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Hochschulen in Frankreich Elite-Kaderschmiede ENA durch neue Verwaltungs-Hochschule ersetzt

Frankreichs Premierminister Jean Castex weihte das "Institut National du Service Public" (INSP) in Straßburg ein. Das neue Institut des öffentlichen Dienstes ersetzt die in die Kritik geratene Elite-Hochschule École Nationale d'Administration (ENA).

Stand: 08.02.2022

Prime Minister Jean Castex gives a speech during the inauguration of the National Institute of Public Service (INSP), formerly the National School of Administration (ENA), in Strasbourg, eastern France, on January 28, 2022. Photo by Nicolas Roses/ABACAPRESS.COM | Bild: picture alliance / abaca | Roses Nicolas/ABACA

Das "Institut National du Service Public" (INSP) ist die Nachfolgeeinrichtung der prestigeträchtigen französischen Verwaltungs-Hochschule École Nationale d'Administration (ENA). Diese war in den letzten Jahren in den Ruf der „Vetternwirtschaft“ geraten, die nur Söhnen und Töchtern einer kleinen reichen Elite offen gestanden habe. Mit dem exklusiven Abschluss konnten sich diese dann aussichtsreiche Posten in der französischen Staatsorganisation und in Spitzenpositionen der Wirtschaft sichern. Das neue Institut INSP ist zwar in den gleichen Räumen wie die ehemalige ENA untergebracht, aber in Zukunft soll dort einiges anders werden.

Die neue Einrichtung soll offener für Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen sein

Auch konzeptionell wurden Veränderungen vorgenommen. So soll in Zukunft die Ausbildung von Frankreichs Verwaltungsnachwuchs mehr an der Praxis orientiert sein. Und ein erfolgreicher Studienabschluss am "Institut National du Service Public" wird von nun an nicht mehr automatisch mit dem Einstieg in eine Führungsposition in der französischen Staatsverwaltung münden. An der neuen zentralen Ausbildungsstätte für den gehobenen Verwaltungsdienst sollen mehr junge Leute aus bildungsfernen Schichten als bislang für den öffentlichen Dienst rekrutiert werden. Das Auswahlverfahren soll offener werden. Und das ISP soll internationaler und wissenschaftlicher werden. In dem Institut werden gut ein Dutzend weitere Elite-Hochschulen aufgehen.

Die Vorhängereinrichtung ENA hatte General Charles de Gaulle direkt nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 ins Leben gerufen als er 1944 bis 1946 Präsident der provisorischen Regierung Frankreichs war. Ziel war es damals, die Rekrutierung von Spitzenfunktionären für den Staat zu demokratisieren. Das ehemalige Ziel der Chancengleichheit gilt heute aber als nicht erfüllt. Viele Präsidenten Frankreichs, darunter auch Amtsinhaber Emmanuel Macron, haben die ENA besucht. Im April 2021 hatte Macron die Auflösung der Hochschule im Zuge der "Gelbwesten"-Proteste angekündigt. Damals protestierten viele Franzosen auch gegen die abgehobenen Eliten der französischen Staatsführung.


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