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Bei den Jesuiten studieren Hochschule für Philosophie München / Philosophische Fakultät SJ

Was ist das Gute? Was ist der Geist? Bin ich frei? Was ist Materie? Um die großen Fragen des Lebens geht es an der Hochschule für Philosophie München. Wer dazu die Philosophiegeschichte solide kennenlernen will, ist an der staatlich anerkannten Universität der Jesuiten richtig.

Von: Friederike Kühn

Stand: 29.12.2014 | Archiv

Hochschule für Philosophie München

  • gegründet 1925 als „Berchmanskolleg“
  • seit 1970 Hochschule für Philosophie
  • rund 500 Studierende
  • Adresse: Kaulbachstraße 31a, 80539 München-Schwabing

Profil

Ursprünglich als Ausbildungsstätte für Jesuiten gedacht, steht die Hochschule für Philosophie München (HfPh) seit den 1970er Jahren allen Abiturienten offen – unabhängig von ihrer Religion, Weltanschauung oder sozialen Herkunft. Heute sind von den rund 500 Studierenden nur noch drei Prozent Jesuiten. Die Ordenshochschule ist staatlich anerkannt mit Bachelor- und Masterabschlüssen bis hin zur Promotion und Habilitation. Sie ist die einzige Hochschule in Deutschland, an der man ausschließlich Philosophie studieren kann.

Neben den klassischen Fächern wie Ethik, Metaphysik oder Erkenntnistheorie wird an der HfPh – anders als an den meisten staatlichen Fakultäten – auch Religionsphilosophie und Philosophische Anthropologie unterrichtet. Darüber hinaus können sich die Studierenden am Institut für Gesellschaftspolitik mit Fragen der Gerechtigkeit im globalen Kontext auseinandersetzen. Auch den deutschlandweit ersten Lehrstuhl für Medienethik hat die Hochschule für Philosophie.

„Sapere aude!“ - „Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Horaz/Kant)

ist der Leitspruch der Hochschule für Philosophie. Für Jesuiten ist Vernunft und Glaube kein Widerspruch. Deswegen legen sie auch bei ihren Ordensmitgliedern großen Wert auf eine philosophische Ausbildung. Die an der HfPh gelebte geistige Offenheit zeigt sich auch daran, dass nicht alle Dozenten und Professoren der Hochschule Jesuiten sind. Im Unterricht spielt die katholische Lehre keine Rolle. Allerdings hat die Hochschule für Philosophie einen Schwerpunkt im Bereich Ethik. Sie versteht sich als Ausbildungsstätte für eine Elite von morgen, die moralisches und verantwortungsbewusstes Handeln an wichtigen Positionen in der Gesellschaft einbringt.

Das sagt der Rektor

Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher, Präsident der Hochschule für Philosophie

"Ausbildung hier ist immer Fähigkeiten zu entwickeln, dass Menschen eigenständig denken können und sich damit auch als Persönlichkeiten weiterentwickeln. Schließlich geht es ja auch um existentielle Fragen in der Philosophie."

Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher

Der Jesuitenorden

Der Jesuitenorden, die „Gesellschaft Jesu“ (lateinisch: „Societas Jesu“, abgekürzt SJ), entstand Anfang des 16. Jahrhunderts in Paris aus einer Gruppe von sechs Freunden, die an der Sorbonne Theologie studierten – darunter der baskische Adelige Ignatius von Loyola. Er stiftete die „Exerzitien“, geistliche Übungen, mit deren Hilfe sich die Freunde dazu entschieden, ihr Leben ganz in den Dienst Gottes zu stellen. 1540 wurde die Gruppe von Papst Paul III. anerkannt. Als missionarischer Orden waren die Jesuiten von Anfang an weltweit verstärkt im Bildungswesen und in der Seelsorge tätig.

Lange Zeit spielten die Jesuiten auch eine bedeutende Rolle im Bildungssystem Europas. So geht etwa die Gründung der heutigen Ludwig-Maximilians-Universität München auf Jesuiten zurück. Noch heute betreibt der Orden weltweit Hochschulen, Schulen und Internate. Die meisten Hochschulen der Jesuiten befinden sich in den Vereinigten Staaten – die wohl berühmteste: die Georgetown Universität in Washington D.C.

Die Jesuiten legen das Armuts-, das Gehorsams- und Keuschheitsgelübde ab. Wegen ihres innerweltlichen Engagements verzichten sie aber auf eine einheitliche Ordenskleidung. Und sie leben nicht in Klöstern, sondern in so genannten „Kommunitäten“ (Wohngemeinschaften). Viele gehen weltlichen Berufen nach: sind Publizisten, Verleger, Ärzte, Rechtsanwälte oder eben Wissenschaftler, Professoren.


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