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Culture learning Wie Integration gelingen kann

Im Herbst 2015 steht die 15jährige Schülerin Lara am Münchner Hauptbahnhof als Ehrenamtliche und hilft Flüchtlingen bei der Ankunft. Sie lernt zwei junge Syrer kennen. Aus den Fremden sind inzwischen Freunde geworden, aus Unterschieden Gemeinsamkeiten. Culture learning by doing sozusagen. Campus Magazin zeigt, wie es geht.

Von: Barbara Weber

Stand: 12.05.2019

1,2 Millionen Flüchtlinge hat die Bundesrepublik allein in den vergangenen zwei Jahren aufgenommen. Es ist eine große Kraftanstrengung für Politik, Kommunen und Bürger im Land, alles dafür zu tun, dass Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, gut ankommen in Deutschland. Entscheidend ist, wie schnell Flüchtlinge wieder Fuß fassen als Fremde in einem fremden Land.

Nur wer willkommen ist, kann wirklich ankommen in der deutschen Sprache und unsere kulturellen Werte verstehen lernen. Die Skepsis ist groß bei vielen Deutschen. Immerhin 52 Prozent hatten bisher überhaupt keine Berührungspunkte mit Flüchtlingen. Kein Kontakt, dadurch können auch diffuse Ängste und Vorurteile entstehen. Das ist nicht gut für das soziale Klima im Land.

Schüler übernehmen Ehrenamt

Umso wichtiger sind Menschen wie Lara Preisinger. Die Schülerin stand im Herbst 2015 am Münchner Hauptbahnhof und hat Flüchtlingen bei der Ankunft geholfen.

"Ich war fünfzehn und ich war da ohne meine Mutter, nur mit einer Freundin und krass…Da war ein Absperrgitter und die Leute wurden wie Tiere fast da reingetrieben, manche Flüchtlinge wollten das gar nicht. Aber andererseits die Menschen da zu sehen und zu wissen, dass man ihnen hilft. Mit den Kindern da zu spielen, wir hatten so Bobby Cars und denen damit die Zeit zu vertreiben, das war schon eine gute Erfahrung eigentlich."

Lara Preisinger, Schülerin

Die wohlbehütete Gymnasiastin trifft plötzlich Menschen, die traumatische Erfahrungen hinter sich haben und spürt, sie kann etwas bewegen. Neben der Schule geht sie jede freie Minute als Ehrenamtliche in eine Flüchtlingsunterkunft und betreut dort Kinder von Flüchtlingen. Gemeinsam mit ihrer Mutter hat sie einen Raum für die Kinder eingerichtet mit gespendetem Spielzeug. Sie malen und basteln dort und machen gelegentlich Ausflüge auf Spielplätze in der Gegend.

Unterschiede verstehen lernen und überwinden

"Mein Vater wollte das am Anfang nicht so gerne. Mein Papa ist zwar sehr tolerant und hat auch überhaupt nichts gegen Flüchtlinge, aber dass ich jetzt da alleine in den Gängen ohne meine Mama rumlaufe, das fand er jetzt einfach nicht cool."

Lara Preisinger, Schülerin

Die unterschiedlichen Rollenbilder von Mann und Frau sind nur eine der Hürde im gegenseitigen Verstehen-lernen, die Lara im Flüchtlingsheim überwinden musste. Geholfen hat ihr ausgerechnet ein junger Syrer, den sie dort kennengelernt hat und mit dem sie inzwischen befreundet ist: Chunkin.

"Am Anfang denkt man, Gott, das sind ja Welten, die einen trennen. Von der Kultur, vom Essen, vom Frauenbild, einfach generell das Gefühl, wie die Menschen sind, das ist natürlich anders, aber das heißt ja nicht, dass man sich nicht trotzdem versteht, dass man nicht trotzdem befreundet sein kann und gemeinsam was machen kann. Ich glaube schon, dass man das sehr leicht überwinden kann."

Lara Preisinger, Schülerin

Culture learning heißt einander verstehen lernen und im Anderssein respektieren. Erst dann können aus Fremden Freunde werden, sowie bei Chunkin, Lara und ihren Freundinnen. Inzwischen hat der junge Syrer eine eigene kleine Wohnung, geht zur Schule und jobbt in einer Pizzeria. Seine deutschen Freundinnen bekocht er aber nur syrisch. Sie haben von ihm inzwischen gelernt, dass man einfach zugreifen darf, ohne zu fragen. Arabische Tischgewohnheiten.


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