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Akademisierung eines Handwerksberufs Das Hebammenstudium

Hebamme ist einer der verantwortungsvollsten Jobs, die es gibt. Die Hebamme hält zwei Leben in ihrer Hand: das der werdenden Mutter und das des Kindes. Früher war Hebamme ein Handwerksberuf. Seit dem 1. Januar 2020 ist das Hebammenstudium Pflicht.

Von: Elisabeth Mayer

Stand: 09.01.2021 | Archiv

Im Herbst 2019 starteten in Bayern an zwei Hochschulorten die Studiengänge Hebammenkunde und Hebammenwissenschaften. Was in der EU und der Bundesrepublik Deutschland schon seit Jahren selbstverständlich ist, ist nun auch in Bayern an der KSH München und an der OTH Regensburg möglich: in sieben Semestern zum Bachelor of Science!

Florentine Schmid aus Nordrhein Westfalen hat einen der ersten Studienplätze in Regensburg ergattert und studiert nun im dritten Semester Hebammenkunde.

"Das erste Semester war sehr anstrengend da wir der erste Studiengang in Bayern waren. Das war für alle Beteiligten eine große organisatorische Herausforderung. Der Vorteil: Wir Studierenden des ersten Jahrgangs können den Studiengang von Anfang an aktiv mitgestalten – die Dozierenden sind super offen und bringen sich sehr stark ein!"

Florentine Schmidt

Der Einsatz im Kreißsaal während eines Pflegepraktikums für das Medizinstudium war der Wendepunkt: Statt Medizin zu studieren entschied sich Florentine für das Hebammenstudium und bekam mit ihrem Einser-Abitur sofort den begehrten Studienplatz.

Teresas Start in den Traumberuf Hebamme

Teresa Fenke ist ihrem Traum Hebamme zu werden ein ganzes Stück näher gekommen. Seit diesem Herbst besucht sie die Hebammenschule des Berufsbildungszentrums Ingolstadt. Endlich hat es mit dem Ausbildungsplatz geklappt: Nach acht Jahren Dauer-Absagen trotz guter Abi-Note – sowohl von Hebammenschulen wie auch von der KSH München. Zwar macht Teresa eine der auslaufende Ausbildungen – sie ist aber glücklich über den maximal hohen Praxisanteil. 2022 nehmen die renommierten Hebammenschulen den letzten Ausbildungslehrgang auf. 2027 ist Schluss.

"An der Hebammenschule absolviere ich 3000 Praxisstunden innerhalb meiner Ausbildung. Der Transfer von der Theorie zur Praxis ist hier sehr intensiv, da sich die Hebammenschule im Gebäudekomplex des Klinikums Ingolstadt befindet. Ich kann besonders viel üben und praktische Erfahrungen sammeln."

Teresa Fenke

Vorteile der Akademisierung der Hebammenausbildung

Am 1. Januar 2020 hat das Hebammenreformgesetz das Hebammengesetz von 1985 abgelöst: Das Bachelor-Studium ist seitdem Pflicht. Für die Hebammenschulen gibt es noch eine Übergangszeit bis 2027, dann entscheidet ausschließlich der Numerus Clausus über den Erhalt eines Studienplatzes und darüber, wer in Zukunft Hebamme werden kann.

"Über die Akademisierung holen sich die Hebammen die Souveränität und die Kompetenz zurück, selbständig forschen zu können.Das Ziel muss sein: die bestmögliche Versorgung von Kindern, Müttern und Familien."

Prof. Dr. Klaudia Winkler, Vizepräsidentin der OTH Regensburg

"Nach 2027 gibt es kein Zurück – die Hebammenschulen werden nicht mehr existieren.Doch wir kooperieren bereits mit bestimmten Hochschulen, da wir in Zukunft Studierende für die Praxissemester im Klinikum Ingolstadt aufnehmen und begleiten werden."

Dr. Birgit Brajdic  Leiterin Hebammenschule des BBZ Ingolstadt

Durch die Akademisierung schließt die Ausbildung zur Hebamme in Deutschland an die EU-Richtlinien an. Die Anforderungen des Berufes sind so gestiegen, dass das Studium an einer Hochschule als unabdingbar gilt.


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