses Studiums wird häufig gezweifelt. Doch das ist ebenso unberechtigt wie die Annahme, dass alle Sportstudenten später Sportlehrer werden. Denn das Spektrum an möglichen, zukünftigen Arbeitsplätzen ist sehr vielfältig: Training im Amateur- und Leistungssport, Reha-Einrichtungen, Management, Medien, Gesundheitsforschung und vieles mehr.

Von: Anna-Louise Bath

Stand: 05.06.2019 | Archiv

An der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der TU München geht es nicht nur darum selbst Sport zu treiben, sondern um ein wissenschaftliches Verständnis von Bewegung. Hierzu gehören auch neurowissenschaftliche, biologische und medizinische Kenntnisse.

Forschung an Körper und Geist

Der interdisziplinäre Ansatz ihres Studiums ist der Grund, warum Laura Betz, 22, den Bachelor in Gesundheitswissenschaften macht. Sie liebt Sport und interessiert sich für Psychologie, beides vereint ihr Studienfach. Im Vordergrund steht die Frage, wie bleibe ich gesund und welche mentalen Techniken helfen dabei.

"Chronischer Stress kann krank machen. Ein erhöhter Cortisolspiegel führt zum Beispiel dazu, dass man ein erhöhtes Risiko hat, an Diabetes zu erkranken. Und damit setzen wir uns in meinem Studium auseinander und versuchen zum Beispiel über Stressmanagement, über Psychoregulation oder bei Entspannungsverfahren, da Prävention zu betreiben."

(Laura Betz)

Gescheiterte Mediziner?

Ein weiteres, häufiges Vorurteil: Sport- und Gesundheitswissenschaftler seien „Möchtegern-Ärzte“, deren Abi-Noten nicht fürs Medizin-Studium gereicht hätten und die sich später ohne medizinische Fachkompetenz als teure Ernährungsberater und Gesundheit-Coaches verkaufen.

Tatsächlich wollte Rafael Krätschmer, 24, ursprünglich Medizin studieren. Als er den Studienplatz an der sportwissenschaftlichen Fakultät der TU München bekam, hat er sich anders entschieden. Seine Liebe zum Sport und zu einer praktischen und theoretischen Anwendung, faszinieren ihn weit mehr als ein reines Medizinstudium. Rafael möchte später in die Wissenschaft, sein englisches Masterstudium „Sport and Exercise Sciences“ ist eine Etappe auf diesem Weg. Auch er will später im Bereich Prävention arbeiten.

"Klassischerweise geht der Patient oder auch der Athlet zum Arzt wenn bereits Symptome vorliegen. Aber was unser Forschungsfeld hier vor allem ist in der Prävention, ist, dass wir dem vorbeugen: wie bekomme ich den Athleten und den Menschen auch in der Allgemeinheit dazu, ein gesundes Leben zu führen?"

(Rafael Krätschmer)

Keine „Möchtegern-Mediziner“: Rafael und MitstudentInnen im Labor für Sportbiologie.

Am Standort der Sportwissenschaftler direkt neben dem historischen Münchner Olympiapark wird derzeit gebaut: Neue Sporthallen, Vorlesungssäle und Büros. Bis 2022 entsteht hier die größte sportwissenschaftliche Fakultät Deutschlands mit den Themenschwerpunkten „Sport und Gesundheit“ und „Prävention und Rehabilitation“ – die Megathemen unserer Zeit. Denn in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung wachsen auch die Probleme einer bewegungsarmen Gesellschaft. Aus diesem Grund wird auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit der medizinischen Fakultät der TU angestrebt. In einem fachübergreifenden Lehr - und Forschungscluster können die Sport- und Gesundheitswissenschaften dann zukünftig im Schulterschluss mit den Medizinern einen noch wichtigeren Beitrag zur Präventionsarbeit leisten.

Leidenschaftliche Sportler

Ein weiterer, gängiger Mythos gegenüber den Studenten der Sportwissenschaften-Fakultät ist nicht ganz zu widerlegen.  Zu vermuten, dass hier alle „ständig Sport treiben“ und sich „nur von Diätprodukten ernähren“, ist sicherlich übertrieben. Tatsächlich aber steht die große Liebe zum Sport stark im Vordergrund als verbindendes Element so gut wie aller hier Studierenden sowie auch ihrer Dozenten:

"Ich glaube ohne die Sportbegeisterung wär keiner von uns hier. Jeder von uns kommt natürlich aus irgendeinem sportlichen Hintergrund. Man legt ja nicht ab, Sportler zu sein, oder man legt nicht ab Musiker oder Künstler zu sein, man ist es glaube ich einfach sein Leben lang und ja, natürlich, wir sind alles schon auch Sportbesessene."

(Otto Huber, Leichtathletik-Dozent)


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