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Howto gut und günstig essen Gesunde Ernährung für Studierende

Gesunde Ernährung für Studierende? Geht das überhaupt, wenn man allein wohnt und auf das knappe Budget achten muss? Und was meint „gesunde Ernährung“ überhaupt? Campus Magazin befragt dazu den Ernährungsmediziner Hans Hauner von der TU München und begleitet Studentin Maresa bei ihrem Versuch, ausgewogen und günstig zu essen.

Stand: 22.12.2019

Fakt ist: Nur wenige Studierende können es sich leisten, sich „ideal gesund“ zu ernähren. Meistens müssen sie beim Essen Abstriche machen und die haben nicht nur mit Geld zu tun. In die Mensa geht Maresa nicht regelmäßig. Oft fehlt ihr dazu in der Mittagspause die notwendige Zeit.

Ernährungswissenschaftler kritisieren das Mensaessen

Mensen werden vom Deutschen Studentenwerk betrieben und haben einen kleinen Handlungsspielraum, um für Studierende jeden Tag ein ausgewogenes und zugleich günstiges Mittagessen zu Verfügung zu stellen. Dazu variiert das Angebot von Ort zu Ort.

"Das Problem bei der Mensaverpflegung ist, es ist nicht unbedingt das beste Essen. Die Mensa hat ja nicht viel Ressourcen. Sie muss für 2.80 Euro ein vollwertiges Essen bereitstellen. Und das geht nur mit vielen vorgefertigten Produkten. Da besteht eine hohe Standardisierung. Also da würde ich mir ganz was Anderes wünschen: mehr Wahlmöglichkeiten, gesünderes Essen. Da besteht sicher Nachholbedarf."

Prof. Dr. Hans Hauner, Ernährungsmediziner TU München

Das Studentenwerk München nimmt dazu wie folgt Stellung: 

"Das Studentenwerk München hat als Anstalt des öffentlichen Rechts den sozialen Auftrag, Studierende zu kostengünstigen Preisen zu verpflegen. Unser Interesse ist es daher, die Essenspreise langfristig möglichst niedrig zu halten. Gleichzeitig sind uns eine hohe Qualität der Waren und eine nachhaltige Produktion wichtig; Kriterien, auf die in der Gesellschaft und unter Studierenden in den letzten Jahren verstärkt geachtet wird. Wir werden unserem sozialen Auftrag gerecht und erfüllen die Gästewünsche nach Qualität und Preis-Leistungsverhältnis.

Beispielsweise werden regelmäßig Produkte mit Bio-Siegel verwendet und Bio-Gerichte werden jede Woche angeboten. Darüber hinaus verfügt das Studentenwerk über viele weitere Zertifikate, die den entsprechenden Waren eine hohe Qualität bescheinigen, wie beispielsweise Rindfleisch in GQB-Qualität (Geprüfte Qualität Bayern) oder das MSC-Zertifikat (Marine Stewardship Council) für Fisch. Ein veganes Gericht pro Tag gehört seit langem zum Standard in den Mensen und ist gleichzeitig das günstigste Essen (1 Euro bzw. 0,33 ct pro 100g für Studierende), dass sich jede/-r leisten kann.

Darüber hinaus stellen wir unsere Mensen seit einiger Zeit sukzessive auf Selbstbedienungssysteme um. An den Standorten, an denen dieses System bereits läuft, können sich die Gäste ihr Essen nach Gusto selbst zusammenstellen.

Die Finanzierung eines Mensaessens stellte sich im Jahr 2018 (Jahresbericht) aus folgenden Posten zusammen: 54,21 Prozent Verkaufserträge, 24,25 Prozent Eigenanteil, 17,56 Prozent Mensazuschuss, 3,98 Prozent sonstige Erträge. Das bedeutet, dass die Gäste nur etwa die Hälfte des Essens finanzieren. Der Mensazuschuss könnte also aus unserer Sicht gerne weit höher ausfallen und darum bitten wir das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst seit Jahren.

Zur Finanzierung eines Mensaessens s. auch Grafik auf S. 13 des Jahresberichts 2018 des Studentenwerks München, Link:

Ernährungswissenschaftler definieren klar, was gesunde Ernährung ist

Der Ernährungsmediziner Hans Hauer von der TU München erklärt gesunde und ausgewogene Ernährung an einem einfachen Tellerdiagramm.

"Die Hälfte sollte Gemüse sein. Natürlich nicht besonders verarbeitet, sondern frisches Gemüse, gekocht und gewürzt. Ein Viertel kann dann eine klassische Beilage sein, Nudeln, Kartoffeln, eher keine Pommes, sondern eher die Pellkartoffel oder auch Reis natürlich. Und ein Viertel der Ernährung sollte Fleisch sein. Das ist also weniger, wie sonst bei uns gegessen wird. Und hier reichen eigentlich kleine Portionen aus von 80 bis 120 Gramm."

