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Dr. Michael Homberg, Historiker „It’s a match!“ Die Anfänge der elektronischen Partnervermittlung in Europa und in den USA

Dr. Michael Homberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung, untersucht die Geschichte der elektronischen Partnervermittlung. In seinem Vortrag zeigt er, dass schon lange vor Tinder & Co Computer eine wichtige Rolle bei der Suche nach dem oder der Richtigen spielten.

Stand: 03.12.2020

Lange vor Tinder & Co. begannen Heiratsagenturen und Partnervermittlungen in den USA und in Europa den Computer einzusetzen, um die Märkte der „einsamen Herzen“ zu erobern. Dr. Michael Homberg vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam untersucht die Geschichte dieser elektronischen Partnervermittlung von den 1950er- bis in die 1990er-Jahre.

Das „Computer-Dating“ wird in aller Regel als ein Phänomen der Online-Ära beschrieben. Eine Entdeckungsreise in die Dating-Praxis der 1950er-Jahre aber zeigt, dass der Computer schon in der Geburtsstunde des digitalen Zeitalters als „Elektronenamor“ und „Matchmaking Machine“ zum Einsatz kam und hier schnell zum Symbol einer schier grenzenlosen Steuerungs- und Planungseuphorie und zum Werkzeug einer Optimierung des Privaten wurde.

Dabei erzählte die Geschichte der elektronischen Partnervermittlung – von der „Eheanbahnung“ der 1940er- und 1950er-Jahre bis zum „Single-Dating“ der 1960er- und 1970er-Jahre – die Geschichte eines tiefgreifenden soziokulturellen Wandels. Zugleich zeigte sich aber auch eine erstaunliche Persistenz tradierter Werte und Muster des Kennenlernens.

Wie veränderten sich die Vorstellungen von Partnerschaft, Ehe und Liebe über die Jahre und welche Rolle spielte der Einsatz des Computers in diesem Prozess?

Vita

Dr. Michael Homberg ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Zuvor lehrte und forschte er am Historischen Institut der Universität zu Köln und war Mitglied der interdisziplinären Forschergruppe „Trans­formations of Knowledge“ des a.r.t.e.s. Research Lab Cologne. Als Feodor Lynen Research Fellow führte ihn sein Weg als Postdoktorand im Anschluss an die Stanford University, die UC Berkeley und die Harvard University. Er hat Stipendien des Cusanuswerks, der Max Weber Stiftung und der Alexander von Humboldt-Stiftung erhalten.

Für seine Dissertation Reporter Streifzüge (Vandenhoeck & Ruprecht 2017) gewann er 2017 den Offermann-Hergarten-Preis. Zu seinen Forschungsinteressen zählen die Medien- und Kulturgeschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts, die Geschichte der Globalisierung und die Gesellschaftsgeschichte des digitalen Zeitalters.

Wichtige Veröffentlichungen sind:

  • Reporter Streifzüge. Metropolitane Nachrichtenkultur und die Wahrnehmung der Welt, 1870-1918, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2017.
  • Fake News. Geschichte und Theorie falscher Nachrichten (zs. m. Volker Barth), in: Geschichte und Gesellschaft, Jg. 44 (2018), Nr. 4, S. 619-642.
  • Mensch | Mikrochip. Die Globalisierung der Arbeitswelten in der Computerindustrie 1960 bis 2000 – Fragen, Perspektiven, Thesen, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 66 (2018), Nr. 2, S. 267-293.
  • Computerliebe. Die Anfänge der elektronischen Partnervermittlung in den USA und in Westeuropa, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 17,1 (2020), S. 36-62, als Druck- und Onlineausgabe unter der URL: https://zeithistorische-forschungen.de/1-2020/5811

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