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Prof. Dr. Gregor Eichele, Molekularbiologe Ströme und Stürme im Gehirn

Gehirnventrikel, meist auch „Ventrikel“ genannt, sind miteinander verbundene Zisternen, die tief in unserem Hirn liegen und mit einer reichhaltigen Flüssigkeit gefüllt sind. Der Molekularbiologe Prof. Dr. Gregor Eichele erklärt, wie "Denken" chemisch funktioniert.

Stand: 29.06.2023

Diese so genannte Cerebrospinalflüssigkeit wird im Gehirn selbst hergestellt, in einer Menge von etwa einem halben Liter täglich. Wichtig für den Transport der Cerebrospinalflüssigkeit, die reich an Signalmolekülen ist, sind winzige Flimmerhärchen (Zilien), die in die Ventrikel hineinragen. Durch ihre synchronisierten Schlagbewegungen erzeugen sie ein komplexes Netzwerk dynamischer Ströme, die wie Förderbänder fungieren und darüber molekulare „Fracht“ transportieren. Dabei kann man komplexe Bewegungsprofile beobachten: Es gibt Trennlinien und Bereiche, die sich im täglichen Rhythmus verändern. Beispielsweise bilden sich je nach Tageszeit vertikale oder horizontale Barrieren aus. Für Neurophysiologen deuten die zilienbasierten Ströme auf eine komplexe Logistik hin, die Signalmoleküle zielsicher, schnell und unter Energieaufwand im Inneren des Gehirns dorthin zu transportieren scheint, wo sie benötigt werden. Doch wer ist der Taktgeber für diese Ströme? Werden sie von einer zirkadianen Uhr gesteuert und könnte diese Uhr derart komplexe Prozesse wie die Umorientierung von Zilien beeinflussen?

Prof. Dr. Gregor Eichele studierte Chemie und Molekularbiologie und forschte lange Zeit in den USA, u. a. war er fünf Jahre Mitglied an der Medizinischen Fakultät der Harvard Universität. Seit 1997 war er wissenschaftliches Mitglied und Direktor am Max-Planck-Institut für Experimentelle Endokrinologie, seit 2006 ist er Direktor des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie in Göttingen.


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