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Interview Markus, 11. Semester Medizin an der LMU München

Campus Magazin hat nachgefragt, wie es Markus im 11. Semester Medizin in der Corona-Krise gerade geht. Wie fühlt er sich bei dem Gedanken nicht ganz normal wie Medizin-Studenten Jahre zu vor, sein 2. Staatsexamen zu schreiben?

Von: Anette Orth

Stand: 30.03.2020

Markus Thomsen zum 2. Staatsexamen in Medizin | Bild: Markus Thomsen (privates Bild)

Was war deine erste Reaktion, als du von der möglichen Verschiebung gehört hast? 

Auf der einen Seite ist es schade (sollten die Prüfungen nicht stattfinden), denn viel Arbeit wurde investiert, um diesen Abschnitt des Studiums endlich hinter mich zu bringen. Auf der anderen Seite ist seit der Ausgangsbeschränkung ein sinnvolles Lernen nicht mehr möglich, denn jetzt, wo meine Frau im Homeoffice arbeitet, kümmere ich mich um unseren Sohn. Unabhängig davon ist die Pandemie eine Situation, die das Leben aller Beteiligten potentiell bedroht, so dass ich gerne meinen Betrag zur Eindämmung leisten möchte, in dem ich mich mit meiner Arbeitskraft einbringe. Daher begrüße ich eine mögliche Absage ausdrücklich.

Was hältst du davon, dass ihr als Medizinstudierende möglicherweise sofort ins Praktische Jahr gehen sollt? 

Ich bin zwiegespalten. Auf der einen Seite ist es nun möglich, mitzuhelfen. Auf der anderen Seite haben wir Studenten seit fast vierzehn Tagen keine valide Aussage aus der Politik, ob das Examen nun wirklich gestrichen wird und ob ein PJ vorgezogen wird und vor allem unter welchen Rahmenbedingungen es abgehalten wird. Wir werden hier absichtlich hingehalten. Dies zerstört die Lern- und Arbeitsmoral. Unabhängig davon ist ein spontaner Beginn für einen Teil der Studenten nicht einfach oder gar unmöglich: Die Kinderbetreuung muss organisiert werden, Wohnungen, die in den PJ-Städten ab Mai angemietet wurden, sind jetzt noch nicht frei. Wie soll das en-detail funktionieren? Ich kann mir nur vorstellen, dass der jetzige Gesetzesentwurf von Jens Spahn dazu führt, dass viele ihr PJ verschieben müssen und nicht anpacken können, weil anderweitige Sachzwänge höher wiegen und es in einem Jahr den eh schon vorhandenen Ärztemangel befeuert.

Was macht dir noch Sorgen?

Wie wird ein drohendes "'Hammerexamen' in einem Jahr aussehen? Ist das überhaupt zu schaffen, so wie es der Gesetzentwurf vorsieht, mit nur 60 Tagen statt wie sonst 100 Tagen für 2 Examina, auf die wir uns gewissenhaft vorbereiten? Wird es auch für uns Studenten genügend Schutzausrüstung geben?  

Was machst du im Moment?

Mein Kind betreuen, irgendwie unkonzentriert und nebenbei lernen und hoffen, dass dieses unerträgliche in-der-Luft-Gehänge sich bald klärt.

Wie geht es dir im Moment?

Angespannt, erwartungsvoll, frustriert, aber motiviert mitzuhelfen!

 


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