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Dr. Hannah Baader, Kunsthistorikerin Kunst als Ökologie? Oder: Welches Wissen verbirgt sich in einem alten Perlenhandschuh?

Aus alten Kunstwerken lässt sich vieles herauslesen, natürlich zunächst über Machart, Künstler, Material. Aber Kunst sagt mehr. Hannah Baader vom kunsthistorischen Institut in Florenz zeigt, was aus einem rund 800 Jahre alten Paar Handschuhe aus Sizilien noch zu lesen ist.

Stand: 27.12.2020

Wer sich mit Kunst beschäftigt, stößt immer wieder auf die Frage, was ein Kunstwerk eigentlich ausmacht. Durch was definiert sich ein Kunstwerk? Wie unterscheidet es sich von Handwerk, wie von Technik oder Design? Wie bestimmt man seine Funktion und in welchem Verhältnis steht diese zu seiner Ästhetik? Ist es das Produkt einer/s Einzelnen oder einer Gruppe, ist es das Ergebnis einer bestimmten Praxis? 

Man kann diese Fragen auch historisch wenden und Kunstwerke als Dokumente vergangener Zeiten und Kulturen betrachten. Man wird dann danach fragen, wer das Kunstwerk gemacht hat, für wen und warum. Wer sollte es sehen, wer es befühlen oder vielleicht benutzen? Zeugt es von einer bestimmten Kultur und deren Ideale und Widersprüchen oder kann es sich zwischen verschiedenen Kulturen bewegen oder vermitteln? Wie interagiert ein Kunstwerk mit seiner Umwelt und der Natur und insofern von einer bestimmten Ökologie? Und zuletzt: kennen alle Kulturen "Kunstwerke"?

Diesen und anderen Fragen wird der Vortrag ausgehend von einem konkreten Gegenstand nachgehen: Einem Paar reich verzierter Handschuhe, dass ungefähr im Jahr 1220 in Sizilien angefertigt wurde. Welche Antworten kann man durch intensives Forschen und Fragen aus einem solchen Gegenstand gewinnen? 

Hannah Baader studierte Kunstgeschichte, Rechtswissenschaft und Philosophie in Berlin und Wien und erhielt ihren Doktor von der Freien Universität Berlin (2002).

Vor ihrer Verpflichtung am Kunsthistorischen Institut in Florenz (seit 2004) unterrichtete sie an der Freien Universität Berlin und forschte an der Bibliotheca Hertziana in Rom, Max-Planck-Institut (2002–2003). Gastaufenthalte führten sie an das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin (2007),  an das Getty Research Institut in Los Angeles (2014 und 2016). Sie erhielt Einladungen als Gastprofessorin an das Exzellent Cluster Asia and Europe in a Global Context der Universität Heidelberg (2017) sowie an die Universität Zürich (2017). 2020 wird sie Gast der DFG-Forschergruppe Imaginarien der Kraft an der Universität Hamburg sein.  

Zusammen mit Avinoam Shalem und Gerhard Wolf wurde sie für Art, Space and Mobility in Early Ages of Globalization von der Getty Foundation durch eine großzügige Förderung ausgezeichnet (2010-2015); für das von ihr und Gerhard Wolf entwickelte Forschungsprogramm Art Histories and Aesthetic Practices am Forum Transregionale Studien wurde sie vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert (2013-2019). 

Gegenwärtig leitet sie das 4A_Lab in Berlin, ein Forschungs- und Fellowshiprogramm der Max-Planck-Gesellschaft in Kooperation mit der Stiftung Preussischer Kulturbesitz. 


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