Prof. Dr. Hans Hauner, Ernährungsmediziner TU München

Studierende müssen bei der Ernährung oft Abstriche machen

Für Maresa ist klar, dass sie Kompromisse nicht nur in der Mensa eingehen muss. Denn wenn sie kocht, dann will sie Frisches im Topf haben und kein aufgewärmtes Konservenessen. Aber der Bio Markt oder der Metzger sind für Studenten wie sie nicht unbedingt die preiswertesten Orte um einzukaufen.

"Dann ist es mit 200 Euro schon knapp und wenn man dann noch etwas drauf achtet, wo die Lebensmittel herkommen, was mir schon wichtig ist, weil ich nicht irgendwelche Tomaten aus Spanien einkaufen will, dann ist es schon schwer."

Maresa Meier, Studentin Druck- und Medientechnik Hochschule München

Gesunde Ernährung muss gelernt sein

Der Ernährungsmediziner Prof. Hans Hauner gibt zu bedenken, dass die Studierenden von heute im Gros die potentiellen Führungskräfte von morgen sind. Seiner Meinung nach sollten sie schon während ihrer Ausbildung lernen, was gesunde Ernährung bedeutet, um sie später auch ihren Mitarbeitern zur Verfügung stellen zu können.

Hier die Ernährungstipps von Prof. Hauner für Studierende:

Wie gesund ist Bio?

Welche speziellen Ernährungsformen sind wirklich gesund?

Ausgewogene Ernährung bedeutet nicht automatisch biologische, vegetarische, oder auch vegane Ernährung. Es kommt auf die enthaltenen Nährstoffe an. Spezielle Ernährungsformen können bestimmte Nährstoffe nicht immer ausreichend dem Körper zur Verfügung stellen, manche sogar gar nicht.

Vegetarische Ernährung

Vegetarier verzichten auf Lebensmittel wie Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte meist aus ethischen Gründen. Hier machen Gemüse, Obst, Eier, Getreide- und Milchprodukte und das ein oder andere Ersatzprodukt die Ernährung aus. Protein ist genügend vorhanden und Vitamin B12 kann, wenn nötig, einfach supplementiert werden. Die vegetarische Ernährungsweise trägt auch zum Umweltschutz bei.

Wer ernährt sich gesünder, Vegetarier, oder Fleischesser?

Vegane Ernährung

Sich vegan zu ernähren, bedeutet, alle tierischen Produkte wie Fisch, Fleisch, Eier, Milch und Milchprodukte zu meiden, das heißt viel Gemüse, Obst, Getreide und auch Ersatzprodukte essen. Veganismus kann sehr viel zur Gesundheit beitragen, ein Verzicht von tierischen Produkten unterstützt den Umweltschutz und viele verzichten auch aus ethischen Gründen darauf. Und keine Sorge, Proteine enthält jedes Gemüse und B12 sollte sowieso jeder nehmen!

Was versteht man unter veganer Ernährung?

Frutarier

Frutarier (Synonyme: Fruitarier, Fructarier, Frutaner, Fruitaner, Fruganer) ernähren sich vegan auf Basis von pflanzlichen Produkten, im weitesten Sinne von „Früchten der Pflanze“. Die Mutterpflanze darf dabei jedoch nicht beschädigt oder zerstört werden. Frutarier verzehren auch Getreide, weil es nach ihrer Vorstellung bei der Ernte schon abgestorben ist. Sie essen Obst, Nüsse, Beeren und Samen, die bei der Ernte die Pflanze nicht schädigen. Gemüsepflanzen sind bei Frutariern umstritten. Hauptsächlich deshalb, weil bei der Gemüseernte oft die zugehörige Pflanze zerstört wird. In gewissen Gruppen sind pflanzliche Öle und „Honigersatz“ legitim. Der klassische Bienenhonig wird aber gemieden. Knollen, Blätter, Wurzeln und tierische Produkte dürfen nicht verzehrt werden. Sehr strenge Frutarier verzehren Obst erst dann, wenn es bereits von der Pflanze, z.B. vom Baum, abgefallen ist. Frutarier müssen also auf noch mehr verzichten als Veganer, weshalb darauf zu achten ist, dass es zu keiner Mangelernährung kommt. In Deutschland ist diese Ernährungsweise wenig verbreitet, genaue Zahlen sind nicht bekannt.

Unsere Ernährungstipps ganz konkret downloaden

Wie geht gesunde Ernährung in der Praxis? Format: PDF Größe: 1,71 MB


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