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How to sparsam leben Wie weniger Konsum geht

Ökologischer konsumieren und dabei Geld sparen. Und das Ganze ohne verzichten zu müssen? Schöne Idee, doch wie soll das gehen? Es gibt Studierende, die jeden Cent umdrehen, extreme Sparpläne fahren oder auf einem Hardcore Öko-Trip dem verschwenderischen Konsum abschwören. Linda studiert Fotodesign an der Hochschule München. Sie glaubt weniger an Extremlösungen als daran, Dinge in die Tat umzusetzen, die ihr Studentenleben ein bisschen günstiger, ökologischer und zugleich vielfältiger machen. Welche Tipps für ein sparsameres und zugleich umweltschonenderes Leben hat sie?

Author: Martin Hardung

Published at: 6-2-2020

How To sparsam leben | Bild: Bayerischer Rundfunk

Sparsam leben, liegt das im Trend?

Für Studierende eigentlich immer. Doch lässt sich das vereinbaren mit nachhaltig konsumieren? Wer beim Studium nicht vom Elternhaus oder BAföG finanziell unterstützt wird, muss umso mehr jobben oder sich im Verzichten üben. Oder er muss sich was einfallen lassen, an welchen Stellen er schmerzfrei sparen könnte.

Sparen ohne Verzicht

Ihre Kleidung kauft Linda fast nur Scond Hand.

Die Fotodesign-Studentin Linda finanziert sich weitgehend selbst. Sie hat vor ihrem Studium schon Vollzeit gearbeitet und entsprechend verdient, jetzt heißt es wieder kürzertreten. Doch mit Verzichten hat sie nicht viel am Hut. Dafür aber umso mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit, mit dem sie sich auch in ihrer Semesterarbeit beschäftigt. Umweltschonend konsumieren, das klingt nach eher teuer. Wie passt das mit einem sparsamen Lebensstil zusammen? Geht das überhaupt? Es geht. Und zwar ohne Verrenkungen oder dem Motto „ich muss verzichten“ auf der Stirn. Linda hat für sich herausgefunden wie.

Wenn bei ihrem Job in einem Café Lebensmittel übrigbleiben, macht Linda Foodsharing statt sie wegzuschmeißen. Nachdem sie zum Studieren ins teure München kam, organisierte sie sich ein Mini-WG-Zimmer. Da sie tagsüber an der Hochschule München studiert, im Job oder bei Freunden ist, sind 6 qm Wohnfläche für sie kein Verzicht, sondern ein Gewinn. Durch die relativ niedrige Miete gewinnt sie Zeit, in der sie sonst zusätzlich arbeiten müsste. Und zum Übernachten tut es auch ein selbst gezimmertes Bett, das etwa die Hälfte des Zimmers einnimmt.

Selbermachen

Selber bauen ist die günstige Alternative zum Möbelhaus.

Möbel selbst zu bauen, ist nicht nur billiger – sie lassen sich auch maßschneidern und das kann besser passen und mehr Spaß machen als kaufen. Als Designstudentin kann Linda z.B. in der Holzwerkstatt eines Nachbarschaftsvereins ihre kreative Ader ausleben.

Wer gut erhaltene Dinge nicht neu, sondern gebraucht auf dem Flohmarkt kauft, kann nicht nur Geld sparen. Es ist auch ein eigener Beitrag, um Ressourcen zu schonen. Das gilt natürlich auch fürs Foodsharing. Rund ein Drittel aller eingekauften Lebensmittel, landen in Deutschland in der Tonne. Da ist der Gedanke naheliegend, Reste weiter zu geben, bevor sie schlecht werden. Doch das kostet Zeit und wirft die alte Frage auf, ob sich durch kleine Aktionen die Welt retten lassen.

Trendsetter werden

Linda hängt das alles nicht so hoch auf. Sie macht es einfach. Immer dann, wenn sie die Zeit hat. Die Frage nach der Wirksamkeit kleiner Einzelaktionen lässt sich klar mit ja beantworten. Ja, es bringt was und der Nutzen wächst mit der Anzahl der Leute, die die Bereitschaft aufbringen, an der ein oder anderen Stelle, aktiv zu werden. Menschen, die ein umweltbewusstes Leben führen, werden schnell als „Ökos“ abgestempelt, Leute, die sozial denken als „Gutmenschen“. Doch davon sollte sich niemand entmutigen lassen, vielleicht ist er schon ein Trendsetter, ohne es zu ahnen. Im Kleinen angefangen, kann jede Bewegung später Mal später zum Mega-Trend werden.

