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Auszeichnung für Münchner Mathematiker Communicator-Preis 2021 für Jürgen Richter-Gebert

2021 zeichnen die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Stifterverband den Münchner Mathematiker Professor Dr. Jürgen Richter-Gebert aus. Als Experte für Geometrie und Visualisierung engagiert er sich für die Kommunikation rund um Mathematik.

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 21.04.2021

Prof. Jürgen Richter-Gebert | Bild: Astrid Eckert / TUM

Prof. Dr. Jürgen Richter-Gebert erhält die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung für seine vielseitige Kommunikation, mit der er abstrakte mathematische Inhalte sichtbar, hörbar und begreiflich machen und sein Publikum in die Lage versetzen will, selbst zu experimentieren und zu forschen. Die Auswahl fand in einem mehrstufigen Auswahlprozess aus 37 Bewerbungen und Vorschlägen statt. Verliehen wird der Communicator-Preis 2021 von DFG-Präsidentin Professorin Dr. Katja Becker und dem Präsidenten des Stifterverbandes, Professor Dr. Dr. Andreas Barner im Rahmen im Rahmen der virtuellen Jahresversammlung der DFG am 7. Juli.

Seit über 20 Jahren entwickelt Prof. Dr. Jürgen Richter-Gebert eine Vielzahl an Formaten, die er immer wieder an neue Anforderungen anpasst, darunter interaktive Apps, Ausstellungen, TV-Formate, Performance-Workshops, Spiele, digitale Lerninhalte und Software für Visualisierungen. Mit nicht nachlassender Energie und Fantasie schaffe er in unterschiedlichen gesellschaftlichen und ästhetischen Kontexten immer wieder neue Zugänge zur Mathematik, so die Jury aus Wissenschaftsjournalisten, Kommunikations- und PR-Fachleuten unter dem Vorsitz von DFG-Vizepräsidentin Professorin Dr. Julika Griem. Der Preis zeichnet die kommunikative Leistung von Richter-Gebert aus, dass er seine Zielgruppen differenziert einbindet und sie zu eigenständigem Experimentieren, Gestalten und Erforschen motiviert.

Coronazeit als Chance für digitale Angebote extra für Familien und wissenschaftliche Lehrformate

Er versteht es, auf großen Bühnen zu faszinieren, aber er spürt immer wieder auch Gelegenheiten auf, in denen sich Mathematik ebenso unspektakulär wie wirkungsvoll im Alltag verstehen lässt. Dies hat Richter-Gebert im letzten Jahr eindrucksvoll bewiesen, indem er die Pandemie als Chance nutzte: Er entwickelte früh digitale Angebote für Familien im Lockdown, um Kindern auf spielerische und niedrigschwellige Weise den Zugang zu Mathematik und Physik zu ermöglichen. Er nahm die Umstellung auf die digitale Lehre aber auch zum Anlass, mit seiner Erfahrung als Wissenschaftskommunikator hochwertige Lehrformate zu entwickeln, die nun öffentlich zugänglich sind und nachhaltig in die Breite wirken können. Mit diesem Ansatz zeige der diesjährige Preisträger beispielhaft, so die Jury, welchen Beitrag Wissenschaftskommunikation in der aktuellen digitalen Transformation der Gesellschaft leisten kann. Als vorbildlich unterstrich die Jury auch die Zusammenarbeit Richter-Geberts mit jüngeren Kolleginnen und Kollegen sowie sein Engagement für die Einbindung und Förderung der Kommunikationskompetenzen junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Prof. Dr. Jürgen Richter-Gebert

Jürgen Richter-Gebert wurde sowohl an der Technischen Hochschule Darmstadt als auch an der Königlich Technischen Hochschule Stockholm in Schweden promoviert. Im Anschluss war er unter anderem als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik in Berlin und als Privatdozent an der TU Berlin tätig, bevor er nach seiner Habilitation als Assistenzprofessor an die ETH Zürich wechselte. Seit 2001 ist Richter-Gebert Professor und Lehrstuhlinhaber an der Fakultät für Mathematik der Technischen Universität München. Er wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter 2011 mit dem Ars Legendi-Preis des Stifterverbandes für exzellente Hochschullehre sowie im Jahr 2016 als MINT-Botschafter des Jahres von der Initiative „MINT Zukunft schaffen”. Richter-Gebert ist Gründer und Leiter der Mathematikausstellung „ix-quadrat“ an der TU München, Co-Autor des Mathematik-Visualisierungsprogramms Cinderella (gemeinsam mit Ulrich Kortenkamp) und betreibt das Internetportal „Mathe-Vital“. Zudem ist er maßgeblich an der Wanderausstellung „Imaginary“ beteiligt. Die von ihm entwickelten digitalen Formate, etwa die kostenfreie App „TUM Interaktiv“ und „Mathe to Touch“ wurden tausendfach heruntergeladen, ebenso die digitale Ausgabe seines Buches zum Bruchrechnen. Die App „iOrnament“, erhältlich im Apple-Store, zählt dort international zu den besten im Bereich Mathematik.

Communicator-Preis der DFG

Der "Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes" wird seit dem Jahr 2000 verliehen und gilt als der wichtigste Preis seiner Art in Deutschland. Ausgezeichnet werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in ihrer Wissenschaftskommunikation besonders kreativ sind, die neue, auch mutige Wege gehen und ihre Zielgruppen auf geeignete und wirksame Weise ansprechen. Sie sollen zudem die gesellschaftliche Dimension ihrer Forschung erkennen und ihr Wissen in öffentliche Debatten, Meinungsbildungsprozesse und Entscheidungen einbringen. Das Preisgeld soll die Ausgezeichneten in ihrem Engagement unterstützen und auch die Umsetzung neuer Projekte ermöglichen.


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