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Studium in Spanien Zu zweit an der Universidad Autónoma de Madrid

¡De Madrid al cielo! – Nach Madrid ist nur der Himmel schöner, sagt ein Sprichwort. Lisa und Caroline können da nur zustimmen. Die beiden haben an der Universidad Autónoma studiert, Madrid ist ihre zweite Heimat geworden.

Von: Lisa Waldheim und Caroline Biechele

Stand: 25.11.2015

Lisa Waldheim und Caroline Biechele in Madrid | Bild: Lisa Waldheim und Caroline Biechele

Lisa Waldheim: Dass ich während meines Studiums ein Semester im Ausland verbringen wollte, war mir von Anfang an klar.

Im Tourirummel wird für Fotos posiert: Lisa vor der Banco de España

Das Austauschprogramm ERASMUS+ kam da gerade recht. Ich wollte etwas Neues sehen, neue Leute kennenlernen und einfach mal abschalten können vom Alltagsstress und ausbrechen aus meinem gewohnten Umfeld. Aus diesem Grund entschied ich mich, in meinem fünften Semester nach Madrid zu gehen. Ein spanisches Sprichwort besagt: '¡De Madrid al cielo!', was so viel bedeutet wie: nach Madrid ist nur der Himmel schöner. Wenn man diesen Satz zusammenhangslos und ohne vorherigen Besuch der Stadt hört, könnte man den Madrilenen eine leichte Überheblichkeit unterstellen. Doch sobald man Madrid erlebt hat, weiß man, dass es eine exakte Beschreibung dessen ist, was in der spanischen Hauptstadt geboten wird. Nicht nur architektonisch, sondern auch kulturell, kulinarisch und sozial.

Man wird Zeuge eines Lebensgefühls, das einem zeitweise das Gefühl gibt, man befinde sich wahrhaftig im Himmel. '¡No te preocupes!' – Mach dir keine Sorgen, scheint das Lebensmotto vieler Madrilenen zu sein.

Caroline Biechele: Zu Beginn stellte mich die fremde Sprache schon vor große Herausforderungen.

Den Ausblick genießen: Caroline auf dem Dach des Circulo de Bellas Artes

Schließlich waren alle Kurse auf Spanisch. Ich hatte vor Beginn meines Aufenthaltes zwar mehrere Sprachkurse besucht, vor Ort fiel es mir anfangs jedoch sehr schwer, Einheimische zu verstehen und mehr als Small Talk mit ihnen zu führen. Doch das änderte sich schnell: Vor allem, da ich gezwungen war, mit meinen Mitbewohnern und ihren Freunden Spanisch zu sprechen, fiel mir dies mit der Zeit zunehmend leichter und ich verlor meine anfänglichen Hemmungen. Wenn man die Sprachkenntnisse vor dem Auslandsaufenthalt an der Heimatuni ein bisschen auf Vordermann bringt, sollte das für den Anfang reichen.

Und wenn man nur spanische und keine englischen Veranstaltungen besucht, dann lernt man auch viel schneller und macht Fortschritte in der Sprache. Weil ich aber auch schon in der Schule Spanisch gelernt habe, wollte ich jetzt endlich zusätzlich zur Sprache auch die Kultur Spaniens kennenlernen. Das Leben in Madrid habe ich in vollen Zügen genossen.

Gleich zu Beginn meines Aufenthaltes habe ich einige Austauschstudierende kennengelernt, mit denen ich mich auf Anhieb sehr gut verstand und viel unternahm. Lustigerweise kannte ich Lisa davor gar nicht, obwohl wir beide Politikwissenschaften studieren und aus Freiburg kommen. Jetzt sind wir gute Freundinnen geworden und Madrid hat uns sozusagen zusammengebracht.

"In meiner Freizeit habe ich Madrid und seine vielfältigen kulturellen Möglichkeiten erkundet."

Caroline Biechele

Ich habe die Sonne in einem der zahlreichen Parks genossen, auch mal einen Nachmittag im Museum verbracht und habe unzählige spanische Köstlichkeiten wie Tortilla de Patatas oder Tapas probiert. Natürlich durfte auch das Feiern nicht zu kurz kommen, und nach und nach habe ich die Bars mit den besten Gin Tonics im beliebten Viertel Malasaña entdeckt. Trotz zahlreicher Möglichkeiten in Madrid auszugehen, blieb ich der Bar meines Mitbewohners treu verbunden, lernte so auch viele Einheimische kennen und verbrachte eine wunderbare Zeit.

