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So viele Ausländer*innen wie noch nie Wie internationale Studierende deutsche Unis erleben

Sie kommen aus Taiwan, Simbabwe, Brasilien, Sierra Leone, Griechenland, den USA oder der Ukraine mit dem gleichen Ziel: sich in Deutschland, dem Land der 'Dichter und Denker', akademisch aus- und fortzubilden. Was erhoffen sie sich vom Studium hier und welche Herausforderungen müssen die Internationals dabei meistern?

Von: Malcolm Ohanwe, Nina Beier

Stand: 11.10.2019

Seit 2019 ist Deutschland, noch vor Frankreich, das attraktivste nicht-englischsprachige Gastland der Welt für ausländische Studierende. Insgesamt liegen nur die USA, das Vereinigte Königreich und Australien vor Deutschland als beliebteste Studienländer. Dabei spielt die Qualität der Hochschulausbildung hierzulande eine große Rolle. 2018 kamen 282.000 sogenannte Bildungsausländer*innen (ausländische Studierende, die nicht in Deutschland ihr Abitur gemacht haben) hierher.

Besonders aus einem Land kommen viele Student*innen: 

China (37.000), gefolgt von Indien (17.300), Österreich (11.100), Russland (10.800), Italien (8900) und Syrien (8.600) an sechster Stelle. Die beliebteste Uni-Stadt für Bildungsausländer*innen in Deutschland ist München. Zwei der gefragtesten Unis sind die TU, sowie die LMU in der bayerischen Landeshauptstadt.

Deutsche Unis gelten als erschwinglich und gut

Viele der Studierenden aus dem Ausland entscheiden sich für Deutschland, da es über weltweit anerkannte und renommierte Universitäten verfügt, die im Gegensatz zu anderen Ländern aber keine oder nur geringe Studiengebühren verlangen, auch nicht von Bildungsausländer*innen. Mit der Ausnahme von Baden-Württemberg, wo Studierende 1500 € pro Semester bezahlen. 

Marvin aus Zimbabwe

Der simbabwische Student Marvin Torindo (20) – derzeit an der Uni Leipzig – fasst es so zusammen: "In Zimbabwe sind die Unis nicht so gut wie hier und ich zahle mehr, deswegen ist das Studium in Deutschland für mich eine Win-Win-Situation." Auch sein indischer Kommilitone Cheddal ist begeistert von den deutschen Unis, entschied sich vor allem wegen des einzigarten deutschen Kindergarten-Systems hier Pädagogik zu studieren. 

Lais aus Brasilien

Auch die Brasilianerin und YouTuberin Lais Clemente erwartet sich von ihrem Studium der Nachhaltigen Entwicklung in Leipzig bessere Berufschancen. Die Webvideo-Produzentin hat in Sao Paolo bereits Kommunikationswissenschaften studiert und möchte sich in ihrer Arbeit in Zukunft auf Umwelt-Themen spezialisieren, hierfür ist ein Studium in Deutschland für sie die perfekte Wahl. 

Jessie aus Taiwan in München am Oktoberfest

Für die Medizin-Studentin Jessie, eigentlich Yu-Chi Su (蘇宇琪), war es tatsächlich auch die deutsche Kultur, die ein Beweggrund für das Studium an der TU in München war. Die Taiwanerin ist begeistert vom Münchener Oktoberfest und besonders hat es ihr die Vielfalt an deutschen Würsten angetan. 

Orientierungsschwierigkeiten und dichter Wohnungsmarkt:

Doch in den beliebten deutschen Städten gibt es auch einige erschwerte Bedingungen, wie zum Beispiel die Tatsache, dass in München die verschiedenen Lehrveranstaltungen teilweise mehrere Kilometer voneinander entfernt in ganz anderen Stadtteilen stattfinden. In Jessies Heimat Taiwan, sei das ganz anders: 

Jessie aus Taiwan

"Bei mir zuhause in Taiwan ist alles an einem Ort. Da findet man sich besser zurecht. Aber hier muss man für eine Vorlesung teilweise durch die ganze Stadt fahren. Das ist ein großer Unterschied."

Jessie aus Taiwan

Für die brasilianische Studentin Laís waren es vor allem die schwierige Wohnungssuche in Leipzig und einige bürokratische Umstände, die für sie zum „richtigem Ärger“ wurden. Das kalte Kontrast-Wetter zu den von Laís gewohnten tropischen Strand-Temperaturen, für das sich die Brasilianerin extra neue Klamotten zulegen musste, hilft da auch nicht sonderlich.

 Communitys helfen sich durch das Chaos 

Wenn aber mal wieder eine Vorlesung verpasst, ein Veranstaltungssaal nicht gefunden wurde oder man mit der hiesigen Kultur nicht so recht klarkommen konnte, helfen einem oft andere ausländische Studierende aus dem gleichen Kulturkreis. Für den ghanaischen Studenten Rashid war es an der Uni in Leipzig immer wieder hilfreich andere westafrikanische Studierende zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen. 

"Ganz am Anfang war das ziemlich schwer hier, normalerweise trifft man hier nicht so viele Studierende aus Westafrika. Aber nach einer gewissen Zeit kommt man zurecht und kann neue Freunde finden. Also jetzt ist es ok."

Rashid aus Ghana

Als er an der Uni Leipzig nach einiger Zeit andere Student*innen aus Westafrika trifft findet Rashid sich besser in der neuen Wahlheimat zurecht und auch für Jessie aus Taiwan sind ihre chinesisch-sprechenden Kommilitoninnen und Kommilitonen super wichtig. Egal ob nun aus Brasilien, Sierra Leone oder aus Deutschland, zum Semesterbeginn ist allen Studierenden viel Erfolg zu wünschen und eine gute Orientierung an ihrem Studienort!


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