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Studienwunsch Medizin Traumberuf Arzt?

Nur mit einem 1a Abitur darf man Humanmedizin studieren. Oder nach langer Wartezeit, in der man zum Beispiel eine Ausbildung zum Notfallsanitäter macht. Doch was kommt dann? Wenig Zeit, wenig Einkommen, das Prestige ist auch nicht mehr das, was es mal war, klagen viele. Das Campus Magazin checkt das mal.

Von: Elisabeth Mayer

Stand: 22.06.2020 | Archiv

Mediziner sind nicht mehr automatisch Großverdiener, die im Luxus leben. Eine Studie der Uni Erlangen stellt fest: Junge Medizinerinnen verdienen fast 1000 Euro weniger als ihre männlichen Kollegen und haben auch schlechtere Aufstiegschancen. Gendergerechtigkeit? Fehlanzeige!

Philip von der Borch macht die Facharztausbildung für Innere Medizin. Er erlebt gerade die Schattenseiten seines Berufes: Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen erschweren ihm die Arbeit mit den Patienten. Veraltete Geräte und Personalmangel im Klinikbereich sind die Folgen. Als junger Familienvater erlebt er, dass Kita-Schließungszeiten nicht mit dem Arztberuf zu vereinbaren sind. Auch hier hat ihn die Realität eingeholt.

Das Medizinstudium ist Knochenarbeit

Der Alltag für Studienanfänger gestaltet sich nicht rosig: viel auswenig lernen, Training an Puppen und Modellen, die Suche nach geeigneten Doktormüttern und –vätern auf der Doktorandenmesse.

Was tun, wenn die Doktorarbeit nicht klappt und abgebrochen wird? Das alles sind Fragen, die Medizinstudenten bewegen. Dennoch wählen viele Humanmedizin als Studienfach, dicht gefolgt von Zahnmedizin. Die Zulassungsordnung für Zahnmediziner stammt übrigens noch aus dem Jahr 1955. Fingerfertigkeit ist gefragt und naturwissenschaftliches Wissen. Auch die Zahnmedizin hat ihren "Mythos": In den 1960er, 70er und 80er Jahren galten die westdeutschen Zahnärzte als Großverdiener. Heute liegen niedergelassene Zahnärzte mit einem Nettoverdienst von zwischen 95.000 Euro uns 125.000 Euro nach einer aktuellen Studie weit über dem von Allgemein- und Kinderärzten, die rund 110.000 Euro brutto verdienen.

Philipp Remplik hat sich mit seiner Radiologiepraxis im Münchener Zentrum selbständig gemacht. Statistisch gesehen gehört er zu den Schwerverdienern, mit rund 230.000 Euro brutto. Mehrere Millionen Euro muss er alle vier Jahre neu in seine Praxis investieren, um die modernsten High-Tech Geräte bieten zu können. Dafür hat er gelernt, mit hohen Schulden zu leben.

Das Arztsein ist in Frage gestellt

Als Arzt muss man sich auch mit viel Bürokratie herumschlagen. In Krankenhäusern wird mit Pflegeminuten gerechnet. Mit den Patienten reden, für sie da sein? Fast unmöglich. Welche Medikamente verschrieben werden dürfen, regeln Gesetze und Vereinbarungen mit den Kassen. Viele Ärzte empfinden das als die Knebelung ihrer Therapiefreiheit. Teure Medikamente dürfen Kassenpatienten oft gar nicht verschrieben werden, obwohl sie vielleicht heilen könnten. So mancher Arzt oder Zahnarzt beginnt spätestens in so einer Situation an seinem Beruf zu zweifeln.

Mythos Medizinstudium?

Mit dem Berufsbild Landarzt können sich die meisten Medizinstudierenden nicht anfreunden. Landärzte fahren auch mal weite Strecken zu Krankenbesuchen. Landärzte sind oft eine der wenigen Bezugspersonen für ältere Patienten. Doch gerade mal zwei Prozent der Medizin-Absolventen stellen sich so ihre Zukunft vor. Landärzte sind gesucht. Die kleine Praxis auf dem Land ist sogar eine gewisse Job-Garantie.

Warum also Medizin studieren, wenn die Mythen vom Spitzenverdienst, dem hohen gesellschaftlichen Image und dem Luxusleben nur Klischees sind? Feststeht: Arzt-sein ist mehr als nur ein Job. Ein Arzt trägt Verantwortung für Menschen. Für viele birgt der Beruf trotz aller Widrigkeiten noch immer den Traum, Menschen zu heilen und Leben erhalten.

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