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PD Dr. Bettina Hitzer, Historikerin und Bildungsforscherin Woher kommt die Krebs-Persönlichkeit? Die Geschichte eines populären Erklärungsmodells

Krebs als Krankheit entstehe, wenn jemand Gefühle unterdrückt, nicht richtig mit ihnen umgehen könne, so die früher verbreitete Vorstellung. Spielt die Psychosomatik tatsächlich eine Rolle bei einer Krebserkrankung, und wenn ja welche? Die Medizinhistorikerin PD Dr. Bettina Hitzer gibt Antworten:

Von: Andrea Roth

Stand: 15.02.2021

Bis heute sind Vorstellungen in der Gesellschaft verbreitet, dass Krebs etwas damit zu tun hat, wie jemand mit seinen Gefühlen umgeht. Die Vorstellung, es gebe eine „Krebs-Persönlichkeit“, stammt aus der psychosomatischen Forschung der 1950er bis frühen 1980er Jahre. Populär und politisch wurde sie im Kontext der sozialen Bewegungen in den 1960er und 1970er Jahre. Wenig bekannt ist, wie gesellschaftliche Diskussionen um Frauen- und Mütterbilder ebenso wie um Schuld und Verantwortung für den Nationalsozialismus die psychosomatische Forschung beeinflusst haben. Der Vortrag geht diesen Zusammenhängen nach und zeigt zugleich, wie die Forschung über psychische Aspekte der Krebserkrankung den Umgang mit an Krebs erkrankten Menschen veränderte und welche Rolle dies für deren Selbstwahrnehmung gespielt hat. 

Vita:

Bettina Hitzer lehrt als Privatdozentin an der Freien Universität Berlin und leitete von 2014 bis Anfang 2020 die Minerva-Forschungsgruppe „Gefühl und Krankheit“  am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (Berlin). Für ihre vielseitigen Forschungsarbeiten wurde sie 2016 mit dem Walter-de-Gruyter-Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet. Ihr Buch "Krebs fühlen. Eine Emotionsgeschichte der Krebskrankheit" erhielt 2020 den Preis der Leipziger Buchmesse (Kategorie Sachbuch/Essayistik).

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