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Prof. Dr. Heiko Lickert Diabetes: Neue Betazellentherapie könnte die Ursache von Diabetes bekämpfen

Bei der Betazellersatztherapie werden aus Stammzellen Insulin-produzierende Betazellen in der Zellkultur generiert. Diese können dann in Patienten transplantiert verlorene Betazellen ersetzen. Prof. Heiko Lickert und sein Forschungsteam versuchen die noch vorhandenen Betazellen im Körper des Patienten zu schützen oder zu regenerieren.

Stand: 05.12.2022

„Insulin kann den Diabetes nicht heilen, sondern nur die Symptome behandeln“ – das betonte Frederick Banting in seiner Rede zur Entdeckung des lebensrettenden Medikaments im Jahr 1921. Heute, hundert Jahre später, gibt immer noch keine Möglichkeit, das Fortschreiten der Krankheit durch eine medikamentöse Behandlung aufzuhalten oder umzukehren. Diabetes ist eine komplexe Erkrankung, deren Ursache im Verlust oder der Fehlfunktion der insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse liegt. Die Folgen des Diabetes – chronisch hoher Blutzucker, systemische Stoffwechselstörungen und auf lange Sicht Multiorganschäden – sind eine enorme medizinische und soziale Belastung. Betroffene haben eine nachgewiesen verringerte Lebensqualität und Lebenserwartung. Heiko Lickert und sein Team haben nun einen bisher unbekannten Rezeptor entdeckt, der neue Möglichkeiten zur medikamentösen Behandlung der Ursache von Diabetes schaffen könnte: der Insulin-inhibitorische Rezeptor „Inceptor“. Blockiert man die Funktionen von Inceptor, wird der Insulinsignalweg der insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse sensibilisiert, also empfindlicher. Das könnte die Betazellen schützen, zur Regeneration anregen und letztendlich zu einer Remission des Diabetes führen.

Kurzvita

Prof. Heiko Lickert ist Direktor des Institutes für Diabetes and Regenerationsforschung des Helmholtz Zentrums München und Inhaber des Lehrstuhls für Betazellbiologie an der Fakultät für Medizin der Technischen Universität München (TUM). Forschungsschwerpunkt des Entwicklungsbiologen und Stammzellforschers ist die Bildung, Dysfunktion und Regeneration von insulinproduzierende Betazellen in der Bauchspeicheldrüse. Das vorrangige Ziel seines Instituts am Helmholtz Zentrum München ist die Entwicklung regenerativer Therapieansätze zur Behandlung des Diabetes mellitus - komplementär und alternativ zu den klassischen immunologischen und metabolischen Therapiestrategien. Lickerts Arbeit wurde mit prestigeträchtigen Stipendien ausgezeichnet, bspw. des Emmy-Noether-Programms der Deutschen Forschungsgesellschaft als auch des Europäischen Forschungsrats. Vor seiner Zeit in München forschte er am Mount Sinai Hospital in Toronto. Von 1992 bis 1997 studierte Heiko Lickert Biologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Seine Diplomarbeit verfasste er 1998 am dortigen Max-Planck-Institut. Anschließend promovierte er an den beiden Einrichtungen und schloss seine Dissertation 2001 mit „summa cum laude“ ab. Hierfür erhielt er den Otto-Hahn-Preis der Max-Planck-Gesellschaft und den Hans-Spemann-Preis der Albert-Ludwigs-Universität.


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