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Studentenküche Afghanistan Bolani und Kabuli

Shafiq, Said und Hamid sind aus Afghanistan nach Deutschland geflohen. Sie leben in München in einem besonderen Wohnheim-Projekt, zusammen mit Studenten. Inzwischen sind sie im Haus berühmt für ihre Kochkünste. Für uns kochen sie die Festtagsgerichte Bolani und Kabuli.

Von: Moritz Pompl und Katharina Willinger

Stand: 22.03.2017 | Archiv

Afghanisches Essen braucht Zeit. Schneller geht es, wenn alle mithelfen. | Bild: BR

Für Shafiq, Said und Hamid ist das gemeinsame Kochen ein zentraler Punkt in ihrem Leben in Deutschland. Zu Hause in Afghanistan gehörte es dazu, stundenlang gemeinsam mit der Familie zu kochen, ihren Müttern beim Zubereiten der Speisen über die Schulter zu schauen und selbst mit anzupacken. Oft hatten ihre Familien viele Gäste bei sich im Haus. Und die wurden dann natürlich bewirtet.

Diese Zeit liegt für die Afghanen nun schon eine ganze Weile  zurück: Vor rund drei Jahren sind die Jungs, die aus unterschiedlichen Teilen  Afghanistans stammen, geflohen. Ohne ihre Familien.

"Als junger Mann aus Afghanistan, hast du keine Wahl: Entweder du arbeitest für die Taliban – oder du weigerst dich, dann bist du tot" erzählt uns Said aus Afghanistan Jetzt wohnen Shafiq, Said und Hamid in einem besonderen Wohnheim-Projekt: In der Kistlerhofstrasse 144 im Süden von München.

Dort leben junge Flüchtlinge und Studenten gemeinsam unter einem Dach. Sie sollen sich, wenn es nach den Vorstellungen des Trägervereins Condrobs geht, gegenseitig unterstützen und “ins Leben” helfen. Im Alltag schaut das so aus: Studenten geben den Flüchtlingen Nachhilfe in Deutsch oder Mathe. Hat ein Student Interesse an einer exotischen Sprache wie Somali, dann wird der Spieß umgedreht. Shafiq hat sich bereits einen Ruf als Frisör erarbeitet. Seine Haarschneidekünste bietet er seinen Mitbewohnern natürlich gratis an.

Auch für seine Kochkünste ist Shafiq, genau wie Hamid und Said, bereits berühmt. Immer wieder kochen sie Gerichte aus ihrer Heimat und laden ihre Mitbewohner dazu ein. "Ich habe meiner Mama oft zugesehen und sie hat mir vieles erklärt. Deswegen kann ich gut kochen." erzählt uns Shafiq aus Afghanistan

"Immer wenn du es kochst, denkst du daran, wie es deine Mutter gekocht hat und du ihr dabei zugeschaut hast. Und wenn wir es jetzt hier kochen, ist es irgendwie traurig, aber es macht auch Spaß" erzählt uns Hamid aus Afghanistan mit einem lachenden und weinenden Auge. Für zwei der Mitbewohner, Nils und Mary, ist die afghanische Küche eine willkommene Abwechslung zur sonst üblichen schnellen, deutschen “Studentenkochkunst”.

Mary, die selbst gerne kocht, glaubt, die deutsche Einkaufs- und Esskultur sei eher vom schnellen Konsum geprägt. "Geh mal in den Supermarkt. Ein Gang ist nur mit Fertigprodukten voll. So etwas würde es in Afghanistan doch gar nicht geben", unterhält sich Mary mit Hamid. Für lange Kochabende, so wie heute, nehmen sich normalerweise die wenigsten Studenten Zeit. Die braucht es aber, denn Hamid, Shafiq und Said bereiten zwei traditionelle Festtags-Gerichte zu: Bolani und Kabuli.

Rezept für Bolani (gefüllte Teigtaschen)

Zutaten für den Teig:
Mehl
Hefe
Salz
Sonnenblumen-Öl
Milch

Zutaten für die Füllung der Bolani:
Kartoffeln oder
Blattspinat kombiniert mit Walnüssen und Schafskäse

Bolani sind gefüllte Teigtaschen, die in heißem Öl ausgebacken werden.
Für den Teig braucht man: Mehl, Hefe, Öl, etwas Milch und Salz. Alles verkneten und anschließend für mindestens eine Stunden ruhen lassen.
Währenddessen kann man die Füllung vorbereiten:  gedünsteter Spinat, Schafskäse und Walnüsse oder ganz klassisch: gestampfte Kartoffeln.
Der Teig wird in kleine Portionen aufgeteilt, aus denen esstellergroße Fladen geformt werden. Zur Hälfte werden sie mit der Füllung belegt und anschließend wie ein überdimensionaler Ravioli zusammengefaltet. Die Ecken leicht andrücken und anschließend in heißem Öl frittieren bis sie goldgelb sind.

Der Hauptgang heißt auf Dari, der Landessprache, Kabuli. Es ist ein fein gewürztes Reisgericht, das oft mit Lammfleisch serviert wird. "Wenn wir frei haben, also an Feiertagen, dann kochen wir für die ganze Familie Kabuli. Auch zu Hochzeitsfeiern gibt es das sehr oft", erzählt uns Said und ihm huscht ein Lächeln über die Lippen.

Rezept für Kabuli

Zutaten:
Langkorn-Reis
Karotten
Rosinen
Gewürze (Zimt, Salz, Pfeffer und Honig)
Pflanzenöl

Kabuli besteht nur aus wenigen Grundzutaten: Reis, Rosinen und Karotten. Damit der Reis gut gelingt, weichen ihn die Afghanen eine Stunde in lauwarmes Wasser ein. Anschließend kochen sie ihn bis er gar ist. Die Karotten werden in dünne Streifen geschnitten und zusammen mit den Rosinen in einer Pfanne angebraten. Je nach Geschmack kann man etwas Salz und einen Löffel Honig dazu geben. Anschließend wird der Reis hinzugefügt. Wenn der Reis leicht Farbe angenommen hat, ist das Kabuli quasi fertig. Das Gericht wird, bevor es serviert wird, noch mit einer Prise Zimt abgeschmeckt.

Shafiq serviert zum Kabuli in heißem Wasser gegartes Lammfleisch. Das wird anschließend noch mit Tomatenmarkt scharf angebraten und mit Gewürzen wie Curry, Zimt, Salz und Pfeffer abgeschmeckt.

Zu beiden Gerichten passt „Dugh“, eine Art afghanischer Ayran. Das Getränk ist schnell selbst gemacht: Joghurt, stilles Wasser, Gurke und Salz pürieren, bis keine Gurkenstücke mehr zu sehen sind. Wer es gerne frisch mag: Einfach etwas Minze zugeben.
Nush-e jan! Guten Appetit!


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