Nachhaltigkeit und bewusster Umgang mit Konsum – das muss nicht gleich radikalen Verzicht bedeuten. Jeder kann seinen eigenen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten und das kann sogar Spaß machen.

Bewusstes Konsumieren: raus aus der Ökoschiene

HEI

Das Haus der Eigenarbeit (HEI) bietet Raum für offene Werkstätten, Kurse, Kultur, Treffpunkt und Werkzeugverleih. Hier wird die Möglichkeit geboten selbst etwas schaffen zu können, wie beispielsweise Möbel. Die Werkstattnutzung kann mit oder ohne Fachberatung erfolgen und kostet pro Stunde 8,80 € oder 6,40 €. Zusätzlich gibt es Studentenrabatte.
Adresse: Wörthstraße 42/ Rbg, 81667 München
Weitere Informationen: https://www.hei-muenchen.de 

Wie viele Münchner Studierende, will auch Linda ihre Ausgaben möglichst gering zu halten. Gleichzeitig versucht sie einen nachhaltigen Lebensstil zu führen. Deshalb baut sie sich viele Möbel für ihr kleines WG-Zimmer selbst. Das Haus für Eigenarbeit in München bietet zum Beispiel die Möglichkeit, gegen eine geringe Gebühr Werkzeuge auszuleihen, um sich selbst Möbel zu bauen.

Foodsharing: Lebensmittel abgeben, statt wegwerfen

55 kg Lebensmittel: So viel werfen die Deutschen jedes Jahr weg. Knapp die Hälfte davon ist noch genieß- und verwertbar. Insgesamt landen 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Daraus ergibt sich nicht nur ein ethisches, sondern auch ein ökologisches Problem. Sowohl für die Erzeugung als auch für die Vernichtung von Waren werden Rohstoffe, Energie und Wasser benötigt.

Linda hat eine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht und arbeitet neben dem Studium in einem Café. Ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln ist ihr wichtig. Um der Verschwendung von genießbaren Lebensmitteln entgegen zu wirken, bringt sie übriggebliebene Lebensmittel zu einem Fair-Teiler.

Was sind Fair-Teiler?

Fair-Teiler in München:

  • Fair-Teiler Haidhausen: Kuglerstraße 2 81675 München (Öffnungszeiten: samstags 10:00 bis 11:00 Uhr)
  • Fair-Teiler Neuhausen: Dachauer Straße 114/Schwere-Reiter-Straße 2 80636 München (Öffnungszeiten: mittwochs 19:00 bis 20:00 Uhr, samstags 14:00 bis 15:00 Uhr)
  • Fair-Teiler Schwanthalerhöhe: EineWeltHaus Schwanthalerstraße 80 RGB 80336 München (Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 9:00 bis 22:00 Uhr)
  • Weitere Informationen: https://foodsharing.de/?page=fairteiler&bid=21

Fair-Teiler sind Orte, zu denen übriggebliebene Lebensmittel gebracht werden können. Diese können dann wiederum von anderen kostenlos mitgenommen werden. Bedienen darf sich jeder, auch ohne selbst etwas mitgebracht zu haben. Es geht darum den Überschuss dorthin zu verteilen, wo er noch Verwendung findet.

Die App Too Good to Go ist eine günstige, praktische Alternative, sein Essen vor dem Wegwerfen zu retten und noch dazu selbst zu verzehren. 

In 62 deutschen Städten kann man Nahrungsmittel in Fair-Teilern abgeben

Nachhaltiges Verpackungsdesign

Linda und Diana arbeiten an ihren Entwürfen für umweltschonende Verpackungen.

Pro Kopf produzieren wir 222 kg Verpackungsmüll pro Jahr. Das sind in Deutschland 18 Millionen Tonnen. Damit sind wir Spitzenreiter in Europa. Um den Verpackungsmüll zu reduzieren, beschäftigt sich Linda in einem Studienprojekt an der Hochschule München mit dem Thema Verpackungsvermeidung. Natürlich ist es wichtig darüber nachzudenken, welche Verpackungen von vornherein vermeidbar sind. Zusätzlich kann man versuchen, auf umweltfreundliche Alternativen umzusteigen. Ziel des Projekts ist es, aus alternativen Materialien nachhaltigere Verpackungen zu schaffen.


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