Madrid schläft nie: Das Gebäude Metropolis bei Nacht

Für mich stellte jedoch nicht die fremde Sprache, sondern die Rückkehr aus Madrid die größte Herausforderung dar. Nach einem halben Jahr waren mir die Stadt, die Mentalität und Lebensweise sowie meine neu gewonnenen Freunde so sehr ans Herz gewachsen, dass es mich einige Überwindung kostete, in das Flugzeug Richtung Deutschland zu steigen. Auch nach der Rückkehr brauchte ich einige Wochen, um mich wieder an das Leben in Deutschland zu gewöhnen und mich auf den anderen Lebensrhythmus in meiner Heimat einzustellen. Jedem, dem sich die Möglichkeit bietet, für längere Zeit im Ausland zu leben, die Kultur, Sprache und Menschen in einem anderen Land kennenzulernen, kann ich dies von ganzem Herzen empfehlen. Ein halbes Jahr in Madrid hat meine Sicht auf viele Dinge im Leben verändert und mich als Person sehr bereichert.

Lisa Waldheim: Hier klappt alles irgendwie, aber meistens beim zweiten Anlauf und selbst dann oft mit Verzögerung.

Madrid bietet viele grüne Parks und die Berge der Sierra de Guadarrama sind nicht weit.

Doch das ist auch das Reizvolle, wenn man sich für einen Auslandsaufenthalt in der spanischen Metropole entscheidet: Man verlässt seine gewohnten Strukturen und überlässt vieles – so scheint es – auch mal dem Zufall. Das halbe Jahr hat mich deshalb sehr geprägt. Ich habe eine Gelassenheit zu Dingen entwickelt, die mir in vielen Situationen weiterhilft. Natürlich muss ich zugeben, dass ich auch das deutsche Pünktlichkeitsideal seitdem etwas sehr vernachlässige und immer noch nach spanischem Zeitverständnis aufkreuze, was in manchen Momenten zu Irritationen führen kann, wenn ich mich dafür entschuldige und nur mein „in Madrid wäre ich jetzt sogar noch zu früh“ von mir gebe.

"Ist man von Deutschland ein stressiges, hektisches, geplantes und pünktliches Leben gewohnt, wird man in Madrid seine Gewohnheiten ändern müssen."

Lisa Waldheim

Auch die spanische Küche hat mich sehr inspiriert. Da ich sehr gerne koche, habe ich die in Spanien aufgeschnappten Köstlichkeiten in Rezeptform mit nach Deutschland gebracht und bekoche seitdem sehr gerne meine Mitbewohner mit Paella undTortilla y más. Die Stadt hat bei mir einen großen Eindruck hinterlassen und ich war schon kurz nach meiner Rückkehr wieder in Madrid, um Freunde zu besuchen und natürlich auch um kulinarisch zu schlemmen. Ich kann jedem empfehlen, ins Ausland zu gehen, es ist eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte und ich komme gern wieder zurück an den Ort, der mir für ein halbes Jahr ein Zuhause war.

Länderinfo: Spanien 

  • Weltweit sprechen circa 420 Millionen Menschen Spanisch. Damit ist Spanisch eine der am häufigsten gesprochenen Sprachen der Welt.
  • Spanien ist eine parlamentarische Erbmonarchie.
  • In Spanien gibt es circa 80 Universitäten, von denen zwei Drittel staatlich sind.
  • Die Studienprogramme an spanischen Unis sind durchaus mit den deutschen Unis vergleichbar: Bachelor und Master gibt es auch hier. Die Escuelas Técnicas Superiores und Escuelas Politécnicas Superiores entsprechen einer Technischen Hochschule.
  • Es gibt an spanischen Universitäten ein wachsendes Angebot an englischsprachigen Studiengängen.
  • In Spanien kommen die Studierenden aus dem Ausland üblicherweise nicht in Studentenwohnheimen, sondern in Einzelapartments oder Wohngemeinschaften unter. Durchschnittlich zahlt man 300 bis 350€ Miete im Monat. In größeren Städten, wie in der Hauptstadt Madrid, können es durchaus auch bis zu 400€ monatlich sein